52 Damen vertreten ſind — wenn die Unterſtützungs⸗ kommiſſionsvorſitzenden vielfach dabei nicht er⸗ ſcheinen, ſo bedaure ich das ſehr, dann iſt natürlich eine Beſchlußfaſſung dort ſehr ſchwer —, oder die Konferenz des Magiſtrats mit den Vorſitzenden der Kommiſſionen. Derartige Beſprechungen haben ja ſehr häufig ſtattgefunden, und dabei ſind auch ſolche Fragen erörtert worden. Meine Herren, ich glaube, daß die allgemeinen Geſichtspunkte, die Herr Kollege Hirſch erwähnt hat, doch zum Teil einer Zurückweiſung bedürfen. Es iſt nicht zutreffend, wenn er ſagt, daß die Stadt Charlottenburg für ein Kind 6 %ℳ feſtgeſetzt hat. So iſt die Sachlage nicht, ſondern ſie hat für eine Frau und ein Kind 24 plus 8 % feſtgeſetzt, und zwar zu⸗ nächſt bei ein und zwei Kindern, und bei den folgen⸗ den Kindern iſt der Satz von 6 % gewählt worden. Es kommt alſo für eine Frau mit einem Kinde ein Satz von 32 %% heraus. Das iſt etwas ganz anderes, als wenn man ſagt, ein Kind ſolle mit 8 % er⸗ nährt werden. Außerdem liegt auch die Sache ſo, daß in den Arbeitgeberfällen, von denen Herr Kollege Hirſch mehrfach geſprochen hat, der Reichszuſchuß plus Stadtzuſchuß gewährt wird, d. h. für ein Kind 6 % plus 6 ℳ, macht 12 ℳ, — alſo wieder ein weſent⸗ lich höherer Satz. Nun gebe ich ja dem Magiſtrat vollkommen zu, daß ſich in der Tat in einer Reihe von Fällen Uebel⸗ ſtände ergeben haben, die eine gewiſſe Berechtigung für ſein Vorgehen erkennen laſſen könnten. Es iſt in vielen Kreiſen der Bürgerſchaft die Auffaſſung maßgebend geworden, daß ſich die Frauen der Krie⸗ ger zurzeit vielfach in einer beſſeren wirtſchaftlichen Lage befinden als zu der Zeit, wo der Mann nicht im Felde war. (Sehr richtig!) Nur ein Beiſpiel aus den Arbeitgeberfällen! Eine Frau mit vier Kindern erhält 36 ℳ. vom Reich, 36 % von der Stadt und von den Arbeitgebern, be⸗ ſonders von den großen Geſellſchaften, die in erſter Linie in Betracht kommen, im allgemeinen 10 ℳ die Woche, macht 40 ℳ im Monat, alſo zuſammen 112 ℳ! Meiſt haben die Männer dieſer Frauen 120 bis 130 %ℳ im Monat verdient. Wenn Sie be⸗ denken, daß die Männer jetzt nicht miteſſen und daß dieſe naturgemäß einen erheblichen Teil des Arbeits⸗ verdienſtes für ſich verbraucht haben, ſo liegt die Sache ſo, daß ſich in dieſen Fällen die Frauen jetzt tatſächlich trotz der erhöhten Lebensmittelpreiſe gün⸗ ſtiger ſtehen als früher. Das haben ſehr viele Frauen ſelber ohne weiteres zugegeben. Es gibt ja auch viele Fälle, in denen die Männer überhaupt ſehr wenig zum Haushalt beigetragen haben: ich will aber darauf, wie ſich manche Kriegsteilnehmerfrauen in dieſer Beziehung äußern, nicht näher eingehen. Meine Herren, aber in einem Punkte gebe ich Herrn Kollegen Hirſch recht. Ich hätte es allerdings lieber geſehen, wenn das verleſene Schreiben an die Arbeitgeber nicht ergangen wäre. (Sehr richtig!) Als ich davon erfuhr, habe ich ſofort meine größten Bedenken geäußert. Ich hätte bei einem derartigen grundſätzlichen Vorgehen doch gewünſcht, daß ſich der Magiſtrat vorher erſt mit den Vorſitzenden der Unter⸗⸗ ſtützungskommiſſionen, alſo mit denjenigen Perſonen, die in der Praxis dauernd dieſe Fälle behandeln, ins Einvernehmen geſetzt hätte. Wäre das geſchehen, Außerordentliche Sitzung vom 17. März 1915 dann, glaube ich, wäre dieſes Schreiben