36 Beginn der Sitzung 6 Uhr 15 Minuten. Vorſteher Dr. Frentzel: Ich eröffne die Sitzung. Als Vertreter des Magiſtrats ſind abgeordnet die Herren Stadträte Boll, D. Gottſtein, Seydel⸗ Dr Spiegel, Kämmerer Scholtz und zu Tagesordnung Nr. 3 die betreffenden Dezernenten. Als Beiſitzer walten die Herren Stadtv. Dr Genz⸗ mer und Ruß. Herr Stadtw. Ruß führt die Redner⸗ liſte. Entſchuldigt ſind die Herren Stadtv. Bade, Dr. Borchardt, Gebert, Gersdorff, Granitza, Heiden⸗ reich, Jachmann, Marzahn, Neumann, Richter, Dr Rothholz und Wagner. Die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes zu Tages⸗ ordnung Nr. 15 liegen mit den Akten aus und gelten als genehmigt, wenn bis zum Schluß der öffentlichen Sitzung Widerſpruch nicht erhoben wird. Ausgelegt werden ferner 2 Einbürgerungsgeſuche. Eingegangen iſt weiter eine Zuſchrift des Libe⸗ ralen Bezirksvereins Charlottenburg⸗Weſtend, betref⸗ fend Steuerſätze. Das Schreiben des Vereins liegt aus. Der Herr Berichterſtatter wird vielleicht Veran⸗ laſſung nehmen, bei Kapitel XV der Eratsberatung darauf zurückzukommen. Wir treten in die Tagesordnung ein. Punkt 1: Einführung von neugewählten Stadtverordneten. Bürgermeiſter Dr Maier: Ich bitte die Herren Architekt Jürgenſen, Verlagsdirektor Bernhard und Herrn Franz Friederich, freundlichſt hier vorzutreten. — Meine Herren! Sie ſind im Wege der Erſatzwahl zu Stadtverordneten gewählt worden. Die Stadtwer⸗ ordnetenverſammlung hat die Wahlen geprüft und für gültig befunden. Mir liegt es nach den Vorſchriften der Städteordnung ob, Sie in Ihr neues Amt einzuführen und Sie mittelſt Handſchlages an Eidesſtatt auf treue und gewiſſenhafte Erfüllung Ihrer Amtsobliegenheiten zu verpflichten. Ich ſpreche Ihnen die beſten Wünſche der ſtädtiſchen Verwaltung aus, begrüße Sie und ver⸗ pflichte Sie hiermit auf Ihr neues Amt. Vorſteher Dr. Frentzel: Meine ſehr geehrten Herren Kollegen! Nachdem Sie ſoeben in Ihr Amt eingeführt worden ſind, erlaube ich mir als Vorſteher dieſer Verſammlung Sie als Mitglieder derſelben be⸗ grüßen zu dürfen. Sie treten in dieſe Verſammlung in einer ſehr ernſten und bedeutungsvollen Zeit ein, und deswegen werden auch die Arbeiten, an denen Sie mitzuwirken berufen ſind, und die Entſchlüſſe, die Sie zu faſſen haben, wichtig und von beſonderer Verantwortung für die Entwicklung unſerer Stadt ſein. Sie kommen zu uns aus den verſchiedenſten Be⸗ rufsgebieten. Sie, Herr Friedrich, kommen direkt von der Stätte der ſchaffenden Arbeit her, und deswegen wird uns Ihr Rat und Ihre Erfahrung in den vielen Fragen, die das Los, das Wohl und Wehe Ihrer Be⸗ rufsgenoſſen betreffen, beſonders wichtig ſein, und zwar nicht nur bei denjenigen, bei denen unſere Stadtwer⸗ waltung als Arbeitgeberin auftritt, ſondern auch bei den vielen anderen Dingen, die ſich um das Wohler⸗ gehen Ihrer Berufsgenoſſen, unter denen Sie ſich ja beſonderer