110 fen hat, gerade das Gegenteil von dem erreicht, was man hat erreichen wollen. Meine Herren, wenn die Schlächter ſo erbittert iſt, lich aus der Empfindung heraus, daß nicht einheit⸗ lich gehungert wird, daß es doch noch heut Leute gibt, die mehr Butter und mehr Fleiſch als andere belommen. das Volk gegen (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Nun ſtehe ich allerdings inſofern in einem gewiſſen Gegenſatze zu Herrn Kollegen Hirſch, indem ich nicht der Meinung bin, daß ſich die Verſchiedenheit bloß nach den Einkommensverhältniſſen abſtuft. Ich glaube vielmehr, daß ſich das nach dem Grade der in dem der einzelne zum Schläch⸗ Intimität abſtuft, Butterladen ſteht. terladen oder zum (Sehr richtig!) Die Sache liegt doch ſo, daß die Verbitterung immer dadurch erfolgt, daß Vorräte zurückgehalten werden, von denen die Schlächter und Butterhändler ſagen: die ſind für unſere Kundſchaft beſtimmt. An und für ſich iſt es eine durchaus vernünftige Er⸗ wägung, daß, auch wenn einmal vorübergehend irre⸗ guläre Zuſtände eintreten, ein Schlächter oder ein Bäcker oder ein Butterhändler Gewicht darauf legt, ſich die Kundſchaft, die immer bei ihm gekauft hat und mit der er in einem gewiſſen freundſchaftlich⸗ geſchäftlichen Verhältnis ſteht, zu erhalten. So lange, wie man den Butterhändlern und den Schläch⸗ tern freie Hand darin gibt, kann der Mann ja, wenn er ſich nicht wirtſchaftlich ruinieren will, gar nicht anders handeln, als ſeine intimeren Geſchäftsfreunde zu bevorzugen. Deshalb muß man ihm die Verant⸗ wortung abnehmen. Und in der Abnahme einer ſol⸗ chen Verantwortung ſehe ich den Hauptvorteil der Einführung der Fleiſchkarte. Denn dann weiß jeder⸗ mann, daß, wenn ſelbſt der Schlächter jemanden be⸗ vorzugt, er ihm wenigſtens nicht mehr verkaufen und reſervieren darf als das geringe Quantum, das auf der Fleiſchkarte ſteht. Heute, wo der Bezug von answärts — ich ſelbſt habe bis vor ganz kurzem Fleiſch von auswärts beziehen können — durch das Ausfuhrverbot der Landräte meiſt unmöglich gewor⸗ den iſt, kann einer doch nur mehr als der andere bekommen infolge von Bevorzugung durch den Schlächter. Ich kann nur ſagen, daß ich eine ganze Reihe von Fällen gehört habe, wo Frauen anderen Frauen erzählt haben, daß ſie 5, 6 und 7 Pfund Fleiſch bekommen haben. (Hört! hört!) Das iſt ein Zuſtand, der doch unmöglich iſt, und in der Beſeitigung dieſes Zuſtandes freilich nur darin, aber das iſt ſchon ein ſehr großer Vorteil — ſehe ich den Vorzug der Fleiſchkarte. Deswegen bin ich unbedingt dafür, die Fleiſchkarte einzuführen. Nun, meine Herren, fragt es ſich, wie wir uns denn überhaupt dieſen Kleinhandelsfragen gegen⸗ überſtellen ſollen, beſonders in bezug auf das Schlächtergewerbe. Ich möchte doch darauf aufmerk⸗ ſam machen, daß man die Dinge heute nicht unter demſelben Geſichtswinkel anſehen darf wie im Frie⸗ den. Der Herr Oberbürgermeiſter hat geſagt, man kommt ſchließlich dazu, mit denſelben Perſonen au nach der Verſtadtlichung arbeiten zu müſſen. (Ge⸗ ſo kommt das hauptſäch⸗ chſlich unerträglich