Sitzung am 28. Juni 1016 eventuell Straßen durchgelegt werden und wir hier Fronthäuſer bauen könnten. Glauben Sie denn, daß, wenn das Gebäude dort ſteht, zu irgendeines Men⸗ ſchen in dieſer Verſammlung Lebzeiten einmal an der Straße irgendein Frontgebäude hingebaut wird? Ich glaube es nicht und bin auch nicht davon zu uberzeugen, daß es möglich iſt. Es wäre eine Sünde, wenn wir jetzt, wo wir in der Lage ſind, hier Front⸗ häuſer zu bauen, ein kleines Gebäude dorthin brächten. Die Ausführungen, die der Herr Baurat über die Verlegung der Waſchküche gemacht hat, gebe ich als richtig zu. Aber das ſind techniſche Fragen, die ſich löſen laſſen; denn es iſt nicht notwendig, daß Sie die Waſchküche dort in der Form erweitern; warum können Sie nicht weiter zurückbleiben? Ich glaube daher, daß die Vorlage, die uns ſo über⸗ haſtet zugegangen iſt, einer näheren Klärung bedarf. Nun haben Sie geſagt, daß der Bau dringend nötig iſt. So notwendig, wie Sie es dargeſtellt haben, iſt er, glaube ich, nicht. Denn wozu haben wir einen Magiſtrat, der mit ſo großer Sorgfalt alle Dinge zu beachten hat, die für uns in Frage kom⸗ men? Wie wird es denn ein Magiſtrat dahin kom⸗ men laſſen, uns in dieſem Augenblick die Erweite⸗ rung des vornehmſten Inſtituts der Stadt vorzu⸗ ſchlagen und zu ſagen: Ja, wenn Ihr jetzt nicht ſo⸗ fort zuſtimmt, iſt die Sache nicht zu machen. Ein ſolcher Magiſtrat hätte ſeine Pflicht nicht voll erfüllt. (Oho! und Sehr richtigl) Sonſt wäre es nicht notwendig, uns eine Vorlage acht Tage vor den Ferien zu bringen und zu ſagen: wenn Ihr dieſe Vorlage nicht vor den Ferien an⸗ nehmt, können die größten Gefahren entſtehen. Wenn dieſe großen Gefahren beſtehen, ſo haben ſie auch ſchon früher beſtanden. (Sehr richtig!) Dann wäre es notwendig geweſen, ſchon früher an uns heranzutreten und nicht zu ſagen: Friß, Vogel, oder ſtirb1 Ich ſtelle deshalb den Antrag, die Be⸗ ſchlußfaſſung über die Vorlage zu vertagen und ſie 4 an die Hochbauverwaltung zurückzuver⸗ weiſen. Stadtrat Dr Gottſtein: Meine Herren! Der Herr Berichterſtatter hat ſeine Ausführungen mit dem Sahe begonnen, daß die gegenwärtigen Zuſtände un⸗ haltbar ſeien; er hat erwähnt, daß unter Umſtänden eine perſönliche Gefährdung der dort Arbeitenden eintreten könne, und damit geſchloſſen, daß die größte Beſchleunigung der Ausführung dringendes Erfor⸗ dernis ſei. Auf dieſen Standpunkt haben ſich auch die ſachverſtändigen Deputationen der Geſundheits⸗ pflege und der Krankenhausverwaltung geſtellt. Die Vorbereitungen zu dieſer Vorlage gehen auf Monate zurück, weil wir mit Rückſicht auf die Kriegslage immer und immer mehr bemüht waren, das Pro⸗ gramm einzuengen und es auf das dringend Not⸗ wendigſte zu beſchränken. Lediglich dieſen Gründen iſt es zuzuſchreiben, daß wir erſt kurz vor den Ferien an die Stadtwer⸗ ordnetenverſammlung mit unſerem Antrage kommen konnten; lediglich dieſem Umſtande iſt es zuzu⸗ ſchreiben, daß die ſachverſtändige Hochbaudeputation erſt im letzten Augenblick Kenntnis bekam. Es wäre gewiß unſer Wunſch geweſen, wenn ſie früher dazu 133 hätte Stellung nehmen können. Da aber die Sache ſo dringend wie möglich iſt, bitten wir ſehr darum, daß Sie die Notlage berückſichtigen und die Vorlage ſchon vor den Ferien zuſtimmend verabſchieden, damit wir in