Stadtv. Dr. Gottſtein: Meine Herren! Nach den Ausführungen des Herrn Vorredners muß ich nur das eine bedauern, daß er nicht Mitglied unſerer Deputation iſt. Alles, was er hier vorgetragen hat, hat er deshalb aus unſicheren Quellen, und alles, was er behauptet hat, trifft im günſtigſten Falle nur zur Hälfte zu. Ich will hier nur das Beiſpiel vom Mehl anführen. Unſer Mehl iſt nicht ſchlecht geworden. Wir haben uns einige Vorräte von Mehl in der Zeit der Knappheit zu Beginn des Krieges hingelegt und ſie dann, als dieſe Knappheit aufhörte, als die Preiſe ſchnell zu ſinken begannen, wieder losgeſchlagen, um nicht größere Verluſte zu haben, haben uns aber ſpäter wieder in ganz beträchtlichem Umfange ein⸗ gedeckt. Was die Kartoffeln betrifft, ſo ſind wir nicht dafür verantwortlich, daß es zeitweiſe an Waggons gefehlt hat. Das iſt die Haupturſache für die bei uns beſtehende Kartoffelknappheit, aber nicht die Unter⸗ laſſung von Maßnahmen ſeitens der Stadtverwal⸗ tung. Ich beabſichtige nicht — und dem hat die De⸗ putation und der Magiſtrat zugeſtimmt —, hier über alle unſere Maßnahmen bis ins Kleinſte Rechenſchaft zu geben. Im Ausſchuß ſind wir dazu verpflichtet: aber in der Oeffentlichkeit iſt eine gewiſſe Zurück⸗ haltung erforderlich. Nur in einem Punkte teilen wir die Anſichten des Herrn Vorredners, daß die Summe, die wir damals, vor vielen Monaten, in der Zeit, in der wir angeblich an eine Nahrungs⸗ mittelverſorgung noch gar nicht gedacht hätten, für die Fleiſchverforgung vorgeſehen haben, für die heutige Lage zu niedrig iſt. Aber der Herr Vorredner kennt ja gar nicht unſere Abſchlüſſe und Verhandlungen, um weit darüber hinaus Vorſorge zu treffen, und ich bin auch nicht in der Lage, hier dieſe Verhandlun⸗ gen mitzuteilen. So ſind die Unterlagen, die dem Herrn Vorredner genügt haben, um Beſchuldigungen gegen den Magiſtrat daran zu knüpfen, die eben den Tatfachen durchaus nicht entſprechen. Ich muß auf das entſchiedenſte beſtreiten, wie wir das in der Preſſe ſoundſo oft geleſen haben — ähnliches gilt von Zuſchriften und dergleichen —, daß der Magiſtrat in bezug auf die Kartoffelverſorgung die nötige Sorgfalt hat vermiſſen laſſen. Ich kann behaupten, daß das, was der Herr Vorredner hier vor der breiten Oeffentlichkeit mitgeteilt hat, in keiner Weiſe den Tatſachen entſpricht. (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Zur Durchführung von weiteren Kriegsmaß⸗ regeln auf dem Gebiete der Lebensmittelver⸗ Außerordentliche Sitzung vom 3. März 1915 33 ſorgung wird ein Betrag bis zur Höhe von 2 000 600 %ℳ als Betriebskapital aus bereiten Mitteln (Vorſchüſſen) zur Verfügung geſtellt.) Vorſteher Dr Frentzel: Punkt 11 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Feuerverſicherung des ſtädtiſchen Eigen⸗ tums. — Druckſache 39. Stadtv. Dunck: Meine Herren! Im Jahre 1909 haben ganz eingehende Erörterungen und Be⸗ ratungen darüber ſtattgefunden, ob es für die Stadt vorteilhafter iſt, ihre Gebäude ſelbſt zu verſichern oder das Riſiko wie ſeither einem Konſortium von Feuerverſicherungsgeſellſchaften zu überlaſſen. Dieſe ſorgfältigen Beratungen haben zu dem Ergebnis ge⸗ führt, von der Verſicherung in eigener Regie Ab⸗ ſtand zu nehmen und es bei der ſeitherigen Ge⸗ pflogenheit, die Gebäude bei Geſellſchaften zu ver⸗ ſichern, zu belaſſen. Aus einer Aufſtellung in der Vorlage geht her⸗ vor, daß die Stadt in den fünf Jahren von 1909 bis 1915 an Prämien durchſchnittlich rund 21 500 ℳ pro Jahr mehr bezahlt hat, als ſie für Entſchädigun⸗ gen eingenommen hat. Das beweiſt, daß wir in dieſen Jahren von großen Bränden verſchont waren; es beweiſt aber nicht, daß wir auch für die Folge von großen Bränden verſchont bleiben werden. Bei der jetzigen Kriegszeit iſt es wohl nicht angebracht, grundſätzliche Aenderungen in der Ver⸗ ſicherung vorzunehmen, auch aus Gründen, die ich hier nicht näher erörtern will, da ich beabſichtige, die Einſetzung eines Ausſchuſſes zur Vorberatung dieſer Vorlage zu beantragen. In dieſem Ausſchuß wird auch zu prüfen ſein, welche Geſellſchaften an die Stelle der North Britiſh « Mercantile treten kön⸗ nen. Namens meiner Fraktion beantrage ich, die Vorlage einem Ausſchuß von 13 Mitgliedern zu überweiſen. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Stadtv. Dunck die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 13 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitglie⸗ Dern die Stadtv. Bollmann, Brode, Dunck, Heiden⸗ reich, Imberg, Laskau, Meyer, Neumann, Panſchow, Peeſch, Rackwitz, Dr Stadthagen und Vogel.) Vorſteher Dr Frentzel: Damit iſt die Tages⸗ ordnung der öffentlichen Sitzung erſchöpft. Ich ſchließe die Sitzung. (Schluß 7 Uhr 40 Minuten.)