58 ſeinem Charakter, als deſſen Grundzug man wohl eine warme Menſchenfreundlichkeit bezeichnen darf, ent⸗ ſprach noch viel mehr das, was er für unſere Waiſen⸗ pflege und auf den verwandten Gebieten leiſten und arbeiten durfte. Hier ſetzte er ſein ganzes Herz, ſeine ganze Arbeitskraft ein. Bei ſeinem ſcharfen Verſtande war es ihm vergönnt, hier Erfolge zu erzielen, die nicht vergeſſen werden. So haben wir ihn gelannt als einen pflichteifrigen und begabten Kolle⸗ gen, als einen offen und aufrichtig denkenden Menſchen voll warmer Empfindung. So wind ſein Gedächmis unter uns fortleben, ſo werden wir es ehren. — Sie haben ſich zur Ehrung des Verſtorbenen von Ihren Sitzen erhoben; ich ſtelle das hiermit dankend feſt. Wir treten nunmehr in die Tagesoronung ein. Punkt 1: Vorlage betr. Einbau einer Entwäſſerungsleitung in der Keplerſtraße. — Druckſache 57. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Für den Einbau einer Entwäſſerungslei⸗ tung auf der Oſtſeite der Keplerſtmaße zwiſchen Straße 9a und Olbersſtraße werden die Koſten im Betrage von 3500 bewilligt, ſie ſind aus den beim Sonderetat 1 (Kanaliſation E. 0. Abſchn. 1 Nr. 2) für 1915 bereitſtehenden Mit⸗ teln zu entnehmen.) Punkt 2: Vorlage betr. Nachbewilligung im Gasanſtaltsetat.— Druckſache 58. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antruge des Magiſtrats die Verſtärkung von Etatsnummern des Ordinaniums und Extra⸗Ordinariums des Sonder⸗ etats Nr. 5 — Gaswerke — für 1914 um zuſammen 48 260,42 ℳ.) Punkt 3: Vorlage betr. Verſtärkung der Etatsnummer Ord. Kapitel IV—4—5 für 1914. — Druckſache 59. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats wie folgt: Zur Erhöhung der Etatsnummer Ord. Kapitel IV— 4—5 für 1914 — Umzugskoſten — werden 551,02 % aus laufenden Mitteln bewilligt.) Punkt 4: Vorlage betr. Nachbewilligung im Armenetat für 1914. — Druckſache 60. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats die Verſtärkung von Etatsnummern des Ordinariums Kapitel v für 1914 um zuſammen 47 400 ℳ). Punkt 5: Vorlage betr. Blanckſche Erbſchaft. — Druckſache 61. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, der Uebernahme der Erbſchaftsſteuer für die Legatarinnen auf den Nachlaß der Blanckſchen Erbſchaft zuzuſtimmen.) Sitzung vom 14. April 1915 Wir gehen nunmehr, da die Zeit für die Wahl (och nicht heran iſt, zu Punkt 7 der Tagesordnung über: Vorlage betr. ſtädtiſche Fürſorge für Kriegsbeſchädigte und Errichtung einer ſtädtiſchen Beratungsſtelle. Druckſache 63. Stadtv. Wöllmer: Meine Herren! Wir begrüßen dieſe vom ſozialmediziniſchen wie ſozialpolitiſchen Standpunkt vortreffliche Vorlage und ſtimmen ihr zu. Es wird die vornehmſte Aufgabe der Allgemeinheit ſein, für die durch den Krieg dauernd oder vorüber⸗ gehend an Körper und Seele Geſchädigten zu ſorgen, und zwar nicht nur durch Renten oder durch private Wohltätigkeit, wie das früher der Fall war, ſondern in hervorragendem Maße mit allen Mitteln unſerer medi⸗ ziniſchen Wiſſenſchaft und durch ſozialpolitiſche Ein⸗ richtungen, damit dieſe unglücklichen Menſchen wenig⸗ ſtens einigermaßen wieder erwerbsfähig wenden. So können wir dieſe Vorlage nur herzlich begrüßen und uns darüber freuen, daß der Magiſtrat frühzeitig und ſchnell die Vorbereitungen hierzu getroffen hat. Han⸗ delt es ſich doch auch nicht nur um die zahlreichen Krüppel, ſondern auch um ſolche Kriegsbeſchädigte, die durch Erkrankung der inneren Organe dauernd oder vorübergehend vielleicht vollſtärdig oder teilweiſe er⸗ werbsunfähig geworden ſind, denen nun in dieſer Weiſe geholfen werden ſoll. Meine Herren, es iſt in der Vorlage mit Recht darauf hingewieſen, daß es Aufgabe des Reiches iſt, kraft Geſetzes nicht nur die Renten zu zahlen, ſondern daß das Reich auch die Verpflichtung hat, die Für⸗ ſorge in dem von der Vorlage gekennzeichneten Rah⸗ men in die Hand zu ehmen und die Koſten dafür zu tragen. Aber es iſt ebenſo trefflich in der Vorlage motiviert worden, daß das Reich allein dazu nicht in der Lage iſt, ſondern daß eine Dezentnaliſation ſtatt⸗ finden muß und wirklich wirkſame Maßnahmen nur dann getroffen werden können, wenn alle dem Reich untergeordneten politiſchen Organiſationen, alſo die Provinz, Kreiſe und Städte, Hand in Hand aubeiten. Charlortenburg wird ja in der gleichen Richtung ſeine Tätigkeit entfalten. Meine Herren, was nun die Form anbelangt, in der die Vorlage zur Ausführung gebracht werden ſoll, ſo erſcheint auch meinen Freunden die Einrich⸗ tung einer ſtädtiſchen Beratungsſtelle als das zweck⸗ mäßige. Es iſt in vortrefflicher Weiſe in der Begrün⸗ Dung der Vorlage auseinandergeſetzt worden, wie man dieſe Maßregeln durchzuführen gedenkt. Ich kann mir daher verſagen, auf das Einzelne einzugehen. Wir ſtimmen auch dem Magiſtrat darin zu, daß wir wenigſtens die große Mehrheit meiner Freunde — ebenfalls die Einſetzung einer gemiſchten Deputation für das zweckmäßigſte halten. Man könnte ja zunächſt der Anſicht ſein, daß die Geſundheitsdeputation und Der Arbeitsnachweis etwa in gemeinſamen Sitzungen dieſe Aufgaben löſen können. Aber es ſcheint, wie geſagt, der großen Mehrheit meiner Freunde zweck⸗ mäßiger zu ſein, eine beſondere Deputation einzufetzen, damit ſie ſich voll und ganz dieſer vornehmen Aufgabe widmen kann, und auch eine gemiſchte Deputation, da⸗ mit mehr Sachverſtändige aus den Kreiſen der Arbeit⸗ geber und Arbeitnehmer herangezogen werden können, was im Rahmen einer gewöhnlichen Deputation ja nicht möglich wäre. Wir ſtimmen alſo dem Magiſtrat auch hierin zu. Ferner halten wir auch die Einſetzung eines Aus⸗ ſchuſſes zurzeit für überflüſſig. Sollten noch Wünſche