6 Sitzung am 5. Selbſt der jetzige Etat mit der geplanten Erhöhung des Gaspreiſes — ich verrate da keine Geheimniſſe, denn es iſt das ja bereits öffentlich ausgeſprochen worden bietet uns abſolut keine Garantie dafür, daß wir auch nur die Enden zuſammenbringen. Wir haben mit großen Schwierigkeiten in bezug auf das Rohmaterial wie noch nie zuvor zu kämpfen. Wir müſſen anſtatt Kohle, die 6 und 8% Aſche hat, jetzt Kohle mit 20 bis 22 % Aſche verarbeiten, und da heißt es einfach: Vogel friß oder ſtirb, ſonſt bekom⸗ men wir überhaupt keine. Natürlich iſt dement⸗ ſprechend auch die Ausbeute und die Qualität des Gaſes ſehr gering. Kritik zu üben, iſt ja ſehr leicht; aber, meine Herren, machen Sie es beſſer. Ich bin jetzt ungefähr ſeit 50 Jahren in der Gasinduſtrie tätig und weiß mir keine Hilfe, lerne aber noch gerne zu, und wer mir oder uns allen da einen Rat geben kann, ſoll uns herzlich willkommen ſein. Was uns aber zunächſt bevorſteht, iſt nicht bloß ein Minus, ſondern ein fortſchreitendes Minus. Ich mache mir darüber gar keine Illuſionen, daß mit den Fortſchritten in der elektriſchen Beleuchtung für uns die Lieferung von Gas für Beleuchtungszwecke auf eine entſchieden abfallende Ebene gekommen iſt, und das wird in der Richtung immer weiter gehen. Das, was uns heute bedroht, zum Glück aber noch nicht mal ganz erreicht wird, iſt die Halbwattlamne. Die l⸗“⸗ ten Arbeiten des Herrn Prof. Lummer in Breslau, der ein durchaus tüchtiger, zuverläſſiger Forſcher iſt, haben erwieſen, daß anſtatt eines halben Watt für eine Lichtſtärke theoretiſch 1/53 Watt genügt. Meine Herren, Sie brauchen darüber nicht zu erſchrecken, dies theoretiſch feſtgeſtellte Ergebnis wird nicht von heute auf morgen kommen, auch nie ganz erreicht werden, aber man wird ſich ihm ſchrittweiſe ſicher nähern. Gegenüber ſolchen Erſcheinungen kann man nicht den Kopf in den Sand ſtecken wie der Vogel Strauß. Wie können uns demgegenübre nur ſo wappnen, daß wir in der Gasinduſtrie ſelbſt mit den beſten Kräf⸗ ten und den beſten Köpfen, die wir erlangen können, vorwärts gehen und weiter arbeiten, und dieſe Mög⸗ lichkeit hat ſich uns im vorliegenden Falle durch einen beſonderen Glücksumſtand in der Perſon eines Herrn geboten, deſſen Tüchtigkeit nicht nur wir ſchon voll erprobt haben, ſondern deſſen Leiſtungen auch von anderer Seite durchaus anerkannt ſind. Ich glaube, ich begehe keine Indiskredition, wenn ich Ihnen ſage, daß wir nach Herrn Pfudels auch von uns tiefbeklag⸗ tem Tode ſehr gern den zweiten Direktor, Herrn Dr Funk, die Stelle gegeben hätten, der wahrſcheinlich mit dem Gehalt von 12 000 ℳ ſehr glücklich geweſen wäre, und mir iſt es ganz beſonders ſchwer geworden, dieſen Mann, den ich ſehr hoch ſchätze, zurückzuſtellen und dafür zu ſtimmen, daß er in der zweiten Stelle verbleibt. Aber es iſt für uns einfach eine Frage der dringendſten Not und der höchſten Eile. uns nicht gelingt, einen abſolut zuverläſſigen, kauf⸗ männiſch wie techniſch beſonders tüchtigen und er⸗ fahrenen Mann zu bekommen, dann weiß ich nicht, wie es mit der Anſtalt weiter gehen ſoll. wenigſtens als werbendem Inſtitut; wenn man ſein Geld ver⸗ lieren will, läßt ſie ſich natürlich auch ſo weiter führen. Aber bei den Anforderungen, die jetzt an uns geſtellt werden und denen wir unter allen Umſtänden genü⸗ gen müſſen, wenn wir für die ſtädtiſchen Finanzen auch nur entfernt das leiſten wollen, was bisher ge⸗ leiſtet