Ferner iſt ein Antrag eingegangen: Die Unterzeichneten beantragen, zu beſchließen: Die Stadtwerordnetenverſammlung erſucht den Magiſtrat, in Beratungen darüber einz⸗ treten, welche Mittel anzuwenden ſind, um dem aller Vomusſicht nach bevorſtehenden Mangel an Kleinwohnungen rechtzeitig vorzubeugen, und mit möglichſter Beſchleunigung Vorſchläge in dieſer Richtung zu machen. Charlottenburg, den 21. Dezember 1915. Ahrens, Bade, Dr. Borchardt, Gebert, Hirſch, Katzenſtein, Klick, Leupold, Peeſch, Scharnberg, Vogel, Wilk. Der Antrag wird auf die Tagesordnung der näch⸗ ſten Sitzung geſetzt werden. Wir kommen nunmehr zu Punkt 1: Einführung der wieder⸗ und neugewählten Stadtverordneten. Ich übergebe den Vorſitz Herrn Kollegen Hubatſch. Borſteher⸗Stellv. Dr Hubatſch: Ich bitte die nen eintretenden und die wiedergewählten Herren, hier vorn ſich zu verſammeln. (Geſchieht.) Das Wort hat der Herr Oberbürgermeiſter. Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Meine Herren! Zwecks Vornahme Ihrer Einführung darf ich wohl zunächſt die Namenliſte der wieder⸗ bzw. neugewähl⸗ ien Herren verleſen, um feſtſtellen zu können, ob die Herren anweſend ſind. 2 Wiedergewählt ſind folgende Herren: Herr Re⸗ dakteur Dr Borchardt, — Herr Rentner Braune, Herrn Rentner Brode, — Herr Profeſſor, Juſtizrat IDr Crüger, Herr Redakteur Erdmannsdörffer, Herr Fabrikbeſttzer Dr Frentzel, Herr Ingenieur Gredy, — Herr Direktor Jachmann, Herr Kurs⸗ maller Kaufmann, Herr Juſtizrat Leyſer, Herr Amtsgerichtsrat Dr Liepmann (nicht anweſend), Herr Kommerzienrat Marzahn, Herr Sanitätsrat Dr Mommſen, Herr Lehrer Otto, — Herr Fabrik⸗ beſitzer Dr Perl (nicht anweſend), Herr Kaufmann Rackwitz, Herr Werkzeugmacher Richter hat mit⸗ geteilt, daß er im Felde iſt und Urlaub zu dieſer Ver⸗ ſammlung nicht bekommen hat, Herr Renter Ruß⸗ — Herr Profeſſor Schwarz, — Herr Apotheker Vogel, .4 Hofkonditor Weiſe, Herr Mechaniker Neugewählt ſind folgende Herren: Herr Brauerer⸗ direktor Funke, — Herr Bankbeamter Heiſe, — Herr Stadtbaurat a. D. Ludewig, — Herr Schloſſer Zaein,“ 2 — Herr Kommerzienrat Zielenziger. Meine ſehr verehrten Herren! Vor über hun⸗ dert Jahren erwuchs uns aus der Not der Zeit die Steinſche Städteordnung. Ein echtes Kriegskind: männlich, geſund, lebensfähig. Sie rief das Bürger⸗ tum auf zu Selbſthilfe, Selbſtverantwortung, Selbſtverwaltung. Durch ein Jahrhundert hindurch, zuletzt in 43 geſegneten Friedensjahren hat ſte voll und ganz den Erwartungen entſprochen, die man an ſie ſtellte. Ihre Grundſätze waren es, die die preu⸗ — 4 Sitzung am 5. Januar 1916 ßiſchen Städte zu ungeahnter Blüte emporgeführt haben. Und doch hat das Kriegskind erſt in dieſem gewaltigen Weltkriege, den wir eben miterleben, ſeme letzte Weihe empfangen. Die gewaltigen Aufgaben, die, großenteils neu und eigenartig, an die Selbſt⸗ verwaltung in dieſem Weltkriege herantreten, hat