54 reicher Verbraucher, wodurch dann in der Zukunft die Rentabilität ſtark herabgemindert werden kann. Denn darüber müſſen wir uns doch klar ſein: wer einmal dem Gas gewerblich oder als Beleuchter verloren iſt, der kommt nicht wieder, ſondern der verfällt rettungslos der Elektrizität. (Sehr richtig!) Wir ſind ja nun gleichzeitigBeſitzer von Elektrizitäts⸗ werken, aber wir haben doch ſchließlich ein großes Intereſſe daran, daß die Rentabilität der erheblichen Kapitalsinveſtion in den Gaswerken gewahrt bleibt. Ich will mich nicht als Fachmann in dieſer Sache aufſpielen, ich weiß nicht, o0 dunch die geplante Er⸗ höhung jene Gefahr heraufbeſchworen wird, aben es wird das eine Frage ſein, die im Etatausſchuß ſehr ſorgſam geprüft werden muß. Ich bin auf Grund der vorhin angeſtellten finanziellen Erwägungen der Anſicht, daß es durch⸗ aus möglich iſt, den Gaspreis herabzufetzen. Denn ich kann mich der Zuverſicht nun einmal nicht ver⸗ ſchließen, daß ein Minus an Einkommenſteuerſoll, an ſteuerpflichtigem Soll gegenüber dem Vorjahr wahr⸗ ſcheinlich nicht zu erwarten ſein wird. Wenn meine Vorausſetzung zutrifft und wenn wir die Steuer auf 170%, belaſſen ſollten, ſo würde ſtatt der veran⸗ ſchlagten 121 Millionen das Steueraufkommen rund 14 Millionen betragen, und wir würden dann aller⸗ dings einen erheblichen Betrag frei haben, um den Gaspreis etwas weniger zu erhöhen. Meine Herren, ich bin durchaus nicht ein Anhänger der „Finanzie⸗ nungskunſt des Unbewußten“, von der Herr Kollege Dr. Frentzel vorhin geſprochen hat. Ich Cin der An⸗ ſicht. daß ſelbſtverſtändlich für jeden Etatspoſten eine vernunftgemäße Deckung da ſein muß. Aber da wir einmal bei der Philoſophie angelangt ſind, ſo möchte ich darauf aufmerkſam machen, daß es in der Philo⸗ ſophie zwei nicht unintereſſante Begniffe gibt: den Begriff der reinen Vernunft und der Begriff der praktiſchen Vernunft. Nach dem Geſetze der reinen Vernunft hat der Herr Kämmerer Recht: ich hoffe, daß nach dem Geſetze der praktiſchen Vernunft ich Recht haben werde in der Auffaſſung, daß wir mehr an Einkommenſteuer haben und des⸗ halb durchaus in der Lage ſein werden, den Gas⸗ preis weniger als um 3 5 zu erhöhen. (Bravo!) Stadtv. Panſchow: Meine Herren! Eins der intereſſanteſten Momente heut abend waren die Aus⸗ führungen, die Herr Dr. Frentzel machte, um die Richtigkeit der wirtſchaftlichen Gebarung ſeiner Freunde zu rechtfertigen, die ſie in früheren Jahren geübt haben. Meine Herren, ohne jede Veranlaſſung! Ich weiß nicht, ob das nicht doch gewiſſe Schlüſſe zu⸗ läßt; vielleicht iſt da irgendwo eine Stelle, die nicht jedem ſo ganz klar iſt. 7 Weiter möchte ich auf etwas zurückkommen, was der Herr Kämmerer ausgeführt hat. Meine Herren, es iſt keinem Hausbeſitzer eingefallen, daraufhin, daß ein Nachlaſſen der Grundſteuern in gewiſſem Rah⸗ men ſtattfinden ſoll, zu ſagen, die Mietunterſtützungen Sitzung am §. März 1916 ſollten eingeſtellt werden, die Mietunterſtützungen, von denen man ja immer hervorzuheben vergißt, daß ſie nicht dem Hausbeſitzer, ſondern in Wahrheit dem Mieter gegeben werden; denn nicht der Hausbeſitzer iſt zur Obdachgewährung verpflichtet, ſondern der Magiſtrat und die Stadtverwaltung unterſtützt den Mieter als ſolchen, und nur indirekt hat der Haus⸗ beſitzer damit zu tun. Es würde viel richtiger ſein, nicht dem Hausbeſitzer bei jeder Gelegenheit mit der Mietunterſtützung unter die Naſe zu fahren. Wenn ich noch weiter auf den Etat ſelbſt zurück⸗ komme, ſo muß ich geſtehen, daß ja ein Rechten über die Ziffern desſelben ein vergebliches Werk iſt. Jede Zahl, die Sie nennen, iſt verkehrt, wie der Herr Käm⸗ merer ſelbſt ausgeführt hat. (Widerſpruch des Kämmerers.) % — Bei früheren Gelegenheiten haben Sie geſagt, jede Zahl, die Sie nennen, würde nicht die richtige ſein. Ich wenigſtens ſtimme dem zu und mache das auch zu meiner eigenen Behauptung. Wenn man über⸗ legen ſoll, welche Ausgaben notwendigerweiſe ge⸗ macht werden müſſen, ſo muß ich ſagen, daß man der Stunde das gibt, was ihr zukommt, und daß man keine Etats aufſtellen ſoll, die in Zukunft zu große Schulden für die Stadt in ſich bergen, damit die Zeit der Defizits, die ſeit zwei Jahren bei uns einge⸗ riſſen iſt, nicht endlos verlängert wird. So ſehr ich bedaure, daß der Gasetat die Erhöhung des Gas⸗ preiſes vorſieht, ſo würde ich mich doch in dem Ge⸗ danken damit abfinden müſſen, daß eine andere Balanzierung des Etats nicht ermöglicht werden kann. Borſteher⸗Stellv. Dr Hubatſch: Es hat ſich nie⸗ mand mehr zum Worte gemeldet; die Ausſprache iſt damit geſchloſſen. Der Ausſchuß zur Vorberatung des Stadthaushaltsplans iſt bereits in der vorigen Sitzung eingeſetzt worden. Ich darf nunmehr feſt⸗ ſtellen, daß die Verſammlung den Stadthausplan dem Ausſchuſſe zur Vorberatung übergibt. Ich ſtelle das hiermit feſt. Vorſteher Dr Frentzel: Infolge des Umſtandes, den ich und auch verſchiedene Redner erwähnt haben, wird es notwendig ſein, eine außerordentliche Sitzung abzuhalten, um den Stadthaushaltsplan noch vor dem 21. dieſes Monats zu verabſchieden. Montag der 20. iſt zu ſpät; es kommen dafür nur der Don⸗ nerstag, Freitag und Sonnabend der nächſten Woche in Frage. Ich möchte bitten, daß ſich die Herren darauf vorbereiten. Wenn es irgend gehen wird, werde ich den Donnerstag als Sitzungstag vor⸗ ſchlagen. Aber wir werden uns gleich in der ſich an die öffentliche Sitzung anſchließenden Ausſchußfitzung darüber verſtändigen, und ich möchte deswegen auch darum bitten, daß die Herren, die dem Ausſchuß an⸗ gehören, ſonſt aber nicht an der Ausſchußſttzung teil⸗ nehmen wollten, bis zu dieſer Zeit hier bleiben. Ich ſchließe die Sitzung. (Schluß 9 Uhr 14 Minuten.)