130 Stadtv. Otto (zur Geſchäftsordnung): Zur Wahl ſchlage ich Herrn Magiſtratsaſſeſſor Lerche vor. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Vorſteher Dr Frentzel: Wir kommen zu Punkt 2 der Tagesordnung: Beitrag an den Kriegsausſchuß der Vorlage betr. Laubenkolonien. — Druckſache 73. Groß⸗Berliner (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, dem Kriegsausſchuß der Groß⸗Berliner Lau⸗ benkolonien für ſeine Tätigkeit zur Verwer⸗ tung von Brachgelände in unſerer Stadt für Gemüſe⸗ und Kartoffelbau, im Jahre 1916 einen Beitrag von 1500 % aus dem Dispo⸗ ſitionsfonds zu bewilligen.) Wir kommen zu Punkt 3: Vericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Neu⸗ bau eines Unterſuchungsamtes für anſteckende Krank⸗ heiten. — Druckſache 68. Berichterſtatter Stadtv. Dr Landsberger: Meine Herren! Selten hat eine Vorlage von einem im⸗ merhin kleinen Umfange ſo große Schwierigkeiten in den Vorberatungen erfordert wie die eben beratene. Die Wichtigkeit und die Dringlichkeit der Erweite⸗ rung des Städtiſchen Unterſuchungsamts iſt aus⸗ nahmslos allſeitig anerkannt worden. Man war ſich auch im Ausſchuß vollkommen darüber klar, daß die gegenwärtigen Zuſtände dort unhaltbar ſind und dringend, eigentlich von Tag zu Tag kaum aufſchieb⸗ bar, einer Aenderung bedürfen. Das liegt daran, daß die Tätigkeit des Unterſuchungsamts, das ur⸗ ſprünglich eigentlich nur als ein Anhängſel an unſer Pathologiſch⸗Anatomiſches Inſtitut in Weſtend ge⸗ dacht war, einen rieſenhaft wachſenden Umfang an⸗ genommen hat. Sie ſehen aus der Begründung der Vorlage, daß in den letzten 6 Jahren die Anzahl der Unterſuchungen von 2600 ich nenne nur runde Ziffern — auf 31 600 geſtiegen iſt. Das iſt ein ſo lawinenhaftes Anwachſen der Tätigkeit, daß es be⸗ greiflich iſt, daß die Zuſtände in den Räumen, die ſeitens des Pathologiſch⸗Anatomiſchen Inſtituts überwieſen werden konnten, nicht haltbar bleiben. In der Tat beſteht eine ſolche Kleinheit der Räume und in dieſen kleinen Räumen eine ſolche Enge der dort Arbeitenden aneinander, daß die größten Schwierigkeiten daraus erwachſen und daß eigentlich dauernd eine perſönliche Gefährdung der Perſonen, die dort zu arbeiten genötigt ſind, beſteht. Es iſt auch bereits eine ganze Reihe mehr oder weni⸗ ger ſchwerer Infektionen zu beklagen, die — wenn es auch nicht direkt mathematiſch nachweisbar iſt, daß ſie auf die Enge des Raumes zurückzuführen ſind doch jedenfalls beweiſen, daß bei der beſonderen Ge⸗ fahr, welche die dortigen Arbeiten mit ſich bringen, außer allen anderen Vorkehrungen auch ein genügen⸗ der räumlicher Schutz gewährt werden muß. Außer⸗ dem ſind die Unterſuchungen ſelbſt in ihrer Erxakt⸗ heit, auf die ſo ſehr viel gerade bei dieſer Art der Unterſuchung ankommt, gefährdet, wenn eben durch ein zu nahes Aneinander das Auseinanderhalten der Ergebniſſe nicht geſichert iſt. Man kann ſagen, daß dieſes Amt eigentlich das vornehmſte hygieniſche Inſtitut iſt, das wir in Ilichkeit dieſer Aufgabe Sitzung am 28. Juni 1916 der ſtädtiſchen Verwaltung haben, daß von ihm die wichtigſten Lebensintereſſen der Bevölkerung ab⸗ hängig ſind, und daß, wenn die Zahl der Räume und der Perſonen durch die Häufung der zugewieſe⸗ nen