100 Ausdruck gegeben, daß Ihre Anfragen bezw. An⸗ trüge in der heutigen Verſammlung es ermöglichen, dieſe außerordentlich wichtige und die Bevötkerung naturgemäß in Spannung haltenden Fragen in aller Oeffentlichkeit zu beſprechen. Ich kann Ihnen im voraus verſichern, daß die Mitteilungen, die ich Ihnen zu machen habe, nach keiner Seite von irgend⸗ einer Voreingenommenheit erfüllt ſind. Ich werde mich auch bezüglich der Vorgänge, die in der letten Woche vorgekommen ſind, ſtreng an die objektiven Feſtſtellungen halten. Ich glaube dabei verſichert ſein zu können, daß auch Ihnen nur daran gelegen ſein kann, eine abſolut objektive, nur das Wahre feſt⸗ ſtellende Aeußerung zu bekommen, die weder dem reinen Konſumentenſtandpunkt noch auch dem Stand⸗ punkt der Gewerbetreibenden einſeitig Rechnung trägt. Bevor ich darauf eingehe, möchte ich aber und dazu veranlaſſen mich einige Ausführungen der Herren Vorredner — feſtſtellen, daß bei der ganzen Frage der Volksernährung das iſt ſo oft geſagt worden, daß es eine alte Weisheit iſt immer die Heranſchaffung der notwendigen Vorräte die Grund⸗ lage aller Entſcheidungen bilden muß. (Sehr richtig!) Da darf ich von vornherein hinweiſen — und ich be⸗ finde mich in dieſer Uebereinſtimmung mit den drei Herren Vorrednern — daß wir leider als Gemeinde auf den wichtigſten Ge⸗ bieten der Nahrungsmittelverſorgung als ſelbſtver⸗ antwortliche Träger dieſer Verſorgung durchaus aus⸗ geſchaltet ſind. Wir ſind nicht in der Lage nach dem heutigen Stande der Geſetzgebung und der Verord⸗ nungen, die Bevölkerung Charlottenburgs ausrei⸗ chend mit Fleiſch zu verſorgen. Wir bekommen die uns zugewieſene quotiſierte Menge der verſchiedenen Fleiſcharten, eine Menge, die leider ſehr gering iſt. Wir ſind nicht in der Lage, durch Maßnahmen unſer⸗ ſeits dieſe Mengen zu erhöhen. Ich will nicht unter⸗ ſuchen, das iſt nicht unſere Aufgabe, woran es etwa liegen kann, daß uns dieſe Mengen — man kann eigentlich von Mengen ſchon gar nicht mehr ſprechen — in ſo geringem Umfange zugebilligt wer⸗ den. Aber das eine kann ich jetzt negativ feſtſtellen — und ich alaube, dazu ſind wir gegenüber der Br⸗ völkerung verpflichtet —, daß an uns die Schuld micht liegt, daß wir nicht in der Lage ſind, in dieſer Beziehung irgendwie eine Aenderung eintreten zu laſſen. Wir können das höchſtens tun auch das iſt ein Weg, der von dem einen oder andern der Herren Vorredner angezeigt worden iſt —, indem wir an die zuſtändige Stelle immer wieder Petitionen und Anträge richten. Nun, meine Herren, die Mit⸗ glieder Ihrer Nahrungsmitteldeputation wiſſen, daß wir nach dieſer Richtung nichts verſäumt haben. Wir haben alle Stellen, die überhaupt in Bewegung zu ſetzen waren, in Bewegung geſetrt. Es kann uns nur angenehm ſein — das will ich hier ausdrücklich feſtſtellen —, wenn wir von der Stadtverordneten⸗ verſammlung in unſeren Bemühungen im Intereſſe der Nahrungsmittelverſorgung unſerer Bevölkerung recht eindringlich unterſtützt werden. Meine Herren, ich habe betont: das Wichtigſte und (Grundlegende der ganzen Frage ſind die tatſäch⸗ lichen Quantitäten, mit denen wir zu rechnen ha⸗ ben. Sie