Sitzung am 10. Mai 1916 feſt überzeugt, daß die Lebensmittel, die im gefamten Deutſchen Reich vorhanden ſind, ausreichen, um unſere Bevölkerung, wenn auch nicht gut, aber doch genügend zu ernähren. (Zuruf.) — Auch mit Fleiſch! Selbſtverſtändlich gibt es Zeiten, wo man mal mit einer Sache, jetzt mit Fleiſch, aus Gründen, die ich nicht weiter zu er⸗ örtern brauche, ſparen muß, und die Bevölkerung wird es gern ertragen, wenn ſie auch mal ſehr wenig von einer ſolchen Ware wie Fleiſch oder Butter er⸗ hält; aber ſie muß ſicher ſein, daß ſie ein klei⸗ nes Quantum unter allen Umſtänden bekom mt, daß der eine, der von morgens bis abends im Büro arbeitet, daß die Schaffnerin, die von morgens bis abends auf dem Wagen ſteht, eben⸗ ſo gut ihr Viertel Butter erhält wie ein anderer. Wenn es nicht möglich iſt, in einer Woche ein Vier⸗ telpfund zu gewähren, ſo iſt ja die zeitloſe Karte da, wie ſie nicht in der Theorie beſteht, ſondern von großen Städten eingeführt worden iſt. In einer gewiſſen Zeit bekommt jeder Einwohner auf dieſe Karten nennen Sie ſie a, 5, « oder blaue, rote und grüne Karten ſein Quantum. Wie hoch dieſes Quantum zu bemeſſen iſt, iſt Sache der Verwaltung; ſie kann das ausgeſtalten, wie ſie will. Kurz bevor die Tvollerung mit dieſem Quan⸗ tum bedacht iſt, gibt die Verwaltung bekannt: von dann und dann ab gelten die blauen Karten, nach⸗ dem derjenige Teil der Bevölkerung, der bisher nichts hat bekommen können, noch befriedigt iſt, nicht mehr, ſondern die roten Karten und ſo fort. Wenn Sie dann, wie das hier auch vorgeſchlagen worden iſt, die einzelnen Haushalte nach Num⸗ mern gruppieren und beſtimmten Geſchäften zuweiſen, dann iſt mit einem Schlage das beſeitigt, was wir alle ſo beklagen: die Anſammlungen vor den Läden. Es iſt mit Recht von dem Herrn Vorredner darauf hingewieſen worden, daß die Konſumge⸗ noſſenſchaften das ſo machen: es machen auch große Srädte ſo. Meine Herren, gehen Sie nach Süd⸗ deutſchland und ſehen Sie ſich dort an, was auf dem Gebiete der Lebensmittelverſorgung geſchehen iſt: da wird anders verfahren. Wir müſſen es vor dem Auslande vermeiden, daß in der Weiſe wie bis⸗ her die Anſammlungen vor den Butter⸗ und anderen Läden und nun vor allen Dingen vor den Fleiſcherläden weitergehen. Ich habe heute wieder eine Nachricht aus dem „Temps“ geleſen, in der mit Behagen und Spott darauf hingewieſen wird, wie⸗ viel Hunderte von nachts um 2 Uhr bis in den Tag hinein vor einem Butterladen geſtanden haben. Das ſchadet uns ſo außerordentlich bei der ganzen Krieg⸗ führung, daß die Gemeinden alles daran ſetzen müſſen, auf dieſem Gebiete organiſatori ſch etwas zu le i ſt e n. Das müſſen wir können und können wir auch, wenn wir nur den Willen haben und uns nicht an Theorien halten. Mʃeine Herren, auf die Anträge der Herren So⸗ 5 414. will ich hier nicht eingehen, da die Be⸗ prechung noch nicht begonnen hat; nur die eine Frage mit der auswärtigen Wurſt, die der Herr Vor⸗ redner heworgehoben hat, will ich hier auch berühren, weil ſie mit der Fleiſchtarte zuſammenhängt. Wie liegt die Sache jetzt? Die Viehhandelsverbände ſind ein⸗ geführt, und den einzelnen Provinzen und Städten 99 ſind ganz beſtimmte Mengen