ſie bisher glänzend gelöſt. Auch wenn uns noch ſchwerere Zeiten beſchieden werden ſollten, ſo ſind wir der Ueber⸗ zeugung, daß auch dieſe härtere Belaſtungsprobe aus⸗ gehalten werden wird. Zur Löſung ihrer ſchweren Aufgaben aber, meine Herren, bedarf die Selbſtverwaltung, ebenſo wir das Heer draußen im Felde, ganzer Männer, Männer mit freimütigem Bürgergeiſt, Männer, die unter Hint⸗ anſetzung ihrer eigenen perſönlichen Intereſſen nur das Wohl der Allgemeinheit im Auge haben, Männer, Die ſich den Bismarckſchen Wahrſpruch ganz zu eigen gemacht haben: Patriae inserviendo consumor. Daß wir in Ihnen dieſe Männer gefunden haben, das wiſſen wir non den wiederge⸗ wählten, das hoffen wir zuverſichtlich von den neugewählten Herren. Sie alle aber werden mit mir in dieſer Stunde ſich der hohen und heiligen Auffaſſung Ihrer Pflichten voll bewußt ſein, die gerade der Ernſt der gegenwärtigen Zeit von un? erheiſcht. Zur Bekräftigung dieſer Auffaſſung erbitte ich mir Ihren Handſchlag, mit dem ich Sie in Iyr Amt einführe, mit dem ich Sie gleichzeitig herzlich vewillkommne zu ernſter gemeinſamer, hoffentlich auch ſſegensreicher Arbeit im Dienſte unſerer Vaterſtadt. (Der Handſchlag erfolgt.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Meine ſehr ver⸗ ehrten Herren! Geſtatten Sie, daß auch ich im Namen der Verſammlung ein Wort der Begrüßung an Sie richte. 2 Die allermeiſten unter Ihnen ſind alte Freunde und Kollegen, die eine lange gemeinſame Tätigkeit ſchon dauernd mit uns verbunden hat. Um ſo größer iſt unſere Freude, daß die Wiederwahl Sie an die alte Stätte zurückgeführt hat, an der Sie bereits Ihren Bürgerſinn, Ihre Erfahrungen, Ihre Arbeits⸗ luſt rühmlichſt bewährt haben. Und auch die neuen Herren, die heute zum erſten Male mit uns zuſammer wirken, werden gewiß, durch ihren eigenen Taten⸗ drang getrieben und durch das gute Beiſpiel ihrer Freunde geleitet, bald in regen Wetteifer mit den älteren Mitgliedern treten. Einen beſonderen Gruß richte ich noch an unſern hochverehrten Herrn Vor⸗ ſteher, deſſen muſterhafte Leitung der Geſchäfte ſich der allſeitigen Zuſtimmung und Hochachtung erfreur, (Bravo! von allen Seiten des Hauſes) und wünſche ihm für das neue Jahr dieſelbe Aus⸗ dauer, Lebensfriſche und Arbeitskroft, die ihn bisher ſſtets ausgezeichnet hat. 4 (Allſeitiges Bravo.) Meine ſehr verehrten Herren! Es iſt eine altr gute Sitte, bei einer feierlichen Gelegenheit, bei der es ſich um die Uebernahme eines wichtigen Amts han⸗ delt, der beſonderen Art der Pflichten zu gedenken, die zu erfüllen ſind. Es liegt mir aber fern, Sie be⸗ lehren zu wollen. Es wäre anmaßend von mir, wenn ich die Herren, die ſehr vieles beſſer verſtehen, auf be⸗ ſtimmte Aufgaben hinweiſen wollte. Ich möchte nur in einigen Bemerkungen eine hervorragend wichtige Eigenſchaft eines Stadwerordneten überhaupt kurz charakteriſieren. 4