120 unmöglich gemeint ſein kann, daß nun ſtädtiſche Arbeiter, die nur vorühergehende Zeit in ſtädtiſchen Dienſten beſchäftigt ſind, auch einen An⸗ ſpruch auf Urlaub erhalten ſollen. Wir können auch nur annehmen, daß wir bei der unvermutet langen Dauer des Krieges eine große Anzahl von Arbeitern haben, die ſtädtiſche Arbeiter im Sinne unſerer Be⸗ ſtimmungen nicht werden können, die aber doch bereits eine ſo lange Zeit im Dienſte der Stadt Charlotten⸗ burg beſchäftigt ſind, daß es durchaus gerechtfertigt erſcheint, auch ihnen einen Sommerurlaub zu ge⸗ währen. In dieſer Richtung ſind wir mit den Herren Antragſtellern durchaus einverſtanden, und wir wer⸗ den auch dieſe Magiſtratsvorlage, wenn ſie uns zugeht chen wir die größte Be⸗ beraus wohlwollend prüfen. Was den dritten Punkt, der nicht durch einen Antrag feſtgelegt worden iſt, angeht, den Herr Kollege Zaein hier berührt hat, ſo iſt, glaube ich, aus der Erklärung des Herrn Bürgermeiſters ganz klar her⸗ vorgegangen, daß irgendwelche böſe Abſicht, wenn die Eingabe der Gewerkſchaft bisher nicht beantwortet worden iſt, ſeitens des Magiſtrats nicht vorgelegen Auch ich möchte meinen, daß den Herren, die die Eingabe gemacht haben, nicht daran liegen kann, eine nichtsſagende Antwort des Magiſtrats zu er⸗ halten, etwa des Inhalts: Ihre Eingabe haben wir erhalten, und wir werden ſie prüfen, ſondern es muß ihnen daran liegen, einen poſitiven Beſcheid zu bekommen, und wir haben ja gehört, daß ein ſolcher poſitiver Beſcheid bisher noch nicht möglich war, weil eben auch hier eingehende Verhandlungen ſchweben. Im übrigen möchte ich den Ausführungen, die Herr Kollege Zaein über die Gewerkſchaften und ihre Betätigung im Kriege gemacht hat, meinerſeits auf das allerwärmſte beitreten. Ich habe in einer großen Verſammlung hier in Charlottenburg bereits einmal Gelegenheit genommen, dieſe Tätigkeit der Gewerkſchaften, vor allem auch ihre nationale Betätigung, überaus rühmend anzuerkennen, und ich hoffe, meinen Freunden vielfach Gelegenheit geben wird, in gewiſſen ſozinlen Beſtrebungen gerade mit den Ge⸗ werkſchaften Hand in Hand zu gehen. — und auch dort wünſ ſchleunigung —, (Sehr gut! und Bravo!) Ich faſſe mich dahin zuſammen, daß wir beiden Anträgen mit der Auslegung, die ich mir ganz kurz anzudeuten erlaubte, zuſtimmen werden. Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Ich kann mich im allgemeinen den Worten meines Herrn Vorredners anſchließen. Auch wir werden dem An⸗ trag zuſtimmen, und zwar ebenfalls in der Hoffnung, daß der Magiſtrat auch einer etwaigen Erweiterung im Einvernehmen mit Groß⸗Berlin nicht abgeneigt ſein wird. Es würde ſich ja fragen, ob man nicht pielleicht den Antrag etwas weniger ſpeziell faſſen und ihn etwa dahin abändern ſoll, daß man nicht direkt ſogt: mit weniger als 3000 %] Jahresein⸗ kommen, ſondern: mit einem geringen Jahresein⸗ kommen. Das läßt dann die Grenze frei. Ich ſtelle das aber anheim; ich für meinen Teil werde keinen derartigen Antrag ſtellen. Zn dem zweiten Antrag möchte ich noch beſonders bemerken, daß ich allerdings nicht mit der ganz engen Sitzung am 7. Jum 1916 daß eine nicht allzu ferne Zukunft auch Auslegung