Fleiſch zugeteilt worden; nicht in dem ganzen Umfange, lange nicht in dem ganzen Umfange werden ſie jetzt an die Städte geliefert; aber eine beſtimmte Menge bekommt jede Stadt. Die Stadt hat eine beſtimmte Anzahl Fleiſcher, an die ſie ſie verteilt, und be i einer Nummerverteilung iſt ſie in der Lage, je dem Fleiſcher ſoundſoviel Haus⸗ haltungen zuüberweiſen. Nun müſſen Sie dabei berückſichtigen, daß ein Teil des Fleiſches zu Wurſt verarbeitet wird, gewiß; aber wenn Sie bei dem Syſtem, das ich vorhin geſchildert habe, bleiben, dann muß Ihnen der Fleiſcher bei der nächſten Ver⸗ teilung die Kartenabſchnitte übergeben. Folglich haben Sie es auch vollkommen in der Hand, ihn darin zu kontrollieren, ob er das Quantum Fleiſch, das er für die Bevölkerung überwieſen erhalten hatte, auch als Fleiſch verabfolgt hat. Soweit etwa die Bevölkerung kein Fleiſch abgeholt hat. ſehen Sie das aus den fehlenden Nummerkarten, können es auch jederzeit kontrollieren. Den Reſt ent⸗ ſprechend den gefetzlichen Beſtimmungen darf der Fleiſcher zu Wurſt verarbeiten. Was nun die auswärtige Wurſt betrifft, ſo iſt in eingehenden Verhandlungen mit den Sachber⸗ ſtändigen feſtgeſtellt worden, daß es eine Kleinigkeit iſt, auswärtige Wurſt als auswärtig zu deklarieren. Ich ſelbſt habe — das kann ich hier ſagen mit den Vertretern der großen Wurſtſtädte wie Gotha, Braun⸗ ſchweig uſw. verhandelt, und die Herren haben ſich bereit erklärt, ebenſo auch die Verwaltungen, eine be⸗ ſt immte Art von Plomben einzuführen, die an der Wurſt. angebracht werden und nicht entfernt werden dürfen, bevor die Wurſt verkauft iſt. Was liegt da näher, als daß wir die Anregung geben, mit dem Städtetag und der Vereinigung der Städte unter 25 000 Einwohnern gemeinſam vorzugehen und zu ſagen: wir verabreden, daß die und die Plom⸗ benzeichen in den ſogenannten Wurſtexportſtädten ein⸗ geführt werden. Dann haben Sie die Kontrolle mit Leichtigkeit, wie das auch die Schlächter ohne weite⸗ res zugegeben haben. Dann können ſolche Sachen nicht vorkommen, wie ſie vorgekommen ſind oder vor⸗ gekommen ſein ſollen, — ich kann den Beweis dafür nicht auf den Tiſch legen. Meine Herren, die Preisprüfungsſtel⸗ len — ich weiß nicht recht, ob wir eine Preis⸗ prüfungsſtelle haben oder nicht, offiziell heißt ſie ja wohl etwas anders, aber nach der Vorlage des Magiſtrats nimmt wohl die Lebensmitteldeputation die Stellung der Preisprüfungsſtelle ein haben durch die angezogene Bundesratsverordnung auch die Aufgabe zugewieſen erhalten, beruhigend zu wir⸗ ken. Die Preisprüfungsſtelle hat die Verpflichtung, auf den Magiſtrat einzuwirken und darauf zu ſehen, daß das Syſtem ſo organiſiert wird, daß ſolche An⸗ ſammlungen vor den Läden vermieden werden. Und ſie laſſen ſich vermeiden. Wir hoffen, daß der Ma⸗ giſtrat einen Weg gehen wird, der zu einer richtigen Verteilung der knappen Lebensmittel führt. Unſere Bevölkerung wird es gern tragen, mit ſolch wichtigen Nahrungs⸗ mitteln auch knapp beliefert zu wer⸗ den; ſie muß aber verlangen, dia ß fi e gleichmäßig beliefert wird. (Sehr richtig! und Bravo!) Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Meine Herren! Ich habe vorhin ſchon meiner Befriedigung darüber