der Lage ſind, noch während der Ferien die weiteren Vorarbeiten vornehmen zu können. Die beiden Deputationen haben die Bedenken, die uns zuerſt erfüllt haben, genau ſo geteilt, wie ſie Herr Stadtv. Panſchow heute geltend gemacht hat, und ſich gefragt, ob eine andere Möglichkeit für die Unterbringung, für die Zuſammenſchließung mit dem andern Gebiet beſteht, die es uns meſtattet, die ſpäter in Ausſicht genommenen Erweiterungsbauten des Pathologiſch⸗Anatomiſchen Inſtituts und der inneren Abteilung mit dem Neubau des Unterſuchungsamtes zu verknüpfen und einen anderen Platz auf dem Ge⸗ lände ausfindig zu machen. Die Deputationen haben ſich überzeugt, daß die Beratungen, die wir vorher monatelang gepflogen haben, auf zuverläſſigen Unter⸗ lagen beruhten. Sie ſind zu dem Ergebnis gekommen, daß irgendein Terrain auf dem Krankenhausgrund⸗ ſtück ſelbſt nicht vorhanden iſt. Sie wurden in ihrer Beſchlußfaſſung durch die Beſchlüſſe der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung vom 8. Dezember 1915 geſtützt. Als uns damals der Grund und Boden für die Zwecke der Krankenhausdeputation übereignet wurde, wurde ſchon hervorgehoben, ohne daß ſich ein Widerſpruch von irgendeiner Seite der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung erhob, daß der Neubau des Unterſuchungsamtes am zweamäßigſten en dieſe Stelle käme. Die Herren Stadtverordneten haben bei der eigentümlichen Lage des dortigen Grund und Bodens gewußt, daß Auf⸗ ſchüttungsarbeiten erforderlich werden würden, wenn für weitere Krankenhauszwecke dieſer Grund und Boden in Anſpruch genommen werden ſollte. Das Pathologiſche Inſtitut und das Unterſuchungsamt haben keinerlei inneren Zuſammenhang. Es beſteht nur eine äußerliche Verbindung, genau ſo, wie augen⸗ blicklich im Pathologiſchen Inſtitut auch die Räume für die chemiſche innere Abteilung untergebracht ſind. Die Erweiterung gerade der Aufgaben des Unter⸗ ſuchungsamtes, die nicht im Dienſte der Wiſſenſchaft und Forſchung, ſondern im Dienſte der Geſundheit unſerer Bevölkerung geſchehen, hat es notwendig ge⸗ macht — und darüber hat bei keinem von Ihnen ein Zweifel beſtanden, auch in der geſtrigen Ausſchuß⸗ ſitzung nicht —, neue Räume zu beſchaffen. Es iſt uns ein Vorwurf daraus gemacht worden — auch heute von dem Herrn Stadtv. Pan⸗ ſchow —, warum wir erſt jetzt, wenn eine Dringlich⸗ keit in dieſem Umfange vorlag, mit der Vorlage kommen. Wir ſind deshalb ſo zögernd an die ganze Frege herangegangen, weil wir die Kriegslage berück⸗ ſichtigten, weil es uns ſo ging wie ſo vielen, daß wir nicht an eine ſo lange Dauer des Krieges glaubten und einen Aufſchub für möglich hielten. Gegenwärtig halten wir die Anlage für notwendig und darum ar⸗ beiten wir an den Plänen, deren Verabſchiedung uns dringend am Herzen liegt, um weitere Schritte in dieſer Sache unternehmen zu können. Meine Herren, was gewinnen Sie denn, wenn Sie den Antrag Panſchow annehmen? Wir beraten noch einige Monate weiter, die Hochbauverwaltung wird zu den vielen Entwärfen, die ſie uns ſchon für die Anſtalten gemacht hat, neue machen, die weitere Monate beanſpruchen, und die Herren des Ausſchuſſes werden genau zu denſelben Schlußfolgerungen kom⸗ men, zu denen wir in langer Ber⸗tung gekommen ſind, daß eine Unterbringung auf dem alten Terrain