haben aus einer Veröffentlichung des Ma⸗ giſtrats zu Berlin bereits geſehen, wie außerordentlich gering im Verhältnis die Onantitäten von Fleiſch Beziehung glücklicherweiſe in ſder lerten Woche etwa zwei Drittel. Von Kälbern haben Sitzung am 10. Mai 1016 ſind, die uns in den letzten Wochen zugänglich ge⸗ macht wurden. Ich kann Ihnen bezüglich der zwei lerten Wochen mitteilen, daß die Belieferung mit den verſchiedenen Fleiſcharten außerordentlich zurück⸗ geblieben iſt hinter der Quantität, die, wie Ihnen wohl bekannt ſein wird, ſeinerzeit auf Grund von 50 % des ungefähren Friedensdurchſchnitts errechnet war. Was beiſpielsweiſe Schweine betrifft, ſo ſind dem Soll von 1128 gegenüber in der vorigen Woche tatſächlich 194 geliefert worden. (Hört! Hört!) Das iſt etwa ein Sechſtel. Darunter befinden ſich⸗ das bitte ich beſonders zu beachten — 163 ſogenannte Regierungsſchweine, (Heiterkeit) d. h. ſolche, die uns aus unſerer vertraglichen Liefe⸗ rung mit Schleswig zuſtehen. In der letzten Woche betrug gegenüber dem genannten Soll von 1128 die tatſächlich gelieferte Menge 252, darunter 18² Schweine aus Schleswig, insgeſamt nur etwa ein Fünftel bis ein Viertel der berechneten Quote. Bei den Rindern iſt das Verhält⸗ nis etwas beſſer. Gegenüber 170 Stück, die uns zukommen ſollten, haben wir in der vorigen Woche 85 und in der letzten Woche 104 bekommen. Das bedeutet in der vorigen Woche etwa die Hälfte, in wir allerdings nicht nur die volle Zahl, ſondern ſo⸗ gar etwas darüber hinaus bekommen, während bei den Hammeln die Belieferung in der vorigen Woche — ich nenne nur Verhältniszahlen — ein Fünftel und in der lerten Woche etwa ein Drittel dieſes anfäng⸗ lich berechneten Kontingents betrug. Ich nenne Ihnen dieſe Zahlen in Ergänzung des von Berlin veröffentlichten Berichts, weil auch ich es für erfor⸗ derlich halte, daß man in der Oeffentlichkeit wieder⸗ um feſtſtellt. daß die Belieferung mit Fleiſch, auf die wir, wie ich wiederholt feſtſtelle, einen Einfluß nicht haben, im Augenblick zweifellos viel zu gering iſt. Ich enthalte mich zunächſt jedes Urteils darüber, ob eine Abänderung möglich iſt und eventuell auf wel⸗ chem Wege. Mñʃneine Herren, was die Frage der Butter be⸗ trifft auch dieſe iſt mehrfach geſtreift worden —, ſo hat Herr Hirſch, wenn ich nicht irre, unter Bezug⸗ nahme auf Ausführungen von mir vor Weihnachten darauf hingewieſen, daß ich damals geſagt hätte, die Butterkarte würde uns die Erlöſung auf dieſem Ge⸗ biete bringen. (Widerſpruch des Stadtv. Hir ſch.) Ich weiß nicht mehr genau, wie das Stenogramm lautet, erinnere mich aber, daß ich damals ausgeführt err⸗ gen ich dieſer Einführung ſehr ſkeptiſch gegen⸗ über ſtehe. (Stadtv. Hirſch: Das habe ich auch nicht geſagt!) — Das freut mich und ich nehme meine Ausfüh⸗ rungen gern zurück, wenn der Anlaß dazu wegfällt. Viel wichtiger iſt es, folgendes feſtzuſtellen. Herr Hirſch hat daran Betrachtungen geknüpft, daß die Buttertarte ſich anſcheinend nicht bewährt habe, denn das Quantum, das damals auf die Bevölkerung von Groß⸗Berlin bezw., unterverteilt, auf die Bevölkerung von Charlottenburg gekommen ſei, ſei ja noch vor⸗ 14