Achtung und eines beſonderen Vertrauens erfreuen, drehen. Sie, Herr Fürgenſen, haben Ihre Fachkenntniſſe in einem Berufe verwertet, in dem ſich Technik und Kunſt geſchwiſterlich die Hand reichen. Auch Sie wer⸗ Außerordentliche Sitzung vom 17. März 1915 den finden, daß für Ihre ausgezeichneten Fachkennt⸗ niſſe reichlich Platz in der Arbeit, die Ihnen obliegt, gegeben iſt. Iſt doch unſere Stadt die größte Bau⸗ herrin in unſerm Gebiet! Vor allen Dingen aber wer⸗ den Sie — und hoffentlich in nicht allzu langer Zeit — Gelegenheit haben, Ihre Fachkenntniſſe dann zu verwerten, wenn unſere Stadt wieder anfängt zu wach⸗ ſen und ſich zu dehnen. Dann werden Sie uns dabei helfen, daß ſich die neue Entwicklung in zweckmäßigen und ſchönen Bahnen bewegt. Sie, verehrter Herr Bernhard, haben ſich ſowohl durch praktiſche Arbeit als auch ganz beſonders durch rheoretiſche Forſchung und wiſſenſchaftliche Betätigung ein ausgezeichnetes Wiſſen auf den Gebieten des Wirt⸗ ſchaftslebens angeeignet. Sie gelten als ein beſonderer Kenner der Geſetze und Erſcheinungen, die das Wirt⸗ ſchaftsleben aller Zeiten und Völker kennzeichnen. Eine Verwaltung wie die unſrige, die einen großen Wirt⸗ ſchaftsorganismus darſtellt, kann ſich natürlich nicht in geſunden Bahnen weiter bewegen, wenn ſie nicht dieſe Geſetze, dieſe Erſcheinungen ſtändig beobachtet und ſich nach ihnen richtet. Deswegen werden Sie im Laufe Ihrer Tätigkeit für die Auseinanderſetzung deſſen, was Sie gefunden und gelernt haben, ſtets willige und aufmerkſame Ohren finden. Meine Herren, Sie werden alle ſehen, daß der Boden für eine gedeihliche Arbeit hier für Sie gegeben iſt. Ich hoffe, daß Ihre Tätigkeit Sie auch innerlich befriedigen und für die Opfer, die Sie zu bringen haben, entſchädigen wird. Wir kommen nunmehr zu Punkt 2 der Tages⸗ ordnung: Mitteilung betr. Gemeindeeinkommenſteuer der zum Kriegsdienſt Le Steuerpflichtigen. — Druck⸗ ſache 43. (Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Punkt 3: Bericht des Etatsausſchuſſes über den Stadthaushalts⸗ etat für 1915. — Druckſachen 31, 35, 42. Zunächſt Sonderetat Nr. 1 — Kanaliſation. (Die Verſammlung ſtellt den Sonderetat Nr. 1 — Kanaliſation — in Einnahme und Ausgabe nach dem Voranſchlag des Magiſtrats unverändert feſt.) Sonderetat Nr. 2 — Ladeſtraßen und Stätteplatz. (Die Verſammlung ſtellt den Sonderetat Nr. 2 — Ladeſtraßen und Stätteplatz — in Einnahme und Ausgabe nach dem Voranſchlage des Magiſtrats unver⸗ ändert feſt.) Sonderetat Nr. 3 — Lagerplatz der Tiefbauverwaltung. (Die Verſammlung ſtellt den Sonderetat Nr. 3 — Lagerplatz der Tiefbauverwaltung — in Einnahme und Ausgabe nach dem Voranſchlag des Magiſtrats unverändert feſt.) Sonderetat Nr. 4 — Elektrizitätswerk. (Die Verſammlung ſtellt den Sonderetat Nr. 4 — Elektrizitätswerk — in Einnahme und Ausgabe nach dem Voranſchlag des Magiſtrats unverändert feſt).