einverſtanden bin, daß nur etwa ſolche nichtſtändigen Arbeiter in Frage kommen, die nur deshalb, weil ſie während des Krieges angenommen ſind und der Krieg länger dauert, als man voraus⸗ ſehen konnte, längere Zeit in ſtädtiſchen Dienſten waren, ohne ſpäter dauernd übernommen zu werden. Es ſind außerdem eine ganze Reihe nichtſtändiger Betriebs⸗ und Hlfsarbeiter tätig, die auch ſchon vor dem Kriege bei uns waren, die aber noch nicht ſo lange beſchäftigt ſind, daß ſie nach unſeren bisherigen Grundſätzen einen Urlaub zu bekommen hätten. Ich nehme an, daß der Magiſtrat ich konſtatiere das zuſtimmende Nicken des Herrn Oberbürgermeiſters — auch dieſen Kreis von Perſonen in eine etwaige Rege⸗ lung einbeziehen wird. Ich glaube, gerade nach der Richtung hin ſind unſere Beſtimmungen, auch abge⸗ ſehen von der Kriegszeit, etwas engherzig. Ob wir das ſchon jetzt endgültig für die ſpätere Zeit feſtlegen ſollen, laſſe ich dahingeſtellt; es mag ja ſein, daß die Regelung jetzt nur für die Kriegszeit erfolgen kann. Aber immerhin möchte ich auch hier ſchon meine Anſicht dahin zum Ausdruck bringen, daß es bei jemand, der zwei, drei Jahre in ſtädtiſchen Dienſten iſt, doch auch angebracht ſcheint, wenn man ſonſt mit ihm zufrieden iſt und ihn vorausſichtlich dauernd weiter behalten wird, ohne daß er ſtändiger Arbeiter werden kann, ihm eine kleine Urlaubspauſe im Jahre zu gönnen. Es entſpricht das eigentlich auch der Tendenz, die jetzt im allgemeinen in der Induſtrie und im Geſchäftsleben zutage getreten iſt, und ich glaube, die Stadt gewinnt dabei nur. Denn jemand, der drei, vier Tage — wenn es auch nur dieſe Zeit iſt — im Jahre Urlaub erhält, iſt vorher in der Hoffnung auf Urlaub und nachher viel arbeits⸗ freudiger, als wenn er überhaupt niemals einen Tag Urlaub unter Fortbeziehung ſeines Gehalts zu ge⸗ wärtigen hat. Stadtv. Gebert (Schlußwort): Meine Herren! Die wohlwollende Auffaſſung, die von allen Seiten der Verſammlung unſerm Antrag gegenüber zum Ausdruck gebracht worden iſt, enthebt mich der Not⸗ wendigkeit, irgendwie auf die Materie ſelbſt einzu⸗ in0en. Nur einen Punkt möchte ich nicht unerwähnt aſſen. Der Herr Bürgermeiſter erklärte, daß er des⸗ halb der erwähnten Organiſation keine Antwort ge⸗ geben habe, weil der Magiſtrat keinen Beſcheid geben wollte, der gewiſſermaßen nichts enthält. Wir müſſen auch mit dieſem Syſtem einmal brechen. Jeder Kaufmann und Arbeitgeber, an den ſich eine Organiſation wendet, beſtätigt mindeſtens den Empfang des Schreibens: das hätte auch der Magi⸗ ſtrat ohne weiteres tun können. Ich habe aus dem Kreis der Organiſationen mehrfach Mitteilungen darüber bekommen, daß die Stadt Charlottenburg die einzige Gemeinde in Groß⸗Berlin ſei, die Ant⸗ worten wenig oder gar nicht erteile. (Diderſpruch des Bürgermeiſters Dr Maier.) — Wenig oder gar nicht erteilt, Herr Bürgermeiſter! Ich erinnere Sie daran, daß wir ſchon einmal in dieſem Saale eine derartige unerquickliche Verhand⸗ lung hatten. Ich bitte Sie alſo, in Zukunft doch mindeſtens eine Antwort zu geben. Im übrigen werden wir ja abwarten, wie die Vorlage des Magiſtrats ausſehen wird, und „ich nehme an, daß ſie zur allgemeinen Zufriedenheit der