126 wendig iſt, ſolche Zuſtände für die Zukunft zu vermeiden. Es könnte eingewandt werden: Bei einer ſchlech⸗ ten Ernte würden die ſtädtiſchen Finanzen erheblich belaſtet werden. Nun, bei einer ſchlechten Ernte pflegt auf dem Lebensmittelmarkt die Preisregulierung ſo⸗ fort einzuſetzen und etwaige größere Verluſte zu verwiſchen. Endlich würde — ſo meinen meine Freunde zu erwägen ſein, ob nicht die Stadt als Generalver⸗ pächter aufzutreten habe. Die Erfahrungen, die der bisherige Pächter gemacht hat, ſollen derartig günſtig ſein, daß es ſcheint, als wenn für die Stadt ein gutes Geſchäft herauskommen würde, falls ſie ſelbſt als Generalverpächter aufträte. Bei alledem ſoll nicht geleugnet werden, meine Herren — das gebe ich ohne weiteres zu —, daß die von mir empfohlenen Schritte ein Aufgeben gewiſſer liberaler Grundſätze unſererſeits bedeuten. Aber der Krieg, der alles auf den Kopf geſtellt hat, wird auch uns veranlaſſen, unſere Grundſätze nach verſchiedenen Richtungen hin zu revidieren; wie weit gerade in Bezug auf dieſe Vorlage, das kann im Augenblick hier im Plenum matürlich nicht erörtert werden. Aus allen dieſen Gründen ſind meine Freunde bereit, in einem Ausſchuſſe mitzuarbeiten, und bitten daher, dieſe Vorlage einem Ausſchuſſe zu überweiſen. Stadtbaurat Bredtſchneider: Der Magiſtrat hat natürlich gegen die Beratung in einem Aus⸗ ſchuſſe nichts einzuwenden. Ich möchte nur bitten, daß der Ausſchuß ſo ſchnell arbeitet, daß die Vorlage noch im Plenum vor Beginn der Stadtverordneten⸗ ferien erledigt wird. Es ſind beſtimmte Gründe vorhanden, die mich veranlaſſen, dieſe Bitte hier auszuſprechen. Stadtv. Dunck: Meine Herren! Der grund⸗ ſätzlichen Frage, die der Kollege Leupold angeregt hat, der eigenen Regie, können wir zurzeit nicht nähertreten. Wir halten es im Kriege für ganz un⸗ möglich, eine derartige Umwälzung des Rieſelfeld⸗ betriebs herbeizuführen. Ueberdies lautet der neue Pachtvertrag nur auf fünf Jahre. Wir können ruhig dieſe Zeit abwarten. Da von zwei Fraktionen Ausſchußberatung be⸗ antragt worden iſt, ſo fügen ſich auch meine Freunde dieſem Wunſche und ſtimmen Vorſteher Dr. Frentzel: Meine Herren! Ich möchte bemerken, daß ſich wegen der Tage für die Ausſchußſitzungen gewiſſe Schwierigkeiten ergeben fönnen. Sie haben ſchon zwei Ausſchüſſe beſchloſ⸗ ſen, die der Natur der Sache nach ſchon bis zum nächſten Montag ihre Arbeiten beendigt haben müſſen. Es wird alſo nur gehen, daß dieſer Ausſchuß, wenn Sie ihn einſetzen wollen, am Freitag oder nächſten Montag tagt. Deshalb wird es eventuell — ich kann es im Augenblick noch nicht überſehen nötig ſein, den Ausſchuß zu Punkt 9 auf Freitag Abend 8 Uhr einzuberufen, weil am gleichen Tage vorher eine große Anzahl von Mitgliedern unſerer Verſammlung durch die Sitzung der Lebensmittel⸗ deputation, die ſehr wichtig iſt, verhindert iſt, an der Ausſchußberatung teilzunehmen. Ich möchte das nur den Herren, die in den Ausſchuß hineinge⸗ hen, zur Erwägung anheimgeben. Zum Wort iſt niemand mehr gemeldet; ich ſchließe die Ausſprache. Es iſt beantragt