Sitzung am 8. Dezember 1915 rungen waren und er ſich damit verſpekuliert hat. 10 erinnere Sie daran, daß damals bei der Verge⸗ zung der Arbeit die Höchſtforderung 700 000 be⸗ trug — ich will runde Zahlen nennen —, die mittlere 450 000 ℳ und Herr Hennecke am billigſten war. Dabei hat ſich herausgeſtellt, daß der Billigſte, ich will nicht ſagen, der Schlechteſte, aber auch nicht der Beſte war. Aus allen dieſen Gründen mußte ſich nach mei⸗ ner Ueberzeugung mit Gewalt die Notwendigkeit für uns ergeben, endlich mit einem Syſtem zu brechen, das nicht der Stadt zum Segen gereicht. Ich be⸗ haupte, meine Herren, und damit komme ich noch einmal auf die Ausführungen des Herrn Kollegen Bollmannn über die eigene Regie zurück: hätten wir jetzt nicht die eigene Regie in unſerer Stadtverwaltung — ich erinnere Sie an die Gas⸗ und Elektrizitätswerke und ſonſtige Einrichtungen —, wer weiß. wie es dann für die Stadt Charlottenburg ausſähe. Die Rotwendigkeit dieſer Vorlage zeigt uns doch, wie dringlich dieſe Angelegenheit iſt. Doch ſehen wir von dieſer Frage einmal ab: eine Umwälzung des ganzen Syſtems iſt ja gar nicht geplant. Was will denn der Magiſtrat? Er will ſich ſchützen. Es kommt auch noch hinzu, daß die jetzt befragten Herren Unternehmer erklärt haben: Wirſind gar nicht in der Lage, den An⸗ forderungen der Stadt Charlotten⸗ burg gerecht zu werden; wenn verlangt wird, daß wir die Aufträge voll und ganz durchführen ſollen — das können wir nicht. Auf der andern Seite verlangt der Fuhrunternehmer Hennecke einen Preis, der zur eigenen Regie hindrängt, ja der noch höher iſt, als die Koſten der eigenen Regie betragen würden. Da bin ich denn doch der Mei⸗ nung, wir müſſen im Intereſſe der Stadt das tun, was unbedingt notwendig iſt. Die einzige Frage, die noch in Betracht kommen könnte, um den Bedenken des Herrn Kollegen Boll⸗ mann gerecht zu werden, wäre die, ob die Automobil⸗ geſellſchaft auch zu dem beſtimmten Termin die Autos liefern kann. Aber auf das, was der tüchtige Kom⸗ munalbeamte, der ſich im Felde befindet, geſchrieben hat, können wir ſchwerlich eingehen. Wenn der Krieg vorbei iſt, meint er, ſtänden uns ſo viele Automobile von der Militärverwaltung zur Verfügung, die wir recht billig ſchießen könnten. Nun, ich möchte dem Magiſtrat empfehlen, die Dinger zu kaufen und ſo ſchnell wie möglich dem Lumpenhändler wieder zu verkaufen; denn dieſe Automobile ſind ausgenutzt, davon wird nicht viel zu gebrauchen ſein. Und was die Arbeitskräfte betrifft: meine Herren, wenn wir namentlich in der Automobilinduſtrie ſo weit wären, daß wir uns ausgebildete Kräfte vom Militär her⸗ holen müßten, dann bedauere ich die Schulen, die wir vorher gehabt haben, um tüchtige Automobiliſten aus⸗ zubilden. Wir haben Kräfte genug, und wir bekom⸗ men auch genug Kräfte, die wir gebrauchen können. Nach den Ausführungen des Herrn Dezernenten im Ausſchuß iſt die Ausbildung für unſern Betrieb auch gar nicht ſo gefährlich. Eine große Ausbildung iſt wirklich nicht nötig. Ich weiß nicht, ob ein Ausſchuß zur Beratung dieſer Vorlage eingeſetzt werden ſoll. Wenn das der Fall ſein ſollte, würden wir dem zuſtimmen. Aber] am liebſten wäre es mir, wir kämen ohne Ausſchuß⸗ beratung hinweg. Ich möchte meine Ausführungen mit dem Wunſche ſchließen, daß die Vorlage nicht im Ausſchuß ein Begräbnis bekommt, ſondern daß ſie einem Ausbau dort unterzogen wird, der auch