Vorſteher⸗Stellv. Dr Hubatſch: Wir kommen zu Nr. 7: 29 2 1. Beſchlußfaſſung über die Vorlage betr. Ablauf der Wahlzeit eines 4 4 — Druck⸗ ſache 22. „Die Verſammlung beſchließt einſtimmig, wie folgt: , Für den Fall der Wiederwahl des Stadtrats und Kämmerers Scholtz wird das Gehalt des⸗ ſelben auf 16 000 %ℳ (einſchließlich der bisheri⸗ gen perſönlichen Gehaltszulage) belaſſen.) VBorſteher Dr. Frentzel: Das Protokoll der heuti⸗ gen Sitzung vollzichen die Herren Kollegen Ahrens, Wilk und Wöllmer. Wir kommen nun zu Punkt 8 ordnung: Bericht des Rechnungsprüfungsausſchuſſes über die Prüfung von 7 Rechnungen. Druckſache 36. Berichterſtatter Stadtv. Bollmann: Meine Herren! Der Rechnungsprüfungsausſchuß hat die in ſeinem Bericht näher bezeichneten Rechnungen ge⸗ prüft; weſentliche Monita waren nicht zu ziehen. Ich habe namens des Rechnungsprüfungsausſchuſſes zu beantragen, dem Magiſtrat Entlaſtung zu erteilen. der Tages⸗ (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Vorſteher Dr. Frentzel: Vorlage betr. Prüfung der Gültigkeit von Stadtver⸗ ordnetenwahlen und Berichterſtattung des Ausſchuſſes. — Druckſache 37. Meine Herren, der Herr Referent, Herr Kollege Rackwitz, iſt durch eine Sitzung des Schwurgerichts am Erſcheinen verhindert. Ich werde an ſeiner Stelle die Berichterſtattung übernehmen und teile Ihnen mit, daß der Ausſchuß beſchloſſen hat: Die am 8., 9. und 10. Februar 1915 vollzoge⸗ nen Stadtverordneten⸗Erſatzwahlen werden für gültig erklärt. Punkt 9: („Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Punkt 10 der Tagesordnung: Vorlage betr. Bewilligung eines weiteren Betrages zur Beſchaffung von Nahrungsmitteln. — Druck⸗ ſache 38. Stadtv. Gebert: Meine Herren! Nach der An⸗ ſchauung meiner Fraktionsfreunde ſieht dieſe Vor⸗ lage des Magiſtrats doch ziemlich mager aus; außer⸗ dem haben wir auch das Gefühl, als wenn aus ihr doch eine gewiſſe Aengſtlichkeit ſpricht. Die Frage der Verſorgunng der Stadt mit Lebensmitteln iſt mittlerweile ſo brennend ge⸗ worden, daß ich nach den Vorbereitungen des Ma⸗ giſtrats doch die Empfindung habe, als wenn unſere Stadtverwaltung den Forderungen der Zeit gegen⸗ über doch nicht genügend offene Augen gehabt hat. Nach der Entwicklung, die die Frage der Verſorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln in den letzten Mo⸗ naten genommen hat, iſt auch dem Staate ein gewiſſer Vorwurf nicht zu erſparen; aber man hätte auch an⸗ Außerordentliche Sitzung vom 3. März 1915 nehmen können, daß ſich auch die Stadtverwaltung gleich nach Ausbruch des Krieges intenſwer mit dieſer Angelegenheit befaßt hätte. Ich weiſe hier be⸗ ſonders auf die Frage der Kartoffelverſor⸗ gung hin. Schon im Monat Auguſt des vergange⸗ nen Jahres trat eine gewiſſe Knappheit in der Ver⸗ ſorgung mit Kartoffeln ein, und ich hatte ſchon da⸗ mals, wenn ich nicht irre, Gelegenheit genommen, mit Herrn Stadtrat Dr Gottſtein über dieſe Frage zu ſprechen. Heute müſſen wir feſtſtellen, daß die Stadt Charlottenburg bei der Verſorgung der Be⸗ völkerung mit Kartoffeln doch ſehr langſam vorgegangen iſt. Die Stadt Berlin hat ſofort mit allen Mitteln verſucht, ziemlich ſtark auf den Kar⸗ toffelmarkt einzuwirken; von der Stadt Charlotten⸗ burg hat man etwas Aehnliches nicht gehört, und es iſt deshalb auch feſtzuſtellen, daß die Einwirkung auf die Preisverhältniſſe durch die Initiative der Stadt Charlottenburg nur ſehr gering geweſen iſt. In den ärmeren Volkskreiſen hören wir von Tag zu Tag fragen: IJa, was unternimmt denn jetzt eigentlich die Stadt Charlotten⸗ burg? — und man muß eigentlich ſagen: bitter wenig oder faſt gar nichts. In bezug auf die Verſorgung mit Dauerware habe ich die Empfindung und, nachdem wir hier ge⸗ hört haben, daß der Krieg unter Umſtänden noch ein halbes Jahr dauern kann, auch die Ueberzeugung, daß die hierfür von der Stadt Charlottenburg vor⸗ geſehene Summe von 500 000 ℳ zu gering iſt; wir werden damit nicht das durchführen können, was vom Magiſtrat beabſichtigt iſt. Wenn es auch heißt, daß es ſich hierbei nur um ein Eingreifen im äußer⸗ ſten Notfall handelt, ſo möchte ich doch darauf hin⸗ weiſen, daß eine kleine überſchlägliche Berechnung er⸗ gibt, daß die für dieſe Summe angekauften Waren kaum für die Verſorgung der Bevölkerung auf eine Woche ausreichen werden. Ich möchte deshalb doch den Magiſtrat bitten, in Erwägung zu ziehen, ob es ſich nicht empfiehlt, hierfür noch größere Mittel vorzuſehen, um dadurch einmal zu erreichen, daß die Verkaufs⸗ preiſe nicht ins Unendliche anziehen, und ferner dar⸗ auf einzuwirken, daß das Entgegenkommen, wie ich mich ausdrücken möchte, ſeitens der Produzenten verſchwindet. Wir haben ja — das kann ja ruhig geſagt werden — einmal unglückliche Erfahrungen mit dem Ankauf von Mehl gemacht: wir haben die Ware nachher um ſoundſoviel billiger abgeben müſſen. Das iſt aber meiner Ueberzeugung nach ein Beweis dafür, daß hier nicht mit dem richtigen Ver⸗ ſtändnis gehandelt worden iſt. Meine Herren, ich habe aus dem Munde eines Produzenten, der Backware herſtellt, gehört, d a ß durch den Preisauf ſchlag um 1 P f. für die ſogenannten Kriegsſchrippen, die ja in Charlotten burg mit 6 Pf. ver⸗ kauft werden, pro Tag ein Mehrver⸗ dien ſt von 22 ℳ herausgeſchlagen wir d. Hier muß meines Erachtens die Stadtver⸗ waltung darauf dringen, daß ſo ſchnell wie möglich Einheitspreiſe feſtgeſtellt werden; denn das iſt ein Zuſtand, den wir nicht gutheißen können. Unſer Wunſch geht deshalb dahin, daß der Ma⸗ giſtrat alles tun möge, um nach Möglichkeit eine et waige Hungersnot abzuwehren. Auf der andern Seite möchte ich aber auch bitten, ſo ſchnell wie möglich für billige Wa⸗ ren Vorſorge zu treffen.