26 ſeinerzeit die Regulierung der Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße auf der Tagesordnung ſtand, war die Große Berliner Straßenbahn, wie Sie ſich erinnern werden, ſo liebens⸗ würdig, noch obendrein von uns Geld dafür zu ver⸗ langen, daß die Straßenbahn nur weiter durchgeführt wurde; ſie forderte damals 20 000 ℳ für die Durch⸗ führung des Baues. Alles das ſind doch Erfahrungen, die uns die Ueberzeugung aufdrängen müſſen, daß es auf die Dauer ſo nicht weitergehen kann. Ich bitte Sie des⸗ halb, unſern Antrag anzunehmen. Stadtv. Bergmann: Meine Herren! Ich möchte dem Herrn Vorredner nicht auf das von ihm betretene Gebiet folgen und mich mit ihm heute nicht über die Aufſchließung von Terrains in der dortigen Gegend unterhalten. Ich glaube, das ſteht auch nur in recht loſem Zuſammenhange mit den Wünſchen der Herren Antragſteller; das müſſen wir ſchon einmal bei anderer Gelegenheit erörtern. Anders liegt es aber damit, ob es nicht richtig iſt, darauf näher einzugehen, was die Herren hier weiter noch hervor⸗ gehoben haben. Richtig iſt, wie Herr Kollege Wilk ſagt, daß der Magiſtrat jetzt beſtrebt iſt, die Schwierigkeiten zu beheben, die ſich hinſichtlich des Verkehrs jetzt nicht nur in einzelnen, ſondern, ich möchte beinahe ſagen, in faſt allen Gebieten der Stadt ergeben. Dieſe Schwierigkeiten müſſen aber insbeſondere dann in die Erſcheinung treten, wenn, ich kann wohl ſagen, an einer Stelle in kurzen Abſtänden auf einmal 30 000 Arbeiter die Fabrik verlaſſen und ihre Wohnſtätten aufſuchen; es iſt naturgemäß, daß dann eine Stockung eintreten muß. Aber es fragt ſich, ob es nicht mög⸗ lich iſt, wenigſtens zum Teil dieſer Stockung Herr zu werden, und hierbei müßte in erſter Reihe die Große Berliner Straßenbahn in Frage kommen. Im allgemeinen können wir uns über ein Entgegenkommmen der Großen Berliner Straßenbahn nicht beklagen, (Sehr richtig!) trotz der großen Mühe, die ſich unſer Magiſtrat gibt, eine beſſere Verkehrsfolge herbeizuführen; das weiß ich ſchon ſeit langer Zeit. Ich verſtehe nun nicht, warum es nicht möglich ſein ſoll, z. B. die Linien 54 und 18, die bis zum Tegeler Weg gehen, das Stückchen weiterzuführen, damit die Arbeiter mehr Gelegenheit haben, die Bahn zu benutzen. Es iſt nicht immer gut, wenn eine ſolche Geſellſchaft eine der⸗ artige Macht beſitzt, und da nützen uns auch die vielen Verträge nichts. Wir ſehen an einzelnen Stellen der Stadt — ich möchte das hier ganz beſonders hervor⸗ heben —, daß ſich dort mit der Zeit wirkliche Miß⸗ ſtände herausgeſtellt haben. Ob das nun allein eine Folge des Krieges iſt, möchte ich bezweifeln; es iſt im Frieden nicht viel anders. (Sehr richtig!) Es kommt vor, daß die Wagen, wenn auch nicht ganz überfüllt, ſo doch ziemlich beſetzt anlangen, dann aber iſt auf ein Entgegenkommen der Schaffner nicht zu rechnen. Ich möchte beinahe ſagen, daß es die Schaff⸗ nur als eine gewiſſe Wonne empfinden, rufen zu können: beſetzt! Das Publikum hat dann das Nach⸗ Sitzung am 9. Februar 1916 ſehen. Wir ſehen täglich in vielen Gegenden, daß