Situng am 10. Mai 1916 handen; infolgedeſſen müſſe es an der Organiſation liegen, daß nicht jeder das ihm zukommende Quan⸗ tum bekäme. Dieſe Praemiſſe iſt leider falſch. Wir bekommen tatſächlich das Quantum, das wir damals zur Berechnung unſerer Karten verwendet haben, nicht, ſondern — ich will das nur ganz allgemein ſagen — es iſt ungefähr 10 geringer, d. h. es fehlt ein volles Zehntel. Damit hängen weſentlich die ſo⸗ genannten Butterpolonäſen und die Steigerung des Andranges vor den Buttergeſchäften zuſammen. Auch hier wieder iſt der Urgrund die Belieferung mit But⸗ ter, auf die wir bekanntlich ohne Einfluß ſind. Ich komme dann — das iſt ausdrücklich ge⸗ wünſcht worden, wenn ich nicht irre, von dem Herrn Stadtu. Otto — auf die Ereigniſſe in der letzten Woche zurück. Ich verkenne gar nicht und ich ſtimme darin ſogar bis zu einem gewiſſen Grade mit dem Herrn Stadtv. Hirſch überein, daß in der Bevölke⸗ rung infolge der knappen Verſorgung mit Nahrungs⸗ mitteln eine Erregung vorhanden iſt, die bis zu einem gewiſſen Grade berechtigt, wenigſtens ver⸗ ſt än dI ich iſt. Ich ſtimme vollkommen mit den Ansführungen überein, die der Herr Stadtv. Otto in ſehr dankenswerter und ſehr richtiger Weiſe an die Spitze ſeiner Worte geſtellt hat, indem er hervorhob, daß im dieſer Beziehung ein Unterſchied zwiſchen Bemittelten und Minderbemittelten nicht beſteht. „Zuruf von den Sozialdemokraten: Doch!) — Herr Katzenſtein, ich möchte beinahe behaupten, daß das Umgekehrte richtig iſt. (Sehr richtig! bei den Liberalen.) Ich kann Ihnen perſönlich verſichern, daß ich in den lerten 14 Tagen mit meiner Familie überhaupt kein Fleiſch gegeſſen habe, und zwar deshalb, weil ich nicht im Beſitze einer Fleiſchkarte bin. Im Beſitze von Fleiſchkarten ſind nur unſere minderbemittelten Kreiſe, — und das war eigentlich die einzige Mög⸗ lichkeit, in den letzten Wochen überhaupt Fleiſch zu bekommen. (Sehr richtig!) deshalb, daß es durchaus nicht falſch iſt, wenn ich behaupte, daß die minderbemittelten Kreiſe, was den Fleiſchbezug betrifft, ſicher nicht be⸗ nachteiligt, ſondern eher ſogar bevorteilt geweſen ſind gegenüber den bemittelten, wobei ich natürlich dieſenigen Kreiſe ausſchalte, die etrwa — was mir und wohl auch den anderen Herren dieſes Hauſes nicht zur Verfügung ſteht — langjährige Beziehun⸗ gen nach auswärts haben, die ja in der letten Zeit auch nur mit Vorſicht zu benutzen ſind, Ich glaube (Zuruf: Jetzt geht es nicht mehr!) — jedenfalls früher noch wirkſam waren und denen es auf dieſem Wege möglich geweſen iſt, Fleiſch in größerer Menge hereinzubekommen. Auf dem ordnungsmäßigen Wege durch den Lieferanten be⸗ kommt jetzt weder der Bemittelte noch der Unbemit⸗ telte etwas. In dieſer Beziehung trete ich vollkom⸗ men den Ausführungen des Herrn Stadtv. Otto bei: wir ſind da wirklich ein einig Volk von Brüdern, und niemand wird dem andern etwas vorwerfen können. Das ſollte auch die Kreiſe, die in erſter Linie an die⸗ ſen Ausſchreitungen beteiligt waren, davon überzeu⸗ gen, daß es eine uns allen gemeinſame Frage iſt, 101 die hier verhandelt wird, und nicht eine Frage, bei