Sitzung am 28. Juni 1916 Stadtv. Wolffenſtein: Meine Herren! Ich ſtehe im Gegenſatz zu meinen Fachkollegen. Wenn ein ſo erfihrener Sachverſtändiger wie Herr Stadtbaurat Seeling zuſammen mit Spezialiſten wie Herrn Stadt⸗ rat Dr Gottſtein und dem Dirigenten des Kranken⸗ hauſes nach monatelangen oder jahrelangen Arbeiten zu dem Reſultat gelangt, daß es ein ſchwerer Fehler wäre, auf dem alten Krankenhausterrain dieſen Bau zu errichten, ja, daß derſelbe nach dem Ausſpruch des Serrn Stadtrots Ir Gottſtein anf dem noch freien Teil des Terrains neben dem Pathologiſchen Inſtitut von der Regierung überhrnpt nicht genehmigt werden dürfte, dann muß ich als Fachmann erklären: ich fün⸗ mich dem Urteil dieſer Sachverſtändigen. Wenn ich auch ſehr dafür eintreten würde, was Herr Panſchow eben erwähnt hat, daß man einmal einen Wettbewerb für eine Aufgabe ausſchreiben würde, ſo bin ich in dieſem Falle, wo es ſich um ganz ſpezielle Beratungen und um ein Spezialfach handelt, entſchieden dagegen. Meine Herren den guten Glauben natürlich, daß die Herren Fachkollegen annehmen, ſie würden, weil ſie die Vorlage nicht rechtzeitig zn Geſicht bekommen hätten, Irch vielleicht noch bei närerer Prüfung einen Ausweg finden können, wollen wir ihnen ja nicht be⸗ ſtreiten. Ich halte es, ſoweit ich die Sache beurteilen kann und nach den Anforderungen, die da geſtellt merden für unmöalich. Aber ebenſowenia. wie meine Fach⸗anegen darür garantieren könren, daß es auf dem alten Krankenhausterrain möalich iſt, kann ich natürlich auch nicht beſchwören, daß es dafür keinen Ausweg gibt. Jedenfalls muß ich meine Worte wiederholen, daß ich ſo viel Vertrauen zu den Herren der Bauverwaltung und den Spezialiſten habe, daß ſie alles reichlich erwogen haben. Was nun den Bau ſelber anbetrifft, ſo kann ich nur ſagen — es iſt das auch ſchon erwähnt worden —, daß ſich der voraeſchlagene Platz viel beſſer und auch innerlich mehr den Leichtbauten anſchließt, als es dort auf dem anderen Gelände der Fall iſt. Be⸗ züalich der Stockwerkzaßl iſt es ia möalich, doß bier Herr Kollege Heidenreich recht hat, wenn er meint, daß es zweckmäßiger ſei, durch ein weites Stock⸗ werk ein paar Räume mehr zu ſchaffen, die einſt⸗ weilen nicht belegt werden. In bezua auf die künſtle⸗ riſche Erſcheinung würde es mir ja viel ſumpathiſcher ſein. wenn ein niedriger Bau ohne das zweite Stock⸗ merk bergerichtet würde, weil er ſich ſo mehr dem Charakter der Leichtbauten, die jetzt auf dem Terrain ſtehen, anſchlöſſe. Ich möchte außerdem noch darauf hinweiſen, daß wir eine aroße Verzöaerung durch eine Neuvrüfung erleiden würden. und die Drinalichkeit der Sache iſt hier vor allen Dingen maßgebend. Sie ſollten ſich nicht davon abſchrecken laſſen, jetzt die Summe zu be⸗ willigen, die meiner Anſicht nach hinſichtlich der Bau⸗ koſten gar nicht ſo hoch iſt, wie es ſcheint. Herr Heidenreich rechnet das Grundſtück noch mit hinzu, hat aber jetzt nicht kalkuliert, daß der Bau auf dem andern Gelände auch etwas koſtet. Wenn er von 320 000 ℳ Mehrkoſten ſpricht, muß er doch das ab⸗ rechnen, was der Bau auf dem andern Gelände koſtet. Bezüglich der Baukoſten iſt immer von 180 000 geſprochen worden. In Wirklichkeit koſtet der Bau nur 135 000 ℳ. und wenn wir annehmen. daß die Preiſe jetzt 25% höher ſind als im Frieden, ſo können wir ſagen, daß wir ihn im Frieden für 100 000 ℳ gehabt hätten. Ich plädiere für Annahme der Magiſtratsvorlage. 