Arbeiten im fortſchreitenden Wachſen iſt, dann in der Tat ſchleunigſt eine Aenderung herbeigeführt werden muß. Ja, man kann ſich auf den Stand⸗ punkt ſtellen, daß dieſe längſt hätte herbeigeführt werden müſſen, was wohl auch geſchehen wäre, wenn wir nicht in einer beſonderen Notlage wären. Gegen⸗ wärtig hat das Pathologiſch⸗Anatomiſche Inſtitut, da ſein Leiter im Felde ſteht, ſein eigenes Arbeitsfeld einſchränken können und einige Räume an das Un⸗ terſuchungsamt abgegeben, die ihm aber eigentlich nur leihweiſe übergeben ſind, ſo daß es auf ſie für die Dauer nicht rechnen kann. So iſt man auf allen Seiten in den vorberaten⸗ den Deputationen ſowohl wie auch geſtern im Aus⸗ ſchuß von der Notwendigkeit der Erweiterung des Unterſuchungsamts, ja von der entſchiedenen Dring⸗ durchdrungen geweſen; die Meinungen gingen nur darüber auseinander, ob die aegenwärtige Vorlage des Magiſtrats, alſo der Neu⸗ bau an der vorgeſchlagenen Stelle, das zweckmäßigſte iſt, oder ob die Verbindung mit dem Patholagſch Anatomiſchen Inſtitut auch künftig weiter aufrecht erhalten werden ſoll, indem der in der Anleihe von 1914 vorgeſehene Erweiterungsbau des Pathologiſch⸗ Anatomiſchen Inſtituts vielleicht ſchon jetzt in An⸗ griff genommen werden und damit auch eine Erwei⸗ terung des Unterſuchungsamtes erfolgen könnte. Die Sachverſtändigen, die nicht dem Bauamt angehören, waren zum Teil anderer Meinung als die Vertreter des Bauamts und haben alle Möglichkeiten erörtert, wie auf dem gegenwärtigen Platz des Pathologiſch⸗ Anatomiſchen Inſtituts und des Unterſuchungsamts Aenderungen ſtattfinden könnten. Der Ausſchuß hat ſich nicht davon überzeugen können, daß dieſen Vor⸗ ſchlägen eine greifbare Unterlage innewohnt, und er hat deshalb den Antrag des Magiſtrats mit 8 Stim⸗ men von 11 Anweſenden gebilligt. Der Neubau des Unterſuchungsamts iſt auf dem Terrain am Fürſtenbrunner Weg neben unſeren „Leichtbauten“ gedacht, unmittelbar gegenüber ſeiner gegenwärtigen Lage, und Sie erinnern ſich, daß wir, als wir vor etwa einem halben Jahre eine Umſchrei⸗ bung des dort erworbenen Terrains aus dem Grund⸗ ſtückserwerbsfonds auf den Krankenhausfonds be⸗ ſchloſſen haben, ſchon damals daran gedacht haben, dieſes Terrain zum Teil mit für die Errichtung eines neuen Unterſuchungsamts zu beſtimmen. Durch eine Lokalinſpektion, die geſtern nach Schluß der Ausſchußſitzung noch ſtattgefunden hat, wurde an Ort und Stelle für die meiſten überzeugend darge⸗ legt, daß jeder noch irgend verfügbare Winkel des Terrains, auf dem ſich gegenwärtig das Pathologiſch⸗ Anatomiſche Inſtitut und das Unterſuchungsamt be⸗ finden, bei der künftigen Erweiterung des Patholo⸗ giſch⸗Anatomiſchen Inſtituts wird benutzt werden müſſen. Aus allen dieſen Gründen iſt der Ausſchuß zu dem Beſchluß gekommen, Ihnen die Annahme der Magiſtratsvorlage in beiden Teilen zu empfehlen. Meine Herren, die Zuſtände im gegenwärtigen Unterſuchungsamt laſſen ſich in ihrem Fortbeſtehen kaum noch verantworten, und wir müſſen uns auf den Standpunkt ſtellen, daß nicht nur der Beſchluß erforderlich iſt, das Unterſuchungsamt an der Ihnen vorgeſchlagenen Stelle neu zu bauen, ſondern daß dieſer Bau auch möglichſt beſchleunigt werden ſollte;