112 wir auch die Abgabe organiſieren — und nächſtens wird mit dem Verkauf des Gefrierfleiſches, das wir ſelbſt in eigenen Räumen eingelagert haben, begonnen wer⸗ den —, ohne gewiſſe Unannehmlichkeiten nicht abgeben wird, weil eben der Kreis der Verbraucher und Bean⸗ ſprucher erheblich größer iſt als die Zahl derjenigen, die wir befriedigen können, da das Fleiſch billiger und der Bedarf an Fetten außerordentlich dringend iſt. Das gilt nicht nur für Fleiſch, ſondern auch für Butter und Milch. Hiermit hat ſich der Herr Bürger⸗ meiſter ſo eingehend beſchäftigt, daß ich ſeine Ausfüh⸗ rungen nur in einigen Punkten zu ergänzen brauche. Die Zugänge von auswärts ſind allerdings auf 60 bis 65 % der früheren Beſtände herabgegangen. Die be⸗ rechtigten Anforderungen der Jugend und der Kran⸗ ken an dieſen Produkten betragen aber etwa 50 oder vielleicht auch 60% dieſer verringerten Menge, ſo daß für die Bevölkerung ſelbſt nach den von uns jetzt verabredeten Maßnahmen, die in Kürze durchgeführt ſein ſollen, immerhin noch ein großer Teil zur Deckung ihres Bedarfs übrig bleiben wird, da wir nach Schluß der Verkaufsſtunden für Milch, die für Jugendliche und Kranke beſtimmt iſt, die von uns nicht bean⸗ ſpruchten Mengen freizugeben beabſichtigen. Wenn alſo die Erwachſenen, die auf den Milchgenuß nicht angewieſen ſind, ihren Bedarf einſchränken und kon⸗ denſierte Milch mit heranziehen, wie das ſchon viel⸗ fach geſchieht, braucht unter keinen Umſtänden ein Mangel an Milch für diejenigen Kreiſe einzutreten, die unbedingt auf den Milchgenuß angewieſen find. (Hört! hört!) Bei Eiern werden die Schwierigkeiten beſtehen bleiben. Die Möglichkeit für den Bezug von Eiern, die auch uns durch die Freigabe der Einfuhr aus Oeſterreich unter Vermittlung der Zentral⸗Einkaufs⸗ Geſellſchaft eröffnet iſt, iſt auch von uns in Anſpruch genommen wonden; wir werden dadurch aber nur eine kleine Lücke des Bedarfs auszufüllen in der Lage ſein. Die hierfür notwendigen Einrichtungen ſind ſchon ge⸗ troffen. Ich muß nun noch mit wenigen Worten auf die Verwaltungsmaßnahmen, die wir getroffen haben, ein⸗ gehen. Schon ehe das Geſetz vom 25. September, das die Preisprüfungsſtellen einſetzte, veröffentlicht war, haben wir von ſeiten der Deputation eine ſolche private Preisprüfungsſtelle eingerichtet, die alle Beſchwerden prüft. Es iſt vielleicht von Intereſſe zu hören, daß die Prüfung der bei weitem größten Mehrzahl derjenigen Beſchwerden, die dahin gingen, daß unſere Händler übermäßige Preiſe verlangten, bei Berückſichtigung ihrer eigenen Verkaufspreiſe zu dem Ergernis führte, daß ein unrechtmäßiger Gewinn auf dieſer Seite nicht vorlag. Was die Prüfung der Preiſe der Großhändler betrifft, ſo kann das natürlich nicht in Charlottenburg erfolgen, wo wir keine eigenen großen Läger haben: Das geſchieht an der Zentnalſtelle für Groß⸗Berlin, bei der auch wir durch ein Mitglied vertreten ſind. Wir werden in der nächſten Sitzung der Deputa⸗ tion, wie das ſchon in der vorletzten Sitzung ange⸗ deutet wurde — damals waren die Ausführungsbe⸗ ſtimmungen noch nicht ergangen —, unſere private Preisprüfungsſtelle den geſetzlichen Anfonderungen an⸗ paſſen