nicht in dem Wortlaut hinausgegangen, den es hat. Ich habe auch von vornherein die Befürchtung gehabt, daß vielfach das Schreiben nicht den Zweck erfüllen würde, den es, vielleicht ganz berechtigterweiſe, im Auge gehabt hat. Ich hoffe, daß in Zukunft bei der⸗ artigen wichtigen Schritten ſeitens des Mag iſrats doch mit den Unter⸗ ſt ützungskommiſſionen vor der Er⸗ ledigung folcher Dinge die Fühlung genommen wird, die wir, wie Sie ja wohl alle, wünſchen. Meine Herren, wenn Herr Kollege Hirſch dann noch davon geſprochen hat, daß die Frauen bei den heutigen Lebensmittelpreiſen mit den Normalſätzen nicht auskommen können, ſo hat ja Herr Kollege Wöllmer ſchon zutreffend darauf hingewieſen, daß ein großer Teil der Frauen Arbeitgeberunterſtützungen bezieht, ein anderer Teil arbeitet und daß auch ſonſt beſondere Beihilfen, wie Schulſpeiſung, gewährt wer⸗ den. Trotzdem kommen allerdings manche Frauen ſogar ihren Verpflichtungen nicht voll nach. Auch das müſſen wir leider erleben; ich gebe aber zu, daß das ſeltene Fälle ſind. Ich möchte aber eins betonen. Die Beſchwerden, die wir in den Unterſtützungs⸗ kommiſſionen erhalten — ich glaube, das iſt in allen Kommiſſionen wohl ähnlich —, kommen meiſtens nicht von den Frauen, die die Normalſätze beziehen, ſondern rühren gerade von den Frauen her, die über die Normalſätze hinaus Einnahmen, namentlich durch Arbeitsverdienſt, haben. Von dieſen Frauen erhalten wir in viel unangenehmerer und ſchärferer Weiſe Beſchwerden, beſonders deswegen, weil die Stadt, meines Erachtens wenigſtens in gewiſſem Umfange durchaus berechtigt, den halben Arbeitsverdienſt ab⸗ rechnet, ebenſo in den Fällen, in denen Arbeitgeber⸗ unterſtützungen gewährt werden. Eine Aeußerung des Herrn Kollegen Hirſch möchte ich aber noch richtigſtellen Ich habe es ſehr bedauert, daß er hier in der öffentlichen Verſammlung etwas wiederholt hat, was uns die Frauen allerdings oft ſagen, daß nämlich, wenn zur Reichsunterſtützung ein ſtädtiſcher Zu⸗ ſchuß von 100% gewährt wird, die Stadt keinen Mietzuſchuß gäbe. Meine Herren, das trifft nicht zu. Bereits in dem Geſetze von 1888 und in den Kom⸗ mentaren dazu iſt ausdrücklich darauf hingewieſen, daß die Beträge, die dort gewährt ſind, nicht nur für Nahrungsmittel, ſondern auch zur Befriedigung des Wohnungsbedürfniſſes beſtimmt ſein ſollen, natürlich zuzüglich der von den Städten zu gewährenden Unterſtützung. In einem Kommentar ſteht unmittel⸗ bar, daß die Reich s unterſtützung auch dazu ver⸗ wendet werden kann, einen Teil der Wohnungsmiete zu decken. Daraus erſehen Sie, daß, wenn wir Reichs⸗ zuſchuß plus 100 % gewähren, dann durchaus nicht von mangelnder Wohnungsfürſorge geredet werden kann. Wir müſſen auch bedenken, daß Reichszuſchuß plus 100 % in den meiſten Fällen über den normalen Lebensſatz, z. B. bei 2 Kindern mit 48 gegen 40 ℳ um 8 ℳ, hinausgehen. Wie kommen wir dazu, den Frauen, die vom Arbeitgeber noch etwas erhalten, mehr zu geben als den anderen Frauen, die nichts er⸗ halten. Das wäre doch ein direkter Nonſens. Alſo es kommt ohne weiteres in dieſen Fällen auch ein Teil für die Miete in Betracht. Nun, meine Herren, zum Schluß. Meine Freunde ſind durchaus der Anſicht, daß in jeder Weiſe für die Familien der Kriegsteilnehmer geſorgt werden ſoll. Es iſt, glaube ich, die Anſicht aller