Sitzung am 10. Mai 1916 wiß, der Anſicht bin ich auch; nur haben dieſelben Perſonen dann ein ganz anderes Intereſſe, und das iſt das Weſentliche an der Sache. Ich bin gewiß der Letzte — das möchte ich anknüpfend an die Be⸗ merkung des Herrn Kollegen Meyer ſagen — der die große wirtſchaftliche Bedentung des Handels ver⸗ kennt. Im Gegenteil, ich bin immer, wo ich die Möglichteit dazu hatte, für die Würdigung der be⸗ rechtigten Intereſſen des Handels eingetreten. Aber das möchte ich doch hervorheben, daß im Kriege ge⸗ wiſſe Kleinhandelsaufſchläge und gewiſſe Verteuerun⸗ gen durch den Kleinhandel einfach nicht möglich ſind und daß im Kriege der einfachere Weg immer noch der iſt, den Kleinhändler in ſtädtiſche Dienſte zu nehmen, als ihn weiter arbeiten zu laſſen. (Sehr richtig!) Ich bin übrigens der Anſicht, daß das ebenſo im Intereſſe des Kleinhändlers liegt, dem man ſeine ſchweren Sorgen, die er heute hat, damit abnimmt. Es wäre übrigens wünſchenswert, die Klein⸗ händler, die auf der einen Seite immer wiſſen, den Schutz der ſtädtiſchen Behörden nachzuſuchen und um unſere Sympathie zu werben, würden auf der an⸗ dern Seite mehr als bisher einſehen, daß es, damit die Bevölkerung Ruhe behält, auch notwendig iſt, ſie anſtändig zu behandeln. (Lebhafte Zuſtimmung.) ſich in den Butter⸗ und auch in den Leider hat Ton herausgebildet, der Schlächterläden vielfach ein geradezu unerhört iſt. (Sehr richtig!) das Volk erſt durch den Ton, der in aufgereizt. Das hat gar nichts mit der Berechtigung oder Nichtberechtigung des Kleinhandels zu tun. Wenn man um die Sympathie der Bevölkerung wirbt und gegen Uebergriffe ge⸗ ſchützt werden will, dann iſt es in allererſter Linie erforderlich, daß man ſich dieſe Sympathien nicht dadurch verdirbt, daß man die Leute grob und rück⸗ ſichtslos behandelt, indem man ſich als den Herrn der Situation aufſpielt und den gewiſſermaßen ver⸗ ſpottet, der vor einem ſteht und um Nahrungsmittel bitten muß. Meine Herren, ich bin mir ſelbſtverſtändlich darüber klar, daß der Stadtgemeinde nur bis zu einem ganz geringen Grade Einfluß auf die Aende⸗ rung der augenblicklichen Verhältniſſe zuſteht. Der Herr Oberbürgermeiſter hat uns ja bereits hier aus⸗ einandergeſetzt, daß die Stadtgemeinden von der Fleiſchverſorgung eigentlich ganz ausgeſchaltet ſind. Leider iſt das richtig. Es iſt ein ſehr bedauerlicher Zuſtand, daß dem ſo iſt. Ich hoffe, daß bei der Neuordnung der Organiſation für die Lebensmittel⸗ verſorgung im Reich, die demnächſt bevorzuſtehen ſcheint, die Städte es verſtehen werden, ſich nament⸗ lich den Viehhandelsorganen gegenüber etwas mehr Geltung zu verſchaffen, als es bisher der Fall war. Aber ganz frei von Schuld und Fehler ſind die ſtädtiſchen Behörden doch nicht. In bezug auf die Butter⸗ und in bezug auf die Fleiſchfrage trifft die ſtädtiſchen Behörden doch eine ganze Menge Schuld. Es haben ſich da Zuſtände herausgebildet, die wirk⸗ ſcheinen. Ich habe in der letzten Zeit von einer Reihe von Charlottenburger Hausfrauen Vielfach wird dieſen Läden herrſcht,