20 den ſoll. Es heißt in unſerem Antrage: mit möglichſter Beſchleuni gung Vorſchläge in dieſer Richtung zu machen. Wir ſagen nicht: im Laufe dieſes Monats Vorſchläge zu machen. Aber es iſt doch damit geſagt, daß es ſich um eine Frage handelt, die unmittelbar nach dem Friedens⸗ ſchhuß brennend ſein wiid und für deren Löſung bis zur Beendigung des Krieges möglichſt ausgiebige Vorbereitungen getroffen werden müſſen. Wenn Herr Stadtrat Sembritzki gemeint hat, es handle ſich hier um Dinge, die eigentlich für uns als beſondere Gemeinde unlösbar ſeien — ja, meine Herren, das Elend von Groß⸗Berlin kennen wir alle, das drückt uns alle; wir wiſſen alle, wie not⸗ wendig es iſt, daß dafür geſorgt wird, dieſen Kör⸗ per aktionsfähig zu machen. (Stadtv. Bernhard: Sehr gut!) Wir wiſſen auch, daß es in dem Maße, wie die Groß⸗ Berliner Gemeinden ihre Sache mit Nachdruck und mit Einheitlichkeit, nicht mit gegenſeitigen Eifer⸗ ſüchteleien vertreten, auch möglich iſt, auf die Re⸗ gierung den erforderlichen Druck auszuüben. Aber ſchließlich ſind wir doch auch heute ſchon nicht ſo ganz ohnmächtig. Der Vergleich, den ich mit Städten wie Framkfurt a. M. und Zürich getzogen habe — man hätte auch Dresden und Bremen und noch viele an⸗ dere nennen können —, trifft allerdings in dem einen Punkte nicht zu, daß es ſich dort um, wenn auch nicht iſolierte Gemeinden, ſo doch um Gemein⸗ den mit größerer Bewegungsfreiheit handelt, als ſie eine der Groß⸗Berliner Gemeinden beſitzt. Das trifft jedoch durchaus zu, daß Chanlottenburg wie wenige andere deutſche Gemeinden materiell und doch auch nach ſeinen geiſtigen Kräften leiſtungs⸗ fähig iſt, und eine ſolche Gemeinde darf ſich nicht ein⸗ fach hintenan ſtellen, darf nicht ſagen: das iſt eine Angelegenheit von Groß⸗Berlin. Nein, die muß nö⸗ tigenfalls, wenn Groß⸗Berlin nicht in Bewegung zu bringen iſt, ſelbſt vorangehen, ſie muß zeigen, was geleiſtet werden kann. Ich weiß wohl, daß die Frage des Realkredits ganz beſonders ſchwierig iſt. Ich ſelbſt bin in der Frage nicht Fachmann; um ſo mehr vermag ich die Schwierigkeiten zu würdigen. Aber ich glaube doch, daß eine Gemeinde und namentlich ein Gemeinde⸗ verband viel eher imſtande ſein wird, hier ein Ziel zu erreichen, als etwa der einzelne, der private Be⸗ ſitzer, der vorausſichtlich mit ganz beſonderen Schwie⸗ rigkeiten wird rechnen müſſen. Ich ſehe auch keine Veranlaſſung, nochmals in ausgedehntem Maße Sachverſtändige zu hören. Wir haben im Magiſtrat Sachverſtändige zu weiteren Er⸗ Sitzung am 19. Januar 1916 örterungen zur Verfügung, wie ſie hier in Charlot⸗ tenburg an der Hochſchule z. B., auch bei den Re⸗ formvbereinen ſich finden werden. Es handelt ſich doch vor allen Dingen darum, praktiſche Arbeit vor⸗ zubereiten, und da ſollen wir nicht von vornherein ſagen: das eine oder das andere muß ausgeſchloſſen jein. Mein Freund Gebert hat darauf hingewieſen, daß in den ihm bekannten Baugenoſſenſchaftswoh⸗ nungen keine idealen Zuſtände vorhanden ſind. Das gebe ich ruhig zu. Wir haben aber andere Baugenoſ⸗ ſenſchaften, die ſchon weſentlich mehr im Sinne einer Reform gearbeitet haben. Ich erinnere an die „Ideal“ in Britz, an die Gartenſtadt an der Ober⸗ ſpree, und in anderen Städten iſt es ja ebenſo. Für mich handelt es ſich aber weniger um diejenigen Arbeiter und ſonſtigen Leute, die heute ſchon in der Lage ſind, ſich ſelbſt mit Baugenoſſenſchaften zu hel⸗ fen — die ſind noch nicht am ſchlimmſten daran — für mich handelt es ſich namentlich um diejenigen, die nicht imſtande ſind, ſich ſelbſt zu helfen, die wirt⸗ ſchaftlich Hilfe haben müſſen und teilweiſe dazu auch erzogen werden müſſen, — um diejenigen, die 3. B. in den Stiftungen von Leipzig, Frankfurt a. M. uſw. herangezogen worden ſind, denen man erſt die Möglichkeit eines kulturellen Wohnens eröffnen muß. Dieſe Frage iſt durchaus dringlich. Ich will nicht noch einmal Zahlen anführen. Ich glaube, es ſteht ganz unbedingt feſt, mindeſtens für Charlottenburg und, ſoviel ich weiß, für ganz Groß⸗Berlin, daß die letzten Jahre vor dem Krieg einen erſchreckenden Rück⸗ gang in der Wohnungsproduktion gebracht haben, daß heute ſchon eine wirkliche Wohnungsnot vorhan⸗ den iſt und daß ſie noch viel brennender werden wird. Vor allen Dingen lege ich Nachdruck darauf, daß man die Frage in dem Sinne behandelt, daß man eine Löſung ſucht, daß man dahin ſtrebt, ſobald wie mög⸗ lich zu praktiſchen Ergebniſſen zu kommen. Vorſteher Dr. Frentzel: Wir ſtehen am Ende der Beratung. Wir kommen zur Abſtimmung. Ich bitte diejenigen Herren, welche dem Antrage der Herren Stadtv. Ahrens und Gen. zuſtimmen wollen, die Hand zu erheben. (Geſchieht.) — Das iſt die große Mehrheit; der Antrag iſt ange⸗ nommen. Gegen die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes ſind Einwendungen nicht erhoben worden. Dann fällt die nichtöffentliche Sitzung fort. Ich ſchließe die öffentliche Sitzung. (Schluß 7 Uhr 44 Minuten.)