128 Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Meine Herren! Ich hege keinen Zweifel, daß der Antrag, der hier geſtellt worden iſt, im Magiſtrat durchaus auf Ver⸗ ſtändnis ſtoßen wird. Die Tendenz des Antrags geht ja ohne Zweifel dahin, unſerer Bevölkerung in dieſer für ſie ſchweren Zeit wenigſtens die for⸗ melle Seite der Sache nach Möglichkeit zu erleich⸗ tern, und dieſer Tendenz — davon bin ich über⸗ zeugt — wird der Magiſtrat voll und ganz zuſtim⸗ men. Ich möchte immerhin auf zwei Umſtände auf⸗ merkſam machen, die vielleicht zu einer gewiſſen Einſchränkung führen könnten. „Zunächſt darf ich darauf hinweiſen, daß gerade die letzten Wochen eine ganz beſonders große Be⸗ laſtung den Brotkommiſſionen gebracht haben. Ihnen allen iſt bekannt, daß nicht nur in den oberen Inſtanzen, ſondern auch diesmal in der Kommunalinſtanz die Verordnungen ſich jagen mußten, daß eine Anzahl von neuen Karten, von Zuſatzkarten eingeführt wurde, die gerade in den letzten Wochen die Tätigkeit der Brotkommiſſionen ganz beſonders kompliziert machten und infolge⸗ deſſen auch zu einem ungewöhnlich großen Andrang führten. Wenn wieder die Kartenverteilung auf längere Zeit eingeſetzt haben wird — das iſt bereits in dieſer Woche zu erwarten — wird der Andrang zu den Brotkommiſſionen ſchon automatiſch ein viel geringer werden, als er gerade in den letzten aufge⸗ regten Wochen geweſen iſt. Was die Dienſtzeit betrifft, ſo werden wir ſelbſtverſtändlich den Wünſchen, die nach dieſer Rich⸗ tung geäußert worden ſind, nach Möglichkeit nach⸗ kommen. Ich darf aber darauf aufmerkſam machen — der Herr Vorredner hat ja richtigerweiſe dieſe Frage auch ſchon berührt —, daß wir, da wir ge⸗ nötigt ſind, in großem Umfange mit ehrenamtlichen Kräften zu arbeiten und dieſe nicht auf der Straße zu finden ſind, immerhin mit deren Arbeitszeit rechnen müſſen. Es gilt alſo, in der Beziehung ge⸗ wiſſermaßen ein Kompromiß zu ſchließen. Ich bin aber ohne weiteres bereit, anzuerkennen, daß ſelbſt⸗ verſtändlich die Bedürfniſſe der großen Maſſe des Publikums vorgehen und daß es uns eben gelingen muß, die Kräfte in dem nötigen Umfange zu ge⸗ winnen. Ich darf alſo zuſagen, daß der Magiſtrat dem Antrage, gegen deſſen Annahme er nichts einzuwen⸗ den hat, nach Möglichkeit und unter Prüfung der örtlichen Verhältniſſe — auch darauf hat der Herr Vorredner mit Recht hingewieſen nachkommen wird. Ich tue das um ſo lieber, weil ich auch hier in der Oeffentlichkeit nochmals konſtatieren möchte, daß wir gewillt ſind, mit allen Kräften darauf hin⸗ zuwirken, daß in dieſer für das Publikum wirklich nicht leichten Zeit ihm wenigſtens alle Scherereien formeller Natur nach Möglichkeit erſpart bleiben. (Bravo!) Stadtv. Katzenſtein: Meine Herren! Es iſt anzuerkennen, daß auf dieſem Gebiete der Notwen⸗ digkeit entſprechend Abhilfe geſchafft werden ſoll. Ich möchte die Gelegenheit benutzen, hier eine an⸗ dere Frage anzurühren, nämlich die Fe gung. (Zurufe.) Sitzung am 21. Juni 1916 — Nur berühren! Verzeihen Sie, Herr Vorſte⸗ her — — 22 (Vorſteher Dr Frentzel: Ich habe mich bisher noch nicht geäußert!) — Ich glaubte, Sie wollten Bedenken erheben. (Heiterkeit.) Es handelt ſich hier auch nur um die Zeitfrage, die ja damit zuſammenhängt. Die himmelſchreienden Zuſtände, die beſtanden haben, ſind ja durch die Rationierung glücklicherweiſe beſeitigt. Trotzdem geht noch für die Kaufenden eine übermäßige Zeit perloren. Das hängt damit zuſammen, daß die Zeit für den Verkauf im allgemeinen viel zu kurz be⸗ meſſen iſt. Für die ausgegebenen Mengen mag ja die Zeit wohl ausreichend erſcheinen. Aber für die große Zahl der abzufertigenden Kunden iſt das nicht der Fall. Wenn es ſonſt in der Fleiſcherei üblich iſt, des Nachmittags einige Stunden zu ſchließen, ſo hat das ſeine guten Gründe, die aber in der jetzigen Zeit bei den wirtſchaftlichen Bedingungen und den Kaufbedingungen nicht mehr zutreffen. Ich glaube, es wäre den ſtädtiſchen Behörden wohl möglich, darauf hinzuwirken, daß die fleiſchfreien Tage, die unter den jetzigen Verhältniſſen, wo jedem ſeine en. zugewieſen iſt, gar keinen Sinn mehr haben, Sehr richtig!) abgeſchafft werden. Es wäre ſehr wohl möglich, bei entſprechender Verteilung der Verkaufszeiten die Dinge ſo zu geſtalten, daß ein übermäßiges, manch⸗ mal ſich auf Stunden erſtreckendes Warten, wie es heute noch vielfach ſtattfindet, wegfällt. (Sehr richtigl) Vorſteher Dr. Frentzel: Das Wort iſt nicht weiter verlangt; ich ſchließe die Ausſprache. Ich bitte diejenigen Herren, welche dem vorhin verleſe⸗ nen Antrage der Herren Meyer und Gen. zuſtim⸗ men wollen, die Hand zu erheben. (Geſchieht.) Das iſt die große Mehrheit. Der Antrag iſt ange⸗ nommen. Ehe ich die Sitzung ſchließe, möchte ich noch mitteilen, daß Herr Dr Liepmann, der in den Aus⸗ ſchuß zu Punkt 9 der Tagesordnung von Ihnen ge⸗ wählt worden iſt, verhindert iſt, am nächſten Montag der Sitzung beizuwohnen. Es wird deswegen vor⸗ geſchlagen, Herrn Dr Stadthagen an ſeiner Stelle zu wählen. Widerſpruch erfolgt nicht; Herr Dr. Stadthagen iſt an Stelle des Herrn Dr Liepmann gewählt. Damit iſt die Tagesordnung erledigt. Ich ſchließe die Sitzung. (Schluß 7 Uhr 2 Minuten.)