24 Sitzung am 9. wie wir hoffen, recht baldigen Friedensſchluß beſſeren Verhältniſſen der dortigen Gegend entgegengehen. Stadtbaurat Bredtſchneider: Meine Herren! Der Verband Groß⸗Berlin hat im Einverſtändnis mit der Stadtgemeinde Charlottenburg der Straßenbahn⸗ geſellſchaft die Genehmigung erteilt, durch den Nonnendamm und die Straße 45, die jetzt Siemens⸗ damm heißt, eine Straßenbahn zu betreiben. In dem Vertrage iſt der Geſellſchaft die Verpfplichtung auferlegt, „mindeſtens im 15⸗Minuten⸗Betriebe eine der am Bahnhof Jungfernheide endigenden Linien bis nach den Siemenswerken zu verlängern“ und außerdem „zwiſchen dem Bahnhof Jungfernheide und der Weichbildgrenze zwiſchen Charlottenburg und Spandau zur Ergänzung der fahrplanmäßigen Linie Einſatzzüge zu fahren und mit dieſen den Verkehr von und nach den Siemens-Schuckert⸗Werken ord⸗ nungsmäßig und ausreichend zu bedienen⸗ Das ſind die Bedingungen, die der Geſellſchaft auferlegt worden ſind. Es fragt ſich, ob die Straßenbahngeſell⸗ ſchaft dieſe Bedingungen erfüllt hat oder nicht. Nach dieſer Richtung iſt zu bemerken, daß wäh⸗ rend des ganzen Tages — es handelt ſich hier um die Strecke zwiſchen dem Bahnhof Jungfernheide und den Siemenswerken — nicht ein Betrieb in 15 Minu⸗ ten Abſtand eingeführt iſt, ſondern ein ſolcher in 7½ Minuten Abſtand. Hier iſt alſo der Straßen⸗ bahnverkehr ſchon gegenüber der Forderung des Ver⸗ trages verdoppelt. Ferner hat die Straßenbahn des Morgens bei Beginn der Arbeit in den Siemens⸗ werken und des Abends beim Schluſſe der Arbeit noch zwei Einſetzlinien eingeſchaltet. Davon geht die eine von den Siemenswerken bis zum Knie und die andere bis zum Nollendorfplatz. Es verkehren alſo während der ſehr verkehrsreichen Zeiten auf der Strecke zwiſchen den Siemenswerken und dem Bahn⸗ hof Jungfernheide alle 15 Minuten vier Züge, d. h. alle 3 bis 4 Minuten ein Zug. Wie feſtgeſtellt worden iſt, ſind die meiſten dieſer Züge mit zwei Anhänge⸗ wagen verſehen, der Reſt hat einen; ohne Anhänge⸗ wagen verkehrt dort überhaupt kein Zug während der verkehrsreichen Zeit. Wir haben nun, als der hier in Frage ſtehende Antrag beim Magiſtrat einging, Verkehrszählungen an Ort und Stelle vorgenommen, um uns zu über⸗ zeugen, wie denn dort von der Straßenbahngeſell⸗ ſchaft der Verkehr bewältigt wird. Die Verkehrs⸗ zählungen haben ſich nur auf die verkehrsreichen beiden Zeiten am Morgen und am Abend erſtreckt. Die Bücher über die Verkehrszählungen liegen vor. Es hat ſich dabei ergeben, daß an den Zählſtellen zwar Leute haben zurückbleiben müſſen, das eine Mal 8, das andere Mal 10, dann 16 uſw., daß aber dieſe Zurückbleibenden mit dem nächſten Zuge, der 3 bis 4 Minuten hinterher kam, alle haben mitgenommen werden können. Die Zurückbleibenden haben alſo höchſtens 3 bis 4 Minuten bis zu ihrer Beförderung warten müſſen- Geht man nun dieſem Mißſtande, wenn man ihn ſo bezeichnen darf, nach, ſo ſtellt ſich heraus, daß auf den beiden Endpunkten am Bahnhof Jungfernheide und an den Siemenswerken der Zu⸗ ſtrom zu der Straßenbahn ſtoßweiſe erfolgt. Auf dem Bahnhof Jungfernheide kommen die Züge der Ringbahn von beiden Richtungen gefüllt mit Arbei⸗ tern an. Es kommt ſogar vor, daß auf dem Bahnhof Jungfernheide Züge von beiden Fahrtrichtungen zu⸗ gleich eintreffen. Die gleichzeitig an der Straßen⸗ zu ſchaffen, Februar 1916 bahnhalteſtelle erſcheinende