Sitzung vom 14. April 1915 beſtehen, die von dem, was der Magiſtrat in ſeiner Begründung ausführt, erwa abweichen, ſo wird zu ihrer Berückſichtigung noch Gelegenheit gegeben ſein, wenn die gemiſchte Deputation zuſammengeſetzt wird. Meine Herren, wir können, glaube ich, dem Magi⸗ ſtrat dankbar dafür ſein, daß er dieſe Vorlage in ſo ausgezeichneter Weiſe begründet hat und daß er ſo frühzeitig und ſchnell dieſe Fürſorge in die Wege leitet, ſo daß die Soldaten, die für die Ehre und Freiheit Deutſchlands dauernd oder vorübergehend Schaden an Körper und Seele erlitten haben, nicht nur auf Renten und private Wohltätigkeit angewieſen ſind, wie das in früheren Zeiten der Fall war, ſondern daß Einrichtun⸗ gen geſchaffen werden, die es ermöglichen, die Kriegs⸗ beſchädigten tunlichſt wieder arbeitsfähig zu machen. (Bravo!) Stadtv. Dr. Stadthagen: Den Worten des Herrn Vorredners ſchließen ſich meine Freunde durchaus an und ſtimmen mit ihm auch überein in der Beurteilung der Vorlage, die ſo ſorgfältig ausgearbeitet iſt und in ſo vielen Punkten bereits in trefflicher Weiſe Ausblicke auf ihre Ausführung eröffnet, daß man dem nicht viel hinzuzufügen hat. Wenn ich trotzdem das Wort er⸗ greife, ſo geſchieht es mehr wegen der Art der Zu⸗ ſammenſetzung der Deputation, die hier vorgeſehen iſt. Meine Freunde teilen durchaus den Wunſch des Magiſtrats, daß möglichſt viele Sachverſtändige in dieſer Kommiſſion vorhanden ſein mögen. Es fragt ſich aber nach unſeren Erfahrungen in anderen Depu⸗ tationen, ob es nachher möglich ſein wird, die geeigne⸗ ten ſachverſtändigen Kräfte, auf die es hier wirklich ankommt, als Bürgerdeputierte heranzuziehen. Es fragt ſich auch, ob nicht ein viel größerer Teil der Arbeitgeber⸗ und der Arbeitnehmerorganiſationen Wert darauf legt, bei dieſen Maßnahmen mitzuwirken, und ob es nicht doch notwendig ſein wird, neben dieſer Deputation, die ja gewiſſe Arbeiten zu übernehmen hat, ein ſachverſtändiges Gremium zuſammentreten zu laſſen, in dem z. B. eine große Reihe bedeutender Arbeitgeber Charlottenburgs, der mittleren Betriebe und der Arbeitnehmerorganiſationen vertreten ſind. Andererſeits wäre dann die Möglichkeit gegeben, daß unter Umſtänden, wenn ſich nicht genügend Bürger⸗ deputierte für dieſe Deputation finden, was immer gewiſſe Schwierigkeiten hat, vielleicht aus dem Kreiſe der Stadtverordneten, unter denen ja auch ſehr viele ſachverſtändige Herren vorhanden ſind, doch eine größere Zahl in die Deputation gewählt werden kann. Wir möchten deshalb möglichſt den Weg offen laſſen, wie wir das manchmal getan haben, daß als Bürgerdeputierte auch Stadtverordnete gewählt wer⸗ den können, nicht müſſen. Wir haben ja in manchen Deputationen die Möglichkeit, auch Stadt⸗ verordnete als Bürgerdeputierte zu wählen. Wir würden es z. B. nicht für zweckmäßig halten, wenn als Bürgerdeputierter von irgend einem großen Betriebe ein untergeordnetes Organ vorgeſchlagen wird. Das würde, wie wir glauben, für die Beratungen keinen Wert haben. (Zuruf des Stadtv. Wöllmer.) — Gewiß, wir wählen es: aber es könnte doch ſein, daß große Betriebe nicht die geeigneten Kräfte für unſere Beratungen zur Verfügung ſtellen, und dann 59 könnte es