und in dieſe überleiten. Dann wird ſie auch die Befugnis der Zeugenvernehmung haben und die weitere Befugnis erhalten, zwangsweiſe die Bücher einzuſehen. Dadurch wind ſie bei ihren Erhebungen ſehr viel geſicherter daſtehen, als es bis jetzt der Fall Sitzung am 20. Oktober 1915 iſt. — Das wären die weſentlichſten Ergänzungen, die ich hinzuzufügen hätte. (Bravol) Vorſteher Dr. Frentzel: In der Annahme, daß auch die übrigen Anträge einem Ausſchuß überwieſen werden, darf ich wohl jetzt Herrn Kollegen Katzenſtein das Wort geben zur Begründung des Antrags des Stadtw. Hirſch und Gen., betr. Maßß⸗ nahmen gegen die Lebensmittelteuerung. Antragſteller Stadtv. Katzenſtein: Meine Herren! Unſer Antrag bewegt ſich in der gleichen Richtung wie die anderen Anträge; er unterſcheidet ſich von ihnen außer durch die etwas größere Spezialiſierung auch Durch eine etwas größere Entſchiedenheit. Unſere erſte Forderung trifft ja in vielen Punkten mit den⸗ jenigen Forderungen zuſammen, die bereits vor einiger Zeit von dem Kriegsausſchuß des Reichsverbandes Deutſcher Städte an den Reichskanzler gerichtet worden ſind, durch die die Feſtſetzung von Produzentenhöchſt⸗ preiſen beſonders für landwirtſchaftliche Erzeugniſſe, ferner die Beſchlagnahme und der Verkaufszwang ver⸗ langt worden ſind. Wenn wir es trotzdem für notwendig halten, dieſe Forderungen in etwas erweitertem Umfange zu wie⸗ Derholen, ſo geſchieht es deswegen, weil wir gefunden haben, daß mit dem Ausſpruch der Forderungen und mit ihrer noch ſo triftigen Begründung den Reichs⸗ ſtellen gegenüber vielleicht nicht genug getan iſt. Wir haben an unſerm eigenen Leibe ſeit langer Zeit deut⸗ lich die Wirkungen erfahren, die die bisher namentlich von landwirtſchaftlichen Produzenten geübte Politik Des Schreiens und die dort gepflegten Beziehungen zu den maßgebenden Reichs⸗ und Landesorganen für die Geſamtheit gehabt haben, und wir halten es für unbe⸗ Dingt notwendig, daß auch diejenigen Organe, die heute nicht Sonderintereſſen, ſondern die Intereſſen der Geſamtheit, insbeſondere der ſo ſchwer benachtei⸗ ligten ſtädtiſchen Bevölkerung vertreten, in ſehr viel energiſcherer Weiſe, als das bisher geſchehen iſt, dieſe Intereſſen geltend machen. (Sehr richtig!) Ich verlange nicht, daß in der Art, wie wir es etwa vom Bunde der Landwirte gewohnt ſind, nunmehr die Propaganda betrieben werden ſoll. Aber es iſt auch den ſtädtiſchen Behörden möglich, die ihnen anver⸗ trauten Intereſſen ſehr viel ſchärfer geltend zu machen, nötigenfalls weiter an die Oeffentlichkeit heranzu⸗ treten, ſie dafür in Bewegung zu ſetzen und in den Parlamenten die nonwendigen Hilfskräfte zu gewinnen, als das bisher geſchehen iſt. Deshalb, glaube ich, iſt es durchaus notwendig, daß wir die Forderungen, die wir hier aufgeſtellt haben, wiederholen, daß insbeſon⸗ dere die Einführung des Enteignungsrechts und des Verkaufszwanges für alle notwendigen landwirtſchaft⸗ lichen Produkte ausgeſprochen wird. Weiterhin iſt es notwendig, daß auch die Ge⸗ meinden alles tun, was innerhalb des gegebenen Rah⸗ mens möglich iſt, um der Not entgegenzuwirken. Wir haben ja gehört, daß man in dieſer Richtung hier be⸗