152 Wenn wir nicht ſchon als Anhänger der Vorlage in den Ausſchuß eingetreten wären, ſo wären wir es durch die Verhandlungen, die dort ſtattgefunden haben, erſt recht geworden. Der Herr Berichterſtatter hat bereits ausge⸗ 7 daß ſehr zahlreiche Fragen an den Magiſtrat, peziell an den Herrn ⸗tadtbaurat, gerichtet worden nd, daß der Herr Stadtbaurat gewiſſermaßen auf Herz und Nieren geprüft worden iſt. Ich kann nur ſagen, daß es ſehr erfreulich geweſen iſt, zu hören, wie der Herr Stadtbaurat gewiſſermaßen ſchon früher aufgeſtanden iſt als die Frager, daß er all das, was die Fragenden wiſſen wollten, ſchon vorher in beſter Weiſe durchdacht hatte. Alle Bedenken, die im Ausſchuß erhoben wurden, ſind, wenn man nicht ab⸗ ſoluter Skeptiker geweſen iſt, durch die Ausführungen der Magiſtratsvertreter, namentlich des Herrn Stadtbaurats, beſchwichtigt worden. Die Verwirklichung der Vorlage wird alſo nach meiner Ueberzeugung durchaus zum Vorteile der Kommune gereichen, und nicht bloß vom pekuniären Standpunkt aus. Ich halte es für ſehr erwünſcht, daß der Pferde⸗ betrieb in unſerer Stadt, überhaupt in der Groß⸗ ſtadt, mehr und mehr eingeſchränkt wird. Es kann nicht gleichgültig ſein — das wird jedem einleuch⸗ ten —, wenn eine größere Zahl von Pferden, mögen es 120 oder 150 ſein, von der Straße verſchwindet. Die Pferde hinterlaſſen erſtens ſelber Kehricht, in⸗ dem ſie Dung produzieren, beim Füttern von ihrem Futter verſtreuen, und ſchließlich, indem ſie, wenn ſie durch die Straßen gehen, mit ihren Hufen Stücke von dem Straßenpflaſter abhauen. Das alles fällt weg, wenn wir die Automobile haben, von denen an⸗ genommen werden kann, daß ſie das Straßenpflaſter nicht erheblich abnützen, ſo daß dieſes vielmehr län⸗ ger als beim Pferdebetrieb hält. Etwas ſehr Weſentliches iſt der pekuniäre Vor⸗ teil, der uns aus der Vorlage winkt. Es kommt nicht bloß die Erſparnis in Betracht, die wir an ſich beſtimmt erwarten können, daß alſo der Etat der Straßenreinigung um einen erheblichen Betrag wird geringer ſein können. Wir haben auch noch, wie der Herr Berichterſtatter ſchon ausgeführt hat, für das Elektrizitätswerk einen Vorteil zu erwarten, der mit 9000 ℳ berechnet worden iſt. Bei einer anderen Gelegenheit, als wir jüngſt in der Gasanſtalt waren, um uns die Entbenzolungs⸗ anlage anzuſehen, hat der Herr Oberbürgermeiſter das Wort geſprochen: „Das iſt der erſte Lichtblick während des Krieges in pekuniärer Beziehung.“ Ich glaube, daß von dieſer Vorlage geſagt werden kann, daß ſie der zweite Lichtblick iſt. Deshalb glaube ich, die Vorlage nochmals empfehlen zu ſollen. Stadtv. Gebert: Meine Herren! Ich kann im Namen meiner Freunde erklären, daß wir der Vor⸗ lage des . . zuſtimmen werden. Was mich heute veranlaßt, die Vorlage noch einmal zu befür⸗ worten, iſt, daß der Herr Berichterſtatter uns die Vorteile, die uns die Vorlage bringt, an Zahlen de⸗ monſtriert hat. Sie werden doch ohne weiteres zu⸗ geben, daß wir die Intereſſen der Stadt unbedingt wahrnehmen müſſen. Wenn wir