wünſchenswert ſein, aus unſerm Kreiſe ge⸗ eignete Kräfte heranzuziehen. Wir möchten deshalb den Weg offen laſſen, auch eventuell Stadtverordnete als Bürgerdeputierte wählen zu dürfen. Dieſe Frage braucht aber, glaube ich, heute nicht entſchieden zu werden, ſondenn ſie kann dann geklärt werden, wenn die Deputation gewählt wird. Ich nehme an, daß der Magiſtrat ſpäter nicht etwa Widerſpruch erheben und ſagen wird: das hättet ihr bei der Vorlage vorbringen müſſen, ſondern ich glaube, daß wir uns das in Ruhe überlegen und es eventuell bei der Wahl der Depu⸗ tation durch einen entſprechenden Zuſatzantrag zur Er⸗ ledigung bringen können. Im übrigen hoffen meine Freunde auch, daß Durch dieſes Vorgehen eine der vielen Wunden, die un⸗ ſerm Vaterlande geſchlagen werden, nach Möglichkeit geheilt wind und daß recht viele der verwundeten oder erkrankten Kriegsteilnehmer durch die geplanten Maß⸗ nahmen wieder in den Stand geſetzt werden, künftig ſelber erwerbstätig zu ſein. Bürgermeiſter Dr. Maier: Ich möchte Herrn Stadtv. Dr. Stadthagen erwidern, daß wir den künf⸗ tigen Wünſchen der Stadtverordnetenverſammlung auf Zuſammenſetzung der Deputation nicht präfudizieren, wenm heute die Frage, die Herr Stadtv. Dr. Staot⸗ hagen angeſchnitten hat, nicht weiter erörtert wird. Ich zweifle allerdings nicht, meine Herren, daß gerade für dieſe Deputation die erforderliche Zahl von Bürger⸗ Deputierten gefunden wird und gefunden werden muß. (Sehr richtig!) Stadtv. Dr Landsberger: Meine Herren! Auch ich begrüße die Vorlage mit freudiger Anteilnahme, und nicht bloß ihre Ziele, ſondern auch die Richtlinien, die in der Vorlage für die Ausführung gegeben ſind, erſcheinen mir durchaus zweckmäßig und dankenswert zu ſein. Ebenſo halte ich die Einſetzung einer beſon⸗ deren Deputation, obwohl die Einſetzung von neuen Deputationen immerhin den Verwaltungsgang er⸗ ſchwert, in dieſem Falle für zweckmäßig, weil die Be⸗ ziehungen ſehr vielſeitig ſein werden, die die Deputa⸗ tion wahrzunehmen hat, und weil — leider! — eine ſehr große Zahl von Fällen vorhanden ſein wird, mit denen ſich die Deputation wird beſchäftigen müſſen. Ich möchte nur dem Magiſtrat den Wunſch aus⸗ ſprechen, daß er ſeine Maßnahmen mit der möglichſt ſchleunigen Konſtituierung der Deputation beginnt, damit ſie ſelbſt in der Lage iſt, den jetzt ſchon aufge⸗ ſtellten kleinen Etat ihrerſeits noch zu beeinfluſſen. Mir ſcheint, als wenn es vor der Hand noch nicht nötig wäre, ſogleich mit der feſten Anſtellung eines Arztes, einer Schweſter, eines Wärters, einer Schreib⸗ hilfe, ſowie mit der Einrichtung eines beſonderen Rau⸗ mes und Inventars vorzugehen, ſondern daß ſich das erſt allmählich als Forderung ergeben wird. Erſt im Verlaufe der Arbeit der Deputation und der ganzen Beratungsſtelle wird ſich das Notwendige er⸗ mitteln laſſen. Es wäre wohl auch noch weiterer Prü⸗ fung bedürftig, ob gerade die Anlehnung an die in⸗ nere Station des Krankenhauſes hier in dieſem Fall beſonders angebracht iſt. Ich meine deswegen auch der Magiſtrat ſchätzt ja z. B. die Koſten der Verwal⸗ tungsſtelle nur annähernd —, daß ſich alle dieſe Dinge erſt im Laufe der weiteren Entwicklung der Be⸗ ratungsſtelle ergeben werden.