worden, für Ausſchußberatung. Sitzung am 21. Juni 1916 auch die Vorlage zu Punkt 10 einem Ausſchuſſe zu überweiſen. % (Die Verſamlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes mit großer Mehrheit.) Vorgeſchlagen zu Mitgliedern des Ausſchuſſes ſind die Herren Bollmann, Braune, Dr Byk, Dr Damm „Dunck, Dr Eyck, Imberg, Katzenſtein, Klick, Leupold, Panſchow, Rackwitz, Rieſenberg, Wöllmer und Zielengiger. Ein Widerſpruch erhebt ſich nicht; die Herren ſind gewählt. Das Protokoll der heutigen Sitzung vollziehen die Herren Dr Byk, Dunck und Wöllmer. Nachdem ich mich eben noch mit dem Herrn Bürgermeiſter ins Einvernehmen geſetzt habe, ſcheint es mir doch rätlich, die Ausſchußſitzung zu Punkt 9 am Montag, und zwar um ½26 Uhr, ſtattfinden zu 1 14 weil ſonſt eine Kolliſion der Zeiten eintreten ann. Damit ſind die Gegenſtände unſerer Tagesord⸗ nung erledigt. Wir kommen nunmehr zu dem der Stadtv. Meyer und Gen. betr. Ge⸗ ſchäftsſtellen der Brotkommiſſionen, deſſen Dringlichkeit Sie vorhin beſchloſſen haben. Antrage Das Wort zur Begründung des Antrags erhält zunächſt Herr Kollege Meyer. Antragſteller Stadtv. Meyer: Meine Herren! Der Antrag, der mit Unterſtützung ſämtlicher Frak⸗ tionen dieſer Verſammlung geſtellt worden iſt, hat das Ziel, einen Uebelſtand zu beſeitigen, der ſich in letzter Zeit herausgebildet hat und von weiten Kreiſen der Burgerſchaft recht unliebſam empfunden wird. Als die Brotkarte geſchaffen wurde, hat unſer Ma⸗ giſtrat den Vorſchlag gemacht, die Verteilung der Brotkarten in die Hände von Brotkommiſſionen zu legen, deren Wirkungskreis mit dem Schulbezirk über⸗ einſtimmen ſollte und an deren Spitze ehrenamtlich die Herren Rektoren der Gemeindeſchulen tätig ſein ſollten. Dieſer Vorſchlag hat damals allgemeine Zu⸗ ſtimmung gefunden und ſich auch in der Folgezeit zunächſt bewährt. Aber die Verhältniſſe haben ſich geändert. Zu der Brotkarte ſind mehr und mehr andere Karten getreten, und mit der Zeit hat ſich die Einrichtung, die wir geſchaffen haben, nicht mehr als ausreichend erwieſen. Es ſind Klagen der Bürger⸗ ſchaft an uns gekommen, daß die Schulzimmer nicht immer geeignet ſeien, nicht geräumig genug ſeien, daß die Dienſtzeit in den Brotkommiſſionen zu kurz ſei — ſie währt bekanntlich nachmittags von 5 bis 7 Uhr —, daß das Perſonal der Zahl nach nicht zulänglich ſei, mit dem die Kommiſſionen beſetzt wären, — kurz, daß die Abfertigung des Publikums übergroße Zeitopfer erfordere. Ich habe mich der ich gehöre, von ſelbſt in der Brotkommiſſion, zu den Zuſtänden überzeugt. Dieſe Kommiſſion iſt — was ich im Intereſſe der älteren und weniger beweglichen Perſonen, die hinzugehen genötigt ſind, ſchon als einen Nachteil anſehe — 22 Treppen hoch gelegen. Ich bin dreimal dort geweſen. Das erſte Mal bin ich unverrichteter Sache wieder weggegangen, weil nicht nur die Treppen vollbeſetzt waren, ſondern darüber hinaus noch im Hofe Leute ſtanden. Das zweite Mal habe ich es beſſer getroffen, da waren nur die Treppen voll, und es iſt mir gelun⸗ gen, nach 1¼ Stunden Wartens die Brotkarten, die %