16 treten, daß auf genoſſenſchaftlicher Grundlage Klein⸗ wohnungsbau getrieben werden ſoll. Andere haben ſich dafür ausgeſprochen, Organiſationen zu ſchaffen, welche die Landſchaften in das Städtiſche überſetzen, eine Art Stadtſchaften teilweiſe ins Leben rufen. Aber niemals iſt es bei dieſen Erörterungen für angängig gehalten worden, daß eine einzelne Ge⸗ meinde, die innerhalb eines Kranzes anderer Ge⸗ meinden gelegen iſt, für ſich die Sache in die Hand nimmt. Deshalb iſt es unwahrſcheinlich, ja faſt un⸗ möglich, daß etwa die Stadt Charlottenburg allein für ſich dieſe Angelegenheit löſen könnte. (Sehr richtig!) Ich befinde mich darum auch in Uebereinſtim⸗ mung mit dem Herrn Vorrodner, wenn er meint, daß der Verband Groß⸗Berlin Anlaß hätte, ſich mit der Sache zu beſchäftigen. Nun glaube ich nicht, daß die gegenwärtige Verfaſſung des Verbandes Groß⸗ Berlin ihm die Zuſtändigkeit dafür gibt. Ich weiß nicht, ob man es vfelleicht wird erſtreben können, daß die Zuſtändigkeit des Verbandes Groß⸗Berlin in dieſer Richtung erweitert wird. Aber in jedem Falle bin ich der Meinung, daß es eines Zuſammen⸗ gehens der Groß⸗Berliner Gemeinden bedarf, Sehr richtig!) gleichviel, unter welchen Formen es geſchieht, und daß nicht eine einzelne unter den Groß⸗Berliner Ge⸗ meinden zur Ausführung berufen und in der Lage iſt. Auch wie die Frage gelöſt werden ſoll, das iſt nicht nur in den Richtungen zweifelhaft, auf die der Herr Vorredner hier hingewieſen hat; es drängt ſich hierbei auch das Moment auf, daß natürlich nur das zu leiſten iſt, was der Hausbeſitz in angemeſſener Weiſe nicht zu leiſten fähig iſt. Es drängt ſich die. Forderung auf, daß nichts geſchieht, was ohne zwin⸗ gende Not die ſchwer drückende Lage des Hausbeſitzes erſchwert und noch drückender geſtaltet. (Sehr richtig!) Es wird notwendig ſein, genau zu unterſuchen, was der Hausbeſitz aus eigenem leiſten kann und was er nicht leiſten kann, was durch andere geſchehen muß. Es wird notwendig ſein, das zu unterſuchen unter Fühlungnahme mit den berufenen Vertretungen des Hausbeſitzes. Meine Herren, dieſe Schwierigkeiten verkennt der Antrag der ſozialdemokratiſchen Fraktion nicht. Der Antrag iſt vorſichtig gefaßt. Er verlangt nicht ein ſofortiges beſtimmtes Vorgehen, ſondern er will, daß der Magiſtrat in Beratungen darüber eintritt, welche Mittel anzuwenden ſind, und er erwantet Vor⸗ ſchläge in dieſer Richtung. Meine Freunde ſind darum in der angenehmen Lage, dem Antrag in vollem Umfange gern zuzuſtimmen. Der Antrag bringt zu⸗ nächſt eine Sympathie zum Ausdruck für den ganzen Gedanken des Kleinwohnungsbaues, und dieſe Sym⸗ pathie wird von uns geteilt. Sie muß von jedem Kommunalpolitiker großer Städte geteilt werden, der ſich überhaupt mit dem Problem beſchäftigt hat. Der Antrag überläßt es ferner dem Magiſtrat, die Schwierigkeiten zunächſt auf dem Wege der Beratung näher ins Auge zu faſſen und uns über das Eraebnis ſpäter — bald möglichſt — nähere Mitteilung zu machen. Das halten auch wir für den richtigen Weg. Sitzung am 19. Januar 1916 Im Kreiſe meiner Freunde iſt die Frage erörtert