für die Futnſt der Stadt zum Segen gereichen möge. 143 Vorſteher Dr Frentzel: Um Mißverſtändniſſe zu vermeiden, möchte ich mitteilen, daß Herr Kollege Bollmann bereits formgerecht die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 15 Mitgliedern beantragt hat. (Stadtv. Gebert: Dem ſchließe ich mich an1) Stadtv. Bergmann: Von dem Herrn Vorredner iſt in erſter Reihe betont worden, daß die eigene Re⸗ gie am vorteilhafteſten und am richtigſten wäre. Ich glaube für einen großen Teil meiner Freunde ſagen zu können, daß die Einrichtung des eigenen Betriebs eine Frage praktiſcher Erwägungen iſt. Man kann für viele Fälle den eigenen Betrieb vorſehen und kann ihn für durchaus richtig halten. Man kann aber auch zu einem andern Reſultat für einzelne Betriebe kom⸗ men. Ich bin vollkommen überzeugt, und ich glaube, wir alle, daß wir ſo große Einrichtungen wie die Gas⸗, Waſſer⸗ und Elektrizitätswerke unbedingt in eigene Regie nehmen müſſen. Es iſt auch ebenſo gut mög⸗ lich, daß dieſer Zweig für eine eigene Regie ſehr geeignet erſcheint. Aber ein für allemal faſtzuſtellen, daß eine Stadt alles in eigene Regie nehmen muß, das iſt, glaube ich, auch nicht ſtatthaft. Es wird ſehr oft vor⸗ kommen, daß man außerhalb, d. h. mit Unternehmern, vorteilhafter fährt als im eigenen Betriebe. Was die Vorlage ſelbſt betrifft, ſo bin ich auf Grund der Ausführungen, die uns zugegangen ſind, weder ein Anhänger des einen noch ein Anhänger des andern Syſtems geworden. Für mich wird es noch hedeutender Erläuterungen und größerer Begrün⸗ dungen bedürfen, wenn ich mich für die Vorlage er⸗ klären ſoll. Eins möchte ich hervorheben: in der erſten Begründung vom 16. November waren die fährlichen Koſten mit einer Summe von 59 000 %l angegeben worden; in der zweiten Berechnung vom 1. oder 2. Dezember kam ſchon eine ganz andere Sum⸗ me heraus, nämlich 68 500 ℳ pro Jahr. Ich will damit ſagen: wenn man in 14 Tagen ſchon zu einer Erhöhung der Selbſtkoſten gelangt, dann wäre es möglich, daß man in weiteren 14 Tagen wieder zu einer anderen Berechnung kommt. Die Vorlage, wie ſie uns zugegangen iſt, bedarf demnach einer ganz gründlichen Beratung. Ich kann deshalb dem Herrn Kollegen Gebert darin nicht zuſtimmen, daß wir die Vorlage einfach ohne Ausſchußberatung annehmen ſollten. Er hat weiter geſagt, wir müßten mit dem ganzen Syſtem brechen. Was meint denn Herr Kol⸗ lege Gebert damit? Ich glaube nicht, daß wir bei dem bisherigen Syſtem ſchlecht gefahren ſind. Wir haben bei Hennecke recht wenig Anſtände zu verzeichnen ge⸗ habt, waren im allgemeinen mit ihm recht zufrieden, und auch die Preiſe waren wirklich nicht ſo ſehr zu monieren, wie es nach den Ausführungen des Herrn Gebert der Fall zu ſein ſcheint. Ich glaube, daß die Schwierigkeiten, gerade im Kriege eine Aenderung an einem ſolchen Syſtem vorzunehmen, ſo bedeutend ſind⸗ daß die Vorlage einer gründlichen Erörterung und Beratung bedarf. Ich werde mich deshalb weiterer Einzelheiten enthalten und behalte mir vor, im Aus⸗ ſchuß weitere Erklärungen darüber abzugeben. Stadtv. Guttmann: Meine Herren! Die Vor⸗ lage wird ja zweifellos einem Ausſchuß überwieſen werden, und es erübrigte ſich eiaentlich, hier ſo ein⸗ gehend über dieſe Frage zu ſprechen. Ich hätte mich auch nicht zum Wort gemeldet, aber ich muß 4 ſtellen, daß der erſte Redner meiner Fraktion, Herr Kollege Bollmann, nur die Meinung eines Teiles der