Sitzung am 5. Kommunen vielleicht noch nicht ſehr oft üblich gemeſen iſt, die Leiter derartiger großer Werke auf Gewinn⸗ beteiligung zu beſchäftigen, ſo iſt dieſer Gedanke ſeiner ſpäteren Konſequenzen wegen doch auch wieder nicht ſo ganz von der Hand zu weiſen, als daß er nicht einladen ſollte, auch ihn im Ausſchuß zu prüfen. Das Dritte wäre die Möglichkeit, im 41 nicht bloß das zu beſprechen, was die Stadt dem Ca⸗ direktor leiſten ſoll, ſondern auch das, was er ihr zu leiſten hat. Es iſt natürlich, daß in einem ſo großen Unternehmen, wie es ein Gaswerk iſt, Gelegenheit zur weiteſten Kritik gegeben iſt, und es iſt ja bekannt, daß unſer Gaswerk in dieſem oder jenem Punkte — ich weiß nicht, mit welcher Be⸗ rechtigung, ich bin nicht Fachmann, bin nicht in der Deputation, ich berichte nur Ge⸗ hörtes — gelegentlich einmal zur Kritif darüber herausgefordert at, ob die Qualität des Gaſes immer ſo ganz erſtklaſſig geweſen iſt, ob ſich die Koksbeſchaf⸗ fung und Koksqualität voll mit der anderer ähnlicher Unternehmungen meſſen kann. Neuerdings hat au⸗h in der Zeitung geſtanden nicht alles, was in der Zeitung ſteht, iſt unbedingt wahr —, daß weſentliche Erhöhungen des Gaspreiſes geplant werden. Kurz und gut, das Gaswerk an ſich böte ein weites Feld der Unterhaltung, beſonders jetzt vor dem Etat, ſo daß vielleicht manche Wünſche der Bürgerſchaft jetzt noch erfüllt werden könnten. Sie werden zugeben, meine Herren, daß das drei Momente ſind, die vollſtändig geeignet ſind, die Vorlage nicht ſofort glatt anzunehmen, ſondern ſie erſt einem Ausſchuß zur gründlichen Beſprechung zu überweiſen. (Bravo!) Stadtv. Dr Frank: Meine Herren! Der Herr Vorredner hat ſelbſt betont — ich weiß nicht, ob in übermäßiger Beſcheidenheit oder in eigener Erkennt⸗ nis —, daß er über die Fragen, die das Gaswerk be⸗ treffen, nicht genau orientiert iſt. Ich möchte Sie nun bitten, da ich jetzt doch ſeit ziemlich 38 Jahren in der Verwaltung des Gaswerkes tätig din und auße dem für den Betrieb, der ſeinerzeit bei meinem Eintritt in die Gasdeputation mit 1 200 000 cbm anfing, bis auf 64 Millionen ebm mitgewirkt habe, bei der Prüfung dieſer Frage auch meinen Rat nicht ganz unbeachtet zu laſſen. Ich will auf die einzelnen Punkte, die der Herr Vowedner zur Begründun⸗ der Ausſchußberatung angeführt hat, hier nur kurz eingehen. Der Herr Vorredner iſt zunächſt davon ausge⸗ gangen, daß das frühere Gehalt etwa 12 000 % be trug und das jetzige Gehalt höher ſei als in anderen Städten. Der frühere, Direktor iſt zu einer Zeit ge⸗ wählt worden, wo der Betrieb noch weſentlich geringer war. Seitdem iſt er derartig angewachſen, daß unſer Werk jetzt mit 31 300 000 ℳ Anſchaffungswert zu Buche ſteht. Dieſer Wert iſt allerdings bis auf 17 700000 ℳ abgeſchrieben; aber immerhin bleibt er doch noch ziemlich hoch. Der Umſatz hat im letzten Jahre ungefähr 25 600 000 ℳ., davon in Ein⸗ nahme 13 100 000 ℳ und in Ausgabe 12 500 000 % betragen; die Betriebsarbeiterlöhne ſtellten ſich auf 789 000 ℳ, die Beamtengehälter auf 175 000 M. Der Herr Vorredner hat dann weiter geſagt, Daß das ietzt verlangte Gehalt höher ſei als das in anderen Städten für ähnliche Stellen gezahlte. In vollkommen informiert. Jannar 1916 5 der Beziehung iſt der Herr Vorredner doch nicht Ich kann da auf einen klaſſiſchen