die Leute nicht nur auf einen, ſondern auf zwei, drei Wagen warten müſſen, die ihnen vor der Naſe vorbei⸗ fahren, weil ſie beſetzt ſind. Und wenngleich wir im Kriege ſind, ſo denke ich doch, daß es nicht falſch iſt, wenn unſer Magiſtrat — und darin ſind meine Freunde mit mir einig — den Wünſchen der Herren Antragſteller entgegenkommt und zuſieht, ob es nicht möglich iſt, doch in gewiſſem Umfange eine beſſere Verbindung herbeizuführen. Es muß doch für die Große Berliner Straßenbahn eine Kleinigkeit ſein, uns wenigſtens in bezug auf die beiden Linien, die ich hier angeführt habe, Entgegenkommen zu zeigen. In dieſem Sinne möchte ich bitten, daß der Antrag 12 ſozialdemokratiſchen Fraktion zur Annahme ge⸗ angt. Stadtv. Gebert: Dem Herrn Kollegen Bergmann muß ich hinſichtlich der Erfahrungen, die er mit den Angeſtellten der Straßenbahn wegen des ominöſen Wortes „beſetzt“ gemacht hat, erwidern: Weiß denn Herr Kollege Bergmann nicht, daß die Straßenbahn⸗ angeſtellten eine Dienſtordnung haben, daß ſie ge⸗ nötigt ſind, beſtimmte polizeiliche Vorſchriften zu beachten? Es beſtehen Beſtimmungen, die dahin gehen, daß für überfüllte Wagen der Schaffner haftet, nicht die Geſellſchaft. (Zuruf.) — Auch während des Krieges, Herr Kollege Erd⸗ mannsdörffer! — Wir wollen doch nicht, daß die Straßenbahnſchaffnerinnen bei einem Lohnſatz von 3,50 %ℳ pro Tag ſchließlich noch 4, 5 und 6 %ℳ Strafe zu zahlen haben; wir wollen doch nicht, daß dieſe Schaffnerinnen unter Umſtänden wegen der mehr⸗ fachen Uebertretung der Dienſtordnung entlaſſen wer⸗ den. Das weiß das Publikum in den allermeiſten Fällen am wenigſten, und es kann es auch nicht wiſſen. Ich habe erſt kürzlich einen Fall erlebt, in dem eine Straßenbahnſchaffnerin von einem Kontrolleur auf das allerſchärfſte deswegen getadelt wurde, weil ſie zwei Perſonen über die zuläſſige Beſetzung des Wagens hinaus mitgenommen hatte. Ja, die Frau ſtand ganz verblüfft da. Ich weiß nicht, ob es Ihnen bekannt iſt, daß die Dienſtordnung bisher nicht außer Kraft geſetzt worden iſt; ſie beſteht heute noch. Die Polizeibehörde hat auch jetzt noch die Befugnis, darauf zu achten, daß der Wagen nicht überfüllt iſt, und eventuell Anzeige zu erſtatten. Alſo wir ſollten nicht den Angeſtellten die Schuld geben, ſondern wir müſſen hier wiederum auf die Direktion zurückgreifen, die derartige Beſtimmungen erläßt. — Das wollte ich zur Richtigſtellung dem Herrn Kollegen. Bergmann gegenüber noch hervorheben. Stadtv. Bergmann: Herr Kollege Gebert irrt, wenn er annimmt, ich wäre nicht darüber unterrichtet, welche Inſtruktionen die Schaffner von ihrer Direk⸗ tion erhalten haben; das weiß ich ſehr gut. Aber Herr Kollege Gebert wird auch wiſſen, daß im Kriege Ausnahmen ſtattfinden, die auch von der Direktion erlaubt ſind. Im übrigen habe ich nur darauf hin⸗ weiſen wollen — das müßte Herr Kollege Gebert doch aus meinen Worten herausgehört haben —, welcher Unwille bei dem Publikum entſteht, wenn es das Wort „beſetzt“ hört. Mit anderen Worten: das Publikum muß wenigſtens zwei oder drei Wagen .