Außerordentliche Sitzung vom 17. März 1915 ſich noch erhebliche Differenzen, und es wurde dann beſchloſſen, daß ſich bis zum 15. September vorigen Jahres die Magiſtrate reſp. die Vorſtände der ein⸗ zelnen Gemeinden zu dem vorliegenden Entwurf zu⸗ ſtimmend oder ablehnend äußern ſollten. Sie ſehen, die Angelegenheit war im beſten Gange. Der 15. September war gewählt worden, weil der 1. Juli ſchon in den Beginn der ſtädtiſchen Ferien fiel und die Angelegenheit ſo wichtig erſchien, um nur von möglichſt vollzähligen Magiſtraten er⸗ ledigt zu werden. Dann kam der Krieg, und unſer Magiſtrat hat ſich auf den Standpunkt geſtellt, daß es doch wohl nicht zweckmäßig wäre, in einer ſolchen ab⸗ normen Zeit Beſchlüſſe zu faſſen, die von ſo weit⸗ reichender Bedeutung auch für die Zukunft ſind. Er hat deshalb beſchloſſen, beim Oberpräſidenten dahin vorſtellig zu werden, daß der Termin für die Be⸗ ſchlußfaſſung über die Angelegenheit des Zweckver⸗ bandes für Arbeitsnachweiſe bis nach Beendigung des Krieges hinausgeſchoben wird. Dieſelben Erwägun⸗ gen haben offenbar auch an anderen Stellen geſchwebt. Denn ehe noch, glaube ich, der Herr Oberpräſident unſre Eingabe haben konnte, kam von ihm bereits folgendes Schreiben: Unter den gegenwärtigen Zeiwerhältniſſen wird es ſich, wie ich in Uebereinſtimmung mit dem Herrn Oberbürgermeiſter von Berlin er⸗ gebenſt mitteile, empfehlen, die Frage der Ent⸗ wickelung der Arbeitsnachweiſe für Berlin, Groß⸗Berlin und die Provinz Brandenburg für jetzt ruhen und auch den Verſuch zur Gründung eines Facharbeitsnachweiſes für Groß⸗Berlin, wie den Verſuch einer Verſtändi⸗ gung zwiſchen der Provinz Brandenburg und Berlin in der Schwebe zu laſſen. Der in meinem Erlaß vom 9. 7. 1914 auf den 15. September d. I. feſtgeſetzte Termin zur Berichterſtattung an mich wird deshalb aufgehoben und auf unbeſtimmte Zeit vertagt. Nun, meine Herren, hat Herr Stadtv. Hirſch Gründe angeführt, die dazu führen könnten, den Herrn Oberpräfidenten um Aufhebung dieſes Be⸗ ſchluſſes zu bitten. Um etwas anderes kann es ſich meiner Meinung nach nicht handeln, da ja die Ver⸗ handlungen zwiſchen den Groß⸗Berliner Gemeinden tatſächlich im Gange ſind und man jetzt nicht, über dieſe beſtehenden Verhandlungen hinweggehend, ein⸗ fach neue einleiten kann. Ich möchte aber doch be⸗ zweifeln, ob eine ſolche Anregung auf Aufhebung des damaligen Beſchluſſes wirklich zweckmäßig iſt. Es wird Ihnen nicht genügend bekannt ſein, daß gerade für Groß⸗Berlin ein Zuſammenhang der Arbeitsnach⸗ weiſe bereits beſteht, daß er durch die Vermittlung des Verbandes Märkiſcher Arbeitsnachweiſe, durch deſſen Vakanzenliſten, vor allen Dingen aber auch durch die ſtändige telephoniſche Verbindung der Ar⸗ beitsnachweiſe untereinander gegeben iſt. Wir ar⸗ beiten fortwährend mit dem Zentralverein für Arbeitsnachweiſe in Berlin ſowie auch mit den größeren Arbeitsnachweiſen der einzelnen Vororte zuſammen. Es würde durch ein Arbeitsamt meiner Anſicht nach darin zunächſt gar nichts geändert wer⸗ den, wenn wir nicht allgemein die Arbeitsämter im ganzen Reich hätten, ſo daß damit die e inheit⸗ fiche Regelung über unſeren Bezirk hinaus gegeben wäre. Was aber in unſerm Be⸗ zirk notwendig iſt, das kann tatſächlich auch jetzt ſchon geſchehen, nicht ſo vollkommen, wie es zu wünſchen wäre, aber doch ſo, genügt. wie es den Anſprüchen] 41 Nun glaube ich, daß es gerade dann, wenn eine geſetzliche Regelung einheitlicher Arbeitsämter be⸗ abſichtigt und für gut befunden wird, durchaus un⸗ zweckmäßig ſein dürfte, hier mit einem einzelnen derartigen Arbeitsamte voranzugehen und dadurch Einrichtungen zu ſchaffen, die vielleicht ſchon nach einem Jahre wieder revidiert werden müſſen. Ich glaube, daß eine Notlage für die Zeit nach der Be⸗ erdigung des Krieges, ſoweit die Arbeitsvermittlung in Betracht ommt und wirkſam ſein kann, nicht be⸗ ſteht. Was in der Beziehung des Ausgleiches zwiſchen Angebot und Nachfrage in Groß⸗Berlin ge⸗ ſchehen kann, das wird auch ohne ein beſonderes Arbeitsamt geſchehen. Ob das ausreicht, ob wir nicht auch andere Bezirke in Anſpruch nehmen müſſen, das kann eben nur die Zukunft lehren. Dazu würde uns aber ein Groß⸗Berliner Arbeitsamt auch nicht verhelfen können; dafür iſt die vorhandene und gut arbeitende Stelle, die Reichszentrale, ge⸗ eigneter. — Stadtv. Dr. Eyck: Meine Herren! Meine Freunde haben mich beauftragt, ihre Zuſtimmung zu dem Antrage des Herrn Kollegen Hirſch hier zum Ausdruck zu bringen. Auch wir verfolgen mit ernſt⸗ hafter Sorge und Aufmerkſamkeit das Problem, auf das dieſer Antrag hinweiſt, und wir freuen uns, daß aus den Ausführungen des Herrn Magiſtratsver⸗ treters hervorgeht, daß auch der Magiſtrat die Ten⸗ denz dieſes Antrages anerkennt. Nun hat allerdings der Herr Vertreter des Magiſtrats eine Reihe von Bedenken gegen die prak⸗ tiſche Ausführbarkeit des Beſchluſſes geltend gemacht; ich glaube aber trotzdem, daß ſich die Annahme des Antrages ſo, wie er vorliegt, auch nach den Aus⸗ führungen des Herrn Magiſtratsvertreters empfehlen würde. Denn wenn der Herr Magiſtratsvertreter da⸗ von ausging, daß eine geſetzliche Regelung vielleicht verſucht iſt oder im Anzuge ſei, ſo kann man ſich dieſer Hoffnung nach den Verhandlungen der Budget⸗ kommiſſion des Reichstags ſchwerlich noch hingeben. Der Herr Staatsſekretär des Innern hat ausgeführt, daß er es nicht für angängig halte, während des Krieges an eine umfaſſende Regelung dieſer Frage heranzutreten, weil es jetzt nicht möglich ſei, die er⸗ heblichen, hier beſtehenden Gegenſätze in den Meinun⸗ gen auszugleichen. Wir werden deshalb damit rechnen müſſen, daß vorläufig alles, was geſchehen kann, lediglich der privaten Initiative der einzelnen Arbeitsnachweiſe zuzuſchreiben ſein wird, und ich glaube, daß es unter dieſen Umſtänden für den Ar⸗ beitsnachweis der Stadt Charlottenburg ebenſo wie für alle paritätiſchen und gemeinnützigen Arbeits⸗ nachweiſe eine durchaus dankenswerte Aufgabe iſt, alle Schritte zu tun, die auf eine größere Zentrali⸗ ſation der Arbeitsnachweiſe abzielen. Wenn nach glücklicher Beendigung des Krieges die Reſerviſten, Landwehr⸗ und Landſturmleute zu ihrer bürgerlichen Beſchäftigung zurückkehren, werden die Arbeitsver⸗ mittlungsanſtalten vor eine Aufgabe von ſo gigan⸗ tiſcher Größe geſtellt ſein, wie das noch niemals der Fall war. Dafür iſt es völlig gleichgültig, ob wir nach dem Kriege mit einer aufſteigenden Wirtſchafts⸗ konfunktur zu rechnen haben oder nicht. Zunächſt werden einmal dieſe Millionen von Menſchen unter⸗ gebracht werden müſſen, und es darf nicht das Ge⸗ ringſte verabſäumt werden, was dieſer Aufgabe gegenüber notwendig erſcheint. Nun mag es ja bei der gegenwärtigen Sachlage und angeſichts der Verhandlungen, die 44.