Zeugen, auf unſern Herrn Oberbürgen⸗ meiſter, verweiſen, der mir beſtätigen wird, daß in der Stadt Caſſel, die 157 000 Einwohner und eine Jahresproduktion von 12 000 000 ehm (as gegen⸗ über 60 000 000 bei uns hat, das Gehalt ebenſo hoch oder höher iſt wie das jetzt vorgeſchlagene. In einer Reihe anderer Städte iſt genau dasſelbe der Fall. Daß Berlin rein zufällig noch ein niedrigeres Gehalt zahlt, kann uns nicht berühren; in den meiſten an⸗ deren Städten ſind die Gehälter höher, und in der Technik und Induſtrie ſind ſie, was ich Ihnen ja nicht zu ſagen brauche, ganz erheblich höher. Hier würde ja das Gehalt nur ungefähr 2⸗4 pro Mille des Ein⸗ ſtands⸗ reſp. Betriebswertes der Anſtalt ausmachen. Der Herr Vorredner hat dann weiter geſagt, daß es ſich doch empfehlen würde, die Frage einer näheren Betrachtung zu unterziehen, ob man nicht die Honorierung dieſes Direktors auf anderer Grund⸗ lage wie bisher, auf Grund einer Gewinnbeteiligung, vornehmen könnte. Meine Herren, ich glaube, ich kann im Namen und in Uebereinſtimmung mit ſämt⸗ lichen meiner Kollegen in der Deputation ausſprechen, daß wir alle dieſe Anſicht nicht teilen. Die An⸗ ſtellung eines Direktors auf Tantieme würde zur Hälfte die Kaltſtellung der ſtädtiſchen Verwaltung reſp. der Gasdeputation und ihrer Mitglieder be⸗ deuten. Denn wenn der Direktor auf Tantieme angeſtellt iſt, hat er ſelbſtverſtändlich auch das Recht, bei allen Verbeſſerungen und Veränderungen, die na⸗ türlich auch, wie wir dies wiederholt erlebt haben, zunächſt weſentliche Verringerungen des Einkommens herbeiführen können, ſein Veto einzulegen, und wir hätten Streit ohne Ende, während wir bisher mit dem ſtrebſamen und für das Werk allein und nicht für ſich intereſſierten Direktor ein glattes Vorarbeiten hatten und ſchließlich natürlich auch — wenigſtens iſt uns das bisher nicht mißlungen — immer einen Erfolg unſerer Arbeiten geſehen haben. Mit dieſer Tantiemeanſtellung würde der Keim zu beſtändigen Streitigkeiten und Zwiſtigkeiten gelegt ſein, und das Werk wäre in jeder Beziehung gehindert. Alſo auch dagegen möchte ich Einſpruch erheben. Wenn der Herr Vorredner geſagt hat, der Aus⸗ ſchuß wäre im übrigen ganz unſchuldig, man könnte ſich ja doch noch über dieſes und jenes unterhalten, ſo wäre das ja ganz gut, wenn die Sache nur nicht ſo bei uns brennte. Wir haben auf die Ausſchreibung hin einige 40 Meldungen bekommen, und ich habe ſie nach Möglichkeit ſämtlich geprüft. Unter dieſen zahlrei⸗ chen Bewerbern waren aber ſehr viel mutige Leute, die ſich, weil ſie bisher Gasanſtalten mit einer Jahrespro⸗ duktion von 1 bis 1½ Millionen cbm (Gas geleitet haben, nun einmal für berufen halten, bei uns mit 12 000 ℳ angeſtellt zu werden. Meine Herren, wenn ſie auf dem Wege der Submiſſion die Stelle vergeben wollen, können Sie noch mehr Angebote erhalten. Ich glaube aber nicht, daß auf dieſe Weiſe der Errola er⸗ zielt wird, der für die Stadt und das Werk erwünſcht iſt. In bezug auf die weiteren Zukunftspläne, die der Herr Vorredner geſtreift hat, will ich zugeben, daß ſich da manches erörtern läßt; aber wenn wir da zu irgend einem Reſultat kommen wollen, können wir noch bis übers Jahr ſitzen. Ich will Ihnen heute nur das eine ſagen. Wir ſtehen mit der Gasanſtalt vor ſehr ſchweren, vor den allerſchwerſten Zeiten.