worden, ob wir nicht vielleicht beantragen ſollen, einen Ausſchuß zur Beratung des Antrages nieder⸗ zuſetzen. Wir ſind aber davon abgekommen, gerade deshalb, weil die Schwierigkeiten ſo groß ſind — es klingt etwas parador —, daß ſich die Sache zurzeit nicht für eine Ausſchußberatung, vielmehr lediglich zu einer Beratung durch den Magiſtrat, wie es hier vorgeſchlagen iſt, eignet. Meine Herren, nur der Magiſtrat, nicht wir, wird zunächſt das umfangreiche ſtatiſtiſche Material zu beſchaffen vermögen, das wir brauchen. Herr Kollege Katzenſtein hat einige ſtatiſtiſche Zahlen aus der Charlottenburger kommunalen Entwicklung ge⸗ geben; ſie genügen aber natürlich nicht. Wir brauchen ein ſtatiſtiſches Material, das ſich auf Groß⸗Berlin erſtreckt und vielleicht auch noch andere Verhältniſſe heranzieht, die dabei berückſichtigt werden können. Nur der Magiſtrat wird ferner in der Lage ſein, die Verhandlungen mit den anderen Groß⸗Berliner Ge⸗ meinden zu beginnen, wie ſie ſich zu dem Problem, das ja für ſie alle von mindeſtens eben derſelben Be⸗ deutung und Wichtigkeit iſt wie für Charlottenburg, verhalten. Und endlich wird es auch Sache des Ma⸗ giſtrats ſein, die Sachverſtändigen aus Hausbeſitzer⸗ und Mieterkreiſen zu hören, die immerhin mehr noch als der Theoretiker oder wenigſtens in anderer Bezie⸗ hung als der Theoretiker Geſichtspunkte werden geben können, die einer erſprießlichen Behandlung der Sache zu dienen geeignet ſind. Meine Herren, mit Rückſicht Darauf, daß alle dieſe Vorarbeiten vom Magiſtrat leichter geleiſtet werden können als von jedem anderen ſtädtiſchen Gre⸗ mium, ſei es einer Deputation, ſei es einem Ausſchuß, haben wir, wie geſagt, von einem Antrag auf Kom⸗ miſſionsberatung in der Ueberzeugung Abſtand ge⸗ nommen, daß jetzt eine Kommiſſion nicht über die Erörterung allgemeiner Gedanken hinauskommen würde, die uns allen bereits bekannt und geläufig ſind, und die die Sache nicht fördern wünde. (Sehr richtig!) Wir werden zu einer Ausſchußberatung Gelegen⸗ heit haben, wenn uns die Mitteilung des Magiſtrats über die Erfahrungen, die er bei ſeinen Vorarbeiten gemacht hat, zugegangen iſt. In dieſem Sinne bitte ich namens meiner Freunde, den Antrag, der uns vorliegt, anzunehmen. (Bravol) Stadtſyndikus Sembritzki: Meine Herren! Es bedurfte nicht des heute hier verhandelten Antrags, um das Intereſſe des Magiſtrats auf die Kleinwoh⸗ nungsfrage zu lenken. Es iſt ja ſelbſtverſtändlich, daß unſer Magiſtrat wie jeder Kommemalpolitiker dieſes Problem ſeit Jahren mit Intereſſe verfolgt. Ob deshalb aber der Magiſtrat, wie es die Herren Antragſteller wünſchen, in der Lage ſein wird, Ihnen in abſehbarer Zeit oder gar mit möglichſter Beſchleu⸗ nigung, alſo in allernächſter Zeit, Vorſchläge zur Lö⸗ ſung dieſes Problems zu unterbreiten, möchte ich ſehr bezweifeln. Aber der Magiſtrat wird es ja nicht untertaſſen, ſich mit dieſem Wunſche zu befaſſen. Meine Herren, auch die einzelnen Löſungsmög⸗ lichteiten, die uns Herr Stadtv. Katzenſtein hier vorgeführt hat, konnten ums nicht neu ſein. Ich darf vielleicht die Summe dieſer Vorſchläge als das