worden iſt und worauf, ſoviel ich weiß, Herr Wenn es Kämmerer Scholtz immer mit großer Sicherheit ge⸗ Januar 1916 rechnet hat, dann müſſen wir die erſte und beſte Kraft, die ſich uns bietet, erlangen. ,,, Es hat auch gar keinen Zweck, daß wir die Sache hinausſchieben. Meine Herren, Sie können ver⸗ ſchiedene Ausſchußſttzungen abhalten; aber jeder Tag, der verloren geht, iſt für uns ein Verluſt, und zwar um ſo mehr, weil dem Manne, den wir in Ausſicht genommen haben, auch von anderer Seite Anerbie⸗ tungen gemacht worden ſind, die weſentlich höher gehen. Ich habe ſchon vorher geſagt, daß die Privat⸗ induſtrie nach der Richtung hin weniger beenat iſt, ſie braucht auch nicht ſo beengt zu ſein; aber in dieſem Falle möchte ich doch nicht, daß uns die erprobte Kraft weggenommen wird. Ich möchte Sie in dieſem Falle dringend bitten, von ſolchen Erörterungen und Bedenken und von einer nochmaligen Ausſchreibung Abſtand zu nehmen, um ſo mehr, als der Magiſtrat, ſoweit ich informiert bin, auch in bezug auf die Wahl mit der Deputation übereinſtimmt, und auch Ihrerſeits den weiteren Ver⸗ handlungen glatten Fortgang zu laſſen, damit das jetzige Interregnum aufhört. So kann es nicht weiter gehen. Ich gebe Ihnen alles, was der Herr Vor⸗ redner geſagt hat, doppelt und dreifach zu; ich gebe Ihnen zu, daß wir in der letzten Zeit anſtatt Gas von 14 bis 16 Kerzen nur ſolches von 2 bis 3 Kerzen Leuchtkraft gehabt, ich gebe Ihnen auch zu, daß wir anſtatt 5200 Wärmeeinheiten pro Kubikmeter nur 4600 gehabt haben. Ich und die Kollegen in der Gasverwaltung können es aber nicht beſſern, und finden Sie andere, ſo ſoll es uns gewiß recht ſein. Sie wiſſen, daß ich ſpeziell immer dafür eingetreten bin, daß die Konſumenten gut bedient werden; aber jetzt handelt es ſich darum, den Betrieb aufrechtzuerhalten oder nicht! Sie reden von der Erhöhung des Gas⸗ preiſes als von etwas ganz Unageheuerlichem, aber Sie überleaen nicht, daß Petroleum, Brennöl, Spi⸗ ritus, Carbid und jedes andere Beleuchtungsmaterial ganz weſentlich teurer geworden iſt. Nach der Rich⸗ tung hin iſt jede Kritik möglich, ſie iſt aber auch un⸗ fruchtbar. Meine Herren, ich möchte Sie deshalb auch namens meiner Kollegen in der Devutation. bitten, die Sache nicht weiter zu verzögern,ſondern im Intereſſe der Stadt dazu mitzuhelfen, daß wir ſehr bald eine tüchtige und erſte Kraft erhalten, die dem Werke zu⸗ nächſt über dieſe ſchlimmſte Zeit, dann aber auch — iind das betone ich nomals über die viel ſchlimmere Zeit, die uns in der Gasinduſtrie gerade nach Er⸗ 14 des Friedens noch bevorſteht, hinweghelfen ann. 0 Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren! Als Mitalied der Deputation für das Gaswerk. an die der Herr Kollege Frank ſoeben ſeinen Appell gerichtet hat, würde ich mich ihm außerordentlich gern an⸗ ſchließen und Sie bitten, die Vorlage auch ohne Aus⸗ ſchußberatung zu verabſchieden. Namens meiner Freunde habe ich zu erklären, daß meine Freunde ſich mit dem Prinzip, die Stelle des Direktors des Gaswerks aus dem, ich will mal ſagen, Normalbe⸗ ſoldungsetat herauszunehmen und für ſie ein Gehalt zu bewilligen, das, wenn es auch nicht ſo ho iſt wie das, das für ähnliche Stellen in der Induſtrie ge⸗ zahlt wird, aber doch immerhin für Leute, die in der Induſtrie tätig waren, einen Anreiz bietet, ſolche Werke auch bei uns zu leiten, einverſtanden erklären und deshalb eine Ausſchußberatung über die Höhe