0 22 — Punkt 4 der Tagesordnung: Vorlage betr. Verſtärkung der Mittel für die Brot⸗ kartenausgabe. — Druckſache 14. Stadtv. Dr. Rothholz: Meine Herren! Die Be⸗ ſchaffung der Brotkarten ſcheint doch große Mittel zu erforvern. Wir haben für die Brotkarten ſchon 110 000 ℳ bewilligt. Neu angefordert werden bis zum 1. April 50 000 ℳ. Das macht zuſammen für ein Jahr 160 000 ℳ. Pro Haus in Charlottenburg er⸗ gibt ſich daraus ein Betrag von 50 ℳ. Mit den 160 000 ℳ hätte man eventuell ganz Charlotten⸗ burg eine halbe Woche mit Brot umſonſt ſpeiſen können. Es ſcheint doch, als ob manchmal aus dem Vollen heraus gewirtſchaftet worden iſt. Zu dieſer Anſicht komme ich mit Rückſicht auf die letzten Vor⸗ gänge. Bekanntlich ſind die Brotkarten in den letzten Wochen eingezogen worden; ſie wurden gegen neue eingetauſcht, anſtatt daß man, wie es wohl richtiger geweſen wäre, nur 50 Gramm der alten Brotkarten ungültig gemacht hätte. Die alten Brotkarten wurden in den Papierkorb geworfen, es mußte eine große neue Kontrolle ſtattfinden, und neue Karten wurden ausgegeben. Mir ſcheint auch, als ob die Haus⸗ liſten nicht genügend ausgenutzt werden, und ferner kommt es mir vor, als ob die Verpackung der Karten zu koſtſpielig iſt. Dabei muß man noch bedenken, daß die Hauswirte ſich umſonſt in den Dienſt der Brotkartenausgabe geſtellt haben, daß viele Bürger ehrenemtlich in den Brotkommiſſionen tätig ſind. Trotz alledem belaufen ſich die Koſten der Brotmarken auf 160 000 ℳ. Ich glaube, hierbei auch nicht unerwähnt laſſen zu müſſen, daß die Organiſation der Brotkarten⸗ ausgabe bei vielen Brotkommiſſtonen nicht genügend klappt. Dadurch, daß ſich die Ausgabe der Brot⸗ karten auf drei Tage zuſammendrängt, kommt es vor, daß ſich in den Korridoren bei den Brotkommiſ⸗ ſionen Hunderte von Menſchen herumdrücken und warten, ähnlich wie bei den Butterhandlungen oder vor den Fleiſchhandlungen. Dadurch werden die Beamten, die zweifellos ſehr rührig und ſehr fleißig ſind, von der Maſſe der Leute bedrängt, und es herrſcht manchmal ein Ton zwiſchen ihnen und dem Publi⸗ kum, der nicht wünſchenswert iſt⸗ Ich wünſchte, daß dieſe kleinen Ausſtellungen, die ich hier mache, von dem Magiſtrat geprüft und abgeſtellt werden möchten. Gerade in der heutigen Zeit iſt es doch ſehr am Platze, die kleinen Ver⸗ ſtimmungen ſo viel wie möglich aus der Welt zu ſchaffen. Ich denke mir, daß es bei der Brotkarten⸗ ausgabe vielleicht beſſer wäre, wenn die Verteilung nach Straßen erfolgte und nicht ein ganzer Stadt⸗ teil für die drei Tage auf einmal vor die Brot⸗ kommiſſion geladen würde. Im übrigen muß ich anerkennen, daß es auch in Charlottenburg gelungen iſt, die Streckung des Brotgetreides durchzuführen. Darüber können wir uns alle nur freuen. 7 Stadtrat Dr. Gottſtein: Es iſt durchaus zu⸗ treffend, worauf Herr Stadtv. Dr Rothholz aufmerk⸗ ſam macht, daß mit dem Syſtem der Brotkarten⸗ verteilung eine große Menge von Unkoſten verbunden iſt. Dieſe Unkoſten ſind in letzter Zeit dadurch K hate daß die Materialien teurer geworden ſind⸗ Sir haben wiederholt Gelegenheit genommen, wäh⸗ rend der Beratungen ausdrücklich darauf hinzuweiſen, Sitzung am 9. Februar 1916 daß das Syſtem der Brotkarten mit erheblichen Nebenkoſten verbunden iſt und verbunden ſein muß. Hätten wir ferner bei der Neueinteilung der zu⸗ ſtehenden Mengen die Karten, wie Herr Stadtv. Rothholz betonte, damals nicht eingezogen, ſo wäre die viel größere Gefahr des mißbräuchlichen Mehr⸗ verbrauchs von Brot entſtanden. Es mußte not⸗ wendigerweiſe in ganz Groß⸗Berlin einheitlich ſo verfahren werden, daß die Karten eingezogen wurden. Die Karten mußten auch haltbar genug gemacht wer⸗ den, um ſie längere Zeit hindurch gebrauchsfähig zu erhalten. Deshalb mußte auch die Verpackung zuver⸗ läſſig geſchehen. Die übrigen Bemerkungen werden wir nach⸗ prüfen. Soweit ſie den Andrang in den einzelnen Kommiſſionen betreffen, werden wir, falls ſich ein Mittel zur Abhilfe finden ſollte, dem nachgehen (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Die Etatsnummer „Reſte aus 1914 Ord. Ka⸗ pitel XIV Abſchnitt B 45 für 1915“ betr. Koſten für die Feſtſtellung der Mehlvorräte und die Bortkartenausgabe wird um weitere 50 000 ℳ aus laufenden Mitteln verſtärkt.) Vorſteher Dr Frentzel: Das Protokoll der heuti⸗ gen Sitzung vollziehen die Herren Mosgau, Panſchow und Peeſch. Wir kommen zu Punkt 5 der Tagesordnung: Vorlage betr. Wahl eines unbeſoldeten Magiſtrats⸗ mitglieds. — Druckſache 15. 12 Stadtv. Otto: Ich beantrage, die Vorlage einem Ausſchuſſe von 15 Mitgliedern zu überweiſen. (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit die Ueberweiſung an einen Ausſchuß und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtverordneten Boll⸗ mann, UDr Borchardt, Dr. Byk, Dr Frentzel, Dr. Fried⸗ länder, Gebert, Dr Hubatſch, Mann, Meyer, Mosgau, Otto, Rieſenberg, Ruß, Wilk und Wöllmer.) Vorſteher Dr Frentzel: Punkt 6 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Verlängerung des Pachtverhältniſſes an den Grundſtücken Kach Straße 1/2. — Druck⸗ 2 ache 16. Hierzu iſt von dem Magiſtrat noch ein Nach⸗ trag eingegangen, von dem Abſchriften zum Teil in Ihre Hände gelangt ſind; dieſer Nachtrag lautet: Urſchriftlich mit Anlage an die Stadtwerord⸗ netenverſammlung unter Bezugnahme auf unſere Vorlage vom 3. d. M. — vIIIa G. 2 — mit dem Antrage, uns zu ermächtigen, den Pachtverlängerungs⸗ vertrag mit der Böhmiſches⸗Brauhaus⸗Aktien⸗ geſellſchaft als Rechtsnachfolgerin des Geh. Kommerzienrats Haaſe abzuſchließen. Ich ſtelle hiermit gleichzeitig dieſe Erweiterung des Magiſtratsantrags zur Diskuſſion.