große Anzahl von Perſonen will nun mit der Straßenbahn mit. Es iſt erklärlich, daß dann und wann mal ein paar Perſonen zurück⸗ bleiben. — Auf dem andern Ende, an den Siemens⸗ werken, wird des Abends die Arbeit abteilungsweiſe geſchloſſen. Die Abteilungen haben den Schluß ihrer Arbeitszeit ſtaffelweiſe eingerichtet, ſo daß nicht die ſämtlichen Abteilungen zu derſelben Zeit die Arbeit ſchließen, ſondern alle halbe Stunde eine andere Ab⸗ teilung. Nichtsdeſtoweniger läßt es ſich nicht ver⸗ meiden, daß auch hier der Verkehr bei Arbeitsſchluß der einzelnen Abteilungen ſtoßweiſe an die Straßen⸗ bahn herantritt. Dadurch erklären ſich die beobachteten Ueberfüllungen von ſelbſt. Irgendwelche Unzuträglichkeiten, gegen die unſer⸗ ſeits einzuſchreiten wäre, ſind bei dieſen Verkehrs⸗ zählungen nicht feſtgeſtellt worden. Die Verkehrs⸗ zählungen haben allerdings bei regenfreier Zeit ſtatt⸗ gefunden. Nun weiß man aus Erfahrung, daß man auch in der Stadt, wenn es regnet, mit den Straßen⸗ bahnen nicht nach Wunſch mitkommt, ſondern viel⸗ fach warten muß Es iſt daher auch nicht zu ver⸗ wundern, wenn an Regentagen die Leute am Bahnhof Jungfernheide und an den Siemenswerken mehr warten müſſen als ſonſt. Es hat ſich herausgeſtellt, daß viele von den Arbeitern und Angeſtellten der Siemenswerke, namentlich des Abends, bei regen⸗ freier Zeit den Weg nach dem Bahnhof Jungfern⸗ heide zu Fuß zurücklegen. Das ändert ſich natürlich, wenn es regnet; dann kommen auch dieſe Leute zur Straßenbahn, und dieſe iſt dann ſolchen außerordent⸗ lichen Ereigniſſen nicht gewachſen. Ich möchte an⸗ nehmen, daß die Klagen des Herrn Stadtverordneten Wilk ſich ausſchließlich auf Regenzeiten bezogen haben, er hat ja auch in ſeiner Rede auf das ſchlechte Wetter hingedeutet. Nun haben wir, wie den Herren be⸗ kannt iſt, in den letzten Wochen oder Monaten faſt ununterbrochen Regen gehabt, und es iſt daher er⸗ klärlich, daß während dieſer ſehr langen Zeit Miß⸗ ſtände eingetreten ſind. Auf die Beſchwerden wegen des Herunterſtoßens von Fahrgäſten von der Straßenbahn und des Fahrens von Zügen auf ein totes Gleis kann ich mich nicht einlaſſen; die ſind mir unbekannt. Ich habe zwar in der Zeitung etwas davon geleſen, kann aber nichts darüber ſagen. Wir haben der Straßenbahngeſellſchaft mündlich vorgeſtellt, daß hier in der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung Unzufriedenheit über die dortigen Verhältniſſe zum Ausdruck kommen wird, und ſie gebeten, doch darauf hinzuwirken, daß die Mißſtände in Zukunft vermieden werden. Die Auskunft, die uns erteilt worden iſt, lautet dahin, daß es der Straßenbahn nicht bekannt iſt, daß bei normalen Witterungsver⸗ hältniſſen irgendwelche Uebelſtände beſonderer Natur obgewaltet haben, wenn aber Uebelſtände enigetreten ſeien, ſo könne das nur auf die Regenzeit zurück⸗ zuführen ſein. Ferner hat ſie mitgeteilt, daß die Direktion der Siemenswerke ſeit längerer Zeit bereits mit der Straßenbahngeſellſchaft zu dem Zwecke ver⸗ handelt, daß die Zugfolge zwiſchen dem Bahnhof Jungfernheide und den Siemenswerken noch weiter verdichtet werde. Die Straßenbahngeſellſchaft hat erklärt, ſie könne während der Kriegszeit nichts machen, es ſei ihr unmöglich, irgend etwas Neues en, weder hier noch irgendwo in der Stadt: ihr Perſonal ſei durch den Krieg derartig in Anſpruch genommen, nicht allein das Fahrperſonal, ſondern