7 135 Stadtv. Jürgenſen: Meine Herren! Ich kann mich nur den Ausführungen des Herrn Kollegen Heidenreich anſchließen. Ich habe mich auch nicht davon überzeugen können, daß der Bau auf dem Krankenhausterrain nicht unterzubringen geht. Nach meiner Anſicht iſt es durchaus möglich, hier in Ver⸗ bindung mit dem Pathologiſchen Inſtitut etwas Anſtändiges und Brauchbares zu ſchaffen. Darum erſcheint mir der Weg, der in dieſer Skizze des Bau⸗ amts feſtgelegt iſt, wo der Neubau für das Unter⸗ ſuchungsamt als rechter Flügelbau der Friedhofs⸗ kapelle gedacht iſt, ſehr gut gangbar. Der Grundriß ähnelt dem der Magiſtratsvorlage. Um das Grund⸗ ſtück auszunutzen, wäre der Bau in 3 Stockwerken auszuführen; der Vorhof vor der Kapelle kann noch etwas verengt werden. Das Gegenſtück hierzu, die Erweiterung der Waſchküche, würde als linker Flügelbau dann auch dreigeſchoſſig, hier wird auf dieſe Weiſe auch mehr Platz geſchaffen. Die beiden oberen Geſchoſſe des rechten Flügelbaues würden vom Unterſuchunasamt belegt, das Erdgeſchoß könnte dann noch dem Pathologiſchen Inſtitut, evtl. auch als Sezierſaal zur Verfügung geſtellt werden, der ſchon jetzt ganz unzulänglich iſt. Auf dieſe Weiſe iſt auch für dieſe Abteilung Raum geſchaffen, und zwar mit verhältnismäßig ſehr geringen Mitteln. Die Erweiterung dieſes Inſtituts kann dann auf weitere Zeit hinausgeſchoben werden. Die in dem alten Bauteil vorgeſehenen Wohnungen liegen nicht gut. Dieſen Raum ſollte man lieber dem Patholo⸗ giſchen Inſtitut belaſſen. Die Wohnungen könnten dann noch viel beſſer in dem von mir vorgeſchlagenen dritten Geſchoß des Waſchküchenanbaues unter⸗ gebracht werden. Vorſteher Dr. Frentzel (unterbrechend): Herr Kollege Jürgenſen! Ich würde Sie bitten, etwas mehr hierher zu ſprechen; die Herren des Magiſtrats können Sie ſonſt nicht verſtehen, und für dieſe ſind Ihre Ausführungen doch in erſter Reihe beſtimmt. Stadtv. Jürgenſen (fortfahrend): Wir ſind aber der Meinung, daß noch eine weitere Ausnutzung des Grundſtücks vorgenommen werden kann, um das Pathologiſche Inſtitut mit dem Unterſuchungsamt an dieſer Stelle unterzubringen. Wenn ſich kein anderer Ausweg fände, wäre es ohne weiteres möglich, dieſes mittlere Bauwerk, in welchem ſich jetzt die Räume für das Amt befinden, noch um einen Stock zu er⸗ höhen. Jetzt iſt es nur zweiſtöckig. Dann hätte man ſchon wieder eine ganze Anzahl Quadratmeter nutz⸗ barer Fläche mehr. Wenn wir die bebaute Fläche im ganzen ſind es 1000 am — mit 3 multiplizieren, ſo haben wir eine nutzbare Fläche von 3000 am, und ich ſollte meinen, daß wir mit 3000 am Fläche für alle Inſtitute gut auskommen. Die großen Bedenken, die wir hier geäußert haben, ſind zum Teil auch durch die koloſſalen Mehr⸗ koſten begründet, die gegenüber den in der Anleihe vorgeſehenen Mitteln entſtehen. Ich möchte noch⸗ mals unterſtreichen, daß es ſich erſtens um die 180 000 ℳ für den Neubau handelt. Dazu kommen 200 000 ℳ für das Grundſtück, macht zuſammen 380 000 ℳ. Wenn wir dann den Neubau des Pathologiſchen Inſtituts auf 300 000 ℳ beziffern und die Wohnbauten, die hier noch daran hängen, mit 100 000 ℳ annehmen, dann kommen insgeſamt 780 000 ℳ Baukoſten heraus. Davon ſind aber in der Anleihe nur 260 000 ℳ vