Außerordentliche Sitzung vom 17. März 1915 mit Rückſicht auf die Tatſache, daß wir ſchon jetzt und nicht erſt bei Beendigung des Krieges für die Perſonen einzutreten haben werden, die infolge des Krieges mindererwerbsfähig geworden ſind, eine Aufgabe, die ſehr viel ſchwieriger iſt, als die Arbeits⸗ vermittlung an geſunde Perſonen nach Beendigung des Krieges. Da dieſe Aufgabe tatſächlich in der Provinz Brandenburg und in Berlin nur gemein⸗ ſchaftlich geregelt werden kann (Sehr richtig!) und auch vorausſetzt, daß Kommunen, die bisher noch keinen Arbeitsnachweis haben, eine derartige Ein⸗ richtung treffen, ſo glaube ich, daß wir auch ohne weiteres dazu kommen werden, in gemeinſchaftlicher Verhandlung die Angelegenheit der Zuſammen⸗ faſſung des Arbeitsnachweisweſens noch einmal zu beſprechen. In dieſem Sinne ſind auch die Aus⸗ führungen meines Herrn Vorredners vom Magiſtrat zu verſtehen, und in dieſem Sinne können wir uns auch mit dem Antrage einverſtanden erklären. Stadtv. Dr Hubatſch: Ich wollte nur erklären, daß meine Freunde den Ausführungen der Herren Kollegen Dr Eyck und Hirſch vollkommen zuſtimmen. Wir halten den Antrag für nützlich und zweckmäßig und werden für ihn ſtimmen. Stadtv. Dr. Stadthagen: Auch meine Freunde ſind für jede Verbeſſerung des Arbeitsnachweis⸗ weſens. Auch wir halten den jetzigen Augenblick für den gegebenen, in dem man hier mit irgendwelchen Verbeſſerungen, ſei es, welche ſie ſeien, anfangen muß, und glauben, in dem Antrag Hirſch auch einen gangbaren Weg zu ſehen. Wir werden daher dem Antrag zuſtimmen. Stadtv. Jolenberg: Ich möchte mir erlauben, für meine Perſon einige Ausführungen in bezug auf das Opernhaus zu machen. Seit Beſtehen des Opernhauſes kommt die Oeffentlichkeit über die Ver⸗ hältniſſe desſelben nicht recht zur Ruhe. Neuerdings ſind es beſonders drei Punkte, mit denen ſich die Oeffentlichkeit beſchäftigt. Man wünſcht Aufklärung darüber, weshalb die ſeinerzeit vorgelegte Rentabili⸗ tätsberechnung, die von dem damaligen Herrn Stadtverordneten vorſteher ſehr warm vertreten wurde, gänzlich ver⸗ ſagt hat. Dieſe Rentabilitätsberechnnug hat, glaube ich, die Stadtverordnetenverſammlung in ihrem Be⸗ ſchluſſe fehr beeinflußt, und es wäre vielleicht ganz anders gekommen, wenn die Rentabilitätsberechnung 11 ein ſolches günſtiges Ergebnis aufgewieſen hätte. Ferner verſteht man nicht recht, weshalb die ſeit Kriegsausbruch vorzulegenden Monatsbilanzen nicht gegeben werden. Die Freiſtellung von Pacht und Gebühren war an die Bedingung geknüpft, daß regelmäßig für jeden Monat eine Bilanz aufgeſtellt werden ſollte und daß der Gewinn, der ſich monatlich bilanzmäßig ergab, an die Stadtgemeinde für Pacht und Gebühren, d. i. Gas, Waſſer, Elektrizität uſw., abgeführt werden ſollte. Derartige Monatsbilanzen ſind nicht eingereicht worden, und man verſteht das nicht recht. 7 Dann aber hat man auch keine Erklärung dafür, weshalb entgegen den früheren Ausführungen des Vorſitzenden des Aufſichtsrats der Geſellſchaft und trotz inzwiſchen eingetretener erheblicher Preis⸗ 43 erhöhungen für die Plätze derſelbe Vor⸗ ſitzende neuerdings erklärt hat, daß es für die Geſellſchaft ganz unmöglich ſei, künftighin, alſo in normalen Zeiten, ohne weſentliche Zuſchüſſe ſeitens der Stadt aus zukommen. Es widerſpricht das alſo vollſtändig den früheren Aus⸗ führungen. Meine Herren, ich ſtelle keine Anfrage, aber ich bin der Meinung, daß der Bürgerſchaft reſtloſe Auf⸗ klärung über die geäußerten Zweifel gegeben werden muß. Stadtv. Meyer: Meine Herren! Der Anſicht, daß die Verhältniſſe des Opernhauſes einer Erörte⸗ rung bedürfen, war auch der Etatsausſchuß, wie aus dem Antrag, der dort einſtimmige Annahme gefun⸗ den hat, hervorgeht. Der Antrag bezweckt, daß eine gemiſchte Deputation von Magiſtrat und Stadtver⸗ ordnetenverſammlung über dieſe Verhältniſſe berät. Wir waren aber gleichzeitig der Meinung, daß es ſich nicht empfiehlt, ſie vor zeitig, d. h. vor einer genügenden Klärung im engeren Kreiſe, zur Erörte⸗ rung zu bringen, und haben deshalb auch im Etats⸗ ausſchuß von einer eingehenden ſachlichen Debatte abgeſehen. Ich glaube, daß es auch heute keinen Zweck hat, das Ergebnis dieſer Deputationsberatun⸗ gen vorwegzunehmen, und möchte deshalb empfehlen, daß ſich die Stadtverordnetenverſammlung lediglich darauf beſchränkt, die Reſolution, die ihr der Etats⸗ ausſchuß vorlegt, anzunehmen. Stadtv. Kaufmann: Meine Herren! Auf die Angelegenheit ſelbſt will ich nicht weiter eingehen, da der Etatsausſchuß ja zu dem ſehr vernünftigen Beſchluß gekommen iſt, eine gemiſchte Deputation einzuſetzen, die ſich mit den Verhältniſſen des Opern⸗ hauſes beſchäftigen ſoll. Ich hätte alſo gar keinen Anlaß, darauf einzugehen, wenn nicht Herr Kollege Jolenberg mit der von ihm mir gegenüber ſchon häufig bewieſenen Liebenswürdigkeit meine Perſon in die Angelegenheit hineingezogen hätte, und zwar durch ſeine Behauptung, daß überhzupt nur auf Grund einer von mir aufgeſtellten Rentabilitäts⸗ berechnung der damalige Beſchluß gefaßt worden wäre. Dazu will ich nur folgendes bemerken. Ich bin nicht Theatermann und habe ſeinerzeit nur die Aufſtellung über die Einnahmen überſchläg⸗ lich auf Grund einer Enquete machen können. Der Voranſchlag dieſer Einnahmen hat ſich als richtig erwieſen; der Etat iſt in dieſer Beziehung voll inne⸗ gehalten. Was die Ausgaben anbelangt, ſo habe ich mich damals natürlich auf die Angaben von Sach⸗ verſtändigen ſtützen müſſen. Ich habe auch inner⸗ halb der vorbereitenden Kommiſſion ausgeführt, daß die mir urſprünglich vorgelegten Zahlen von mir als Geſchäftsmann ſchon aus dem Handgelenk heraus erhöht worden ſeien, daß ich aber in dieſer Beziehung keinerlei Verantwortung übernehmen könne. Der Magiſtrat hat dann damals beſchloſſen, Sachver⸗ ſtändige zuzuziehen, und zwar waren das, wenn ich nicht irre, der Direktor des Cölner Theaters und der Direktor des Hamburger Theaters, die dieſen Etat prüfen ſollten. Nach der Prüfung dieſes Etats iſt dann erſt der Beſchluß zuſtande gekommen. Ich für meine Perſon muß daher jeden Vorwurf, daß ich Ihnen hier Ziffern gegeben hätte, die nicht ſtimmten, zurückweiſen. Im übrigen habe ich als Stadtverordneter keinen Anlaß, auf die Verhältniſſe des Opernhauſes einzugehen.