feſtſtellen, daß die Stadt eine ziemlich erhebliche Summe ſparen kann, ſo müſſen wir es tun. Auf der andern Seite müſſen wir auch den Verhältniſſen Rechnung tragen. Wir dürfen uns nicht davon leiten laſſen, daß alles das, was ſeit Jahrzehnten gut war, auch dauernd gut iſt, Sitzung am 22. Dezember 1915 ſondern wir müſſen mit Syſtemen brechen, die ſich im Laufe der Zeit als unhaltbar herausgeſtellt haben. Ich ſtehe auch auf dem Standpunkt, den Herr Kol⸗ lege Bollmann in der letzten Plenarſitzung hier ein⸗ genommen hat: leben und leben laſſen. Aber zum Schluſſe kommt doch das Wohlergehen der geſamten Bevölkerung in erſter Linie in Frage. Wenn der Herr Berichterſtatter uns hier ſagte, daß ſpäter wohl eine weitere Vorlage folgen würde, ſo merden wir ganz gewiß dieſe Vorlage auch mit Freude begrüßen, da wir der Anſicht ſind, daß die heutige Lage nur ein Bruchteil von dem darſtellt, was uns die Zukunft auferlegen wird. Meine Herren, ich kann mich kurz faſſen und er⸗ flären, daß wir der Vorlage ohne weiteres zuſtimmen. Berichterſtatter Stadtv. Bergmann (Schluß⸗ wort): Nur wenige Worte, meine Herren. Es iſt ſelbſtredend, daß wir uns bei der Annahme der Vor⸗ lage nicht nur auf unſer eigenes Urteil, ſondern auch auf die zahlenmäßigen Angaben des Magiſtrats ſtützen; aber ich glaube, daß wir daraufhin das Ri⸗ ſiko wagen dürfen, und ich hoffe, daß eine nicht un⸗ erhebliche Erſparnis im Betrieb der Straßenreini⸗ gung eintreten wird. Aus dieſem Grunde empfehle ich Ihnen die Annahme der Vorlage. (Die Berſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit nach dem Antrage des Ausſchuſſes, wie folgt: Die Stadtverordnetenverſammlung erklärt ſich mit der Beſchaffung von 6 ſelbſtfahrenden Laſt⸗ wagen und 4 ſelbſtfahrenden Straßenwaſch⸗ maſchinen mit allem Zubehör für den Betrieb der Straßenreinigung einverſtanden. Die Mittel im Betrage von 217 000 ℳ ſind zu⸗ nächſt dem Kriegsvorſchußkonto zu entnehmen.) Vorſteher Dr Frentzel: ordnung: Antrag der Stadtv. Dr Rothholz und Gen. betr. Haltekinder. — Druckſache 177. (Der Antrag lautet: Der Magiſtrat wird erſucht, bis auf weiteres die Sätze für die ſtädtiſchen Haltekinder er⸗ höhen zu wollen.) Antragſteller Stadtv. Dr. Rothholz: Meine Herren! Ich habe gehört, daß ſich die Waiſen⸗ deputation und die Armendirektion mit dieſem Ge⸗ genſtande beſchäftiat haben, und der Magiſtrat nicht abgeneigt iſt, die Sätze für die ſtädtiſchen Haltekinder zu 14 Deshalb ziehe ich meinen Antrag zurück. Vorſteher Dr Frentzel: Damit iſt die Ange⸗ legenheit für uns erledigt. Wir kommen zu Punkt 6 der Tagesordnung: Anfrage der Stadtv. Ahrens und Gen. betr. Lebens⸗ mittelverſorgung. Druckſache 183. (Die Anfrage lautet: Welche Maßregeln gedenkt der Magiſtrat zu ergreifen, um für die beſtehenden Mißſtände bei der Butter⸗, Fett⸗ und Fleiſchverſorgung der Bevölkerung Abhilfe zu ſchaffen?) Frageſteller Stadtv. Wilk: Meine Herren! Wir haben vor 14 Tagen dieſen Antrag mit der Bitte geſtellt, ihn als dringlich zu behandeln; wir haben Punkt 5 der Tages⸗