der eine Benachteiligung der minderbemittelten Kreiſe vorliegt. Was die Vorgänge nun ſelbſt betrifft, ſo möchte ich betonen: ich kann Ihnen hier nicht ein abſchlie⸗ ßendes Urteil über die ſämtlichen Fälle geben, weil ich mich, wie ich vorhin ſchon ausgeführt habe, für verpflichtet halte, nur das mitzuteilen, was objektiv feſtgeſtellt iſt. Wenn Sie eine abſchließende Mit⸗ teilung erwarten wollten, ſo würde ich Sie haben bit⸗ ten müſſen, heute auf die Beantwortung der Anfrage zu verzichten. Ich habe die Gründe bereits darge⸗ legt, weshalb ich einer ſofortigen Beantwortung der Anfragen — und ich glaube, in Ihrem Sinne ge⸗ handelt zu haben — den Vorzug gebe, muß Sie aber bitten, da die polizeilichen Ermittlungen in manchen Fällen noch nicht abgeſchloſſen ſind, mit dem vgrlieb⸗ zunehmen, was ich habe feſtſtellen können. Ich darf annehmen, daß es Sie zunächſt intereſſteren wird, die Vorkommniſſe in den Fleiſcherläden zu erfahren. Sehr viel beſprochen wurde einer der erſten Fälle, der am 3. Mai bei dem Hofſchlächtermeiſter Hübner, In h. Sabinski, in der Grolmanſtr. 14 paſſiert iſt. Dort wurde die vorhandene Dauer⸗ ware, und zwar 68 kleine Speckſeiten, etwas Pökel⸗ fleiſch und verhältnismäßig geringe Wurſtware, be⸗ ſchlagnahmt und ſofort durch die Polizei an die an⸗ weſende Menge zum Verkauf gebracht. Dabei iſt leider das vorgekommen, was Herr Stadtv. Hirſch mit Recht gerügt hat, daß nämlich verhältnismäßig ſehr große Portionen, über deren Größe die Anſichten verſchieden ſind, die ich deshalb nicht erwähnen will, abgegeben worden ſind. Die Schließung des La⸗ dens mußte aufgehoben werden, da der Inhaber nach⸗ weiſen konnte, daß er größere Lieferungen an den Truppenübungsplar Döberitz nicht nur, ſondern insbeſondere für unſer Jugendheim zum Zwecke der Volksſchulkinderernährung auszuführen hat. Ich kann hier feſtſtellen — und ich halte mich im Intereſſe unſerer redlichen Gewerbetreibenden für verpflichtet, das zu tun — auf dieſem Schlächtermeiſter irgend⸗ ein Vorwurf nach den ſtattgehabten Unterſuchungen nicht laſten bleibt. (Hört! Hört!) Ich glaube auch, daß Sie aus der Tatſache der Be⸗ ſchlagnahme gerade dieſer Vorräte, die für unſere Voltsſchulkinderſpeiſung beſtimmt waren, mit mir annehmen werden, daß unter Umſtänden ein ſolches Eingreifen direkt die Wahrheit des Wortes erweiſt: Vernunft wird Unſinn, Wohltat Plage. Denn wenn es dazu führt, daß die Aermſten unſerer armen Kinder die ihnen zugedachte Nahrung nicht bekom⸗ men, daß ſie dafür verſchleudert wird in viel größe⸗ ren Mengen, als es an ſich zuläſſig iſt, an zufällig Anweſende, dann werden Sie mir zugeben, daß das mit einer gerechten Verteilung der Nahrungsmittel nichts zu tun hat. (Lebhafte Zuſtimmung.) Am Donnerstag, dem 4. Mai, fand eine kleine Ausſchreitung bei dem Schlächtermeiſter Kun tze in der Wilmersdorfer Straße 103 ſtatt. Kuntze, der ein großes Geſchäft betreibt, hatte einen größeren Vorrat an Speck, Schinken und Wurſt, die nach und nach zum Verkauf gebracht werden ſollen. Er bezog, wie feſtgeſtellt iſt, große Schweineſendungen aus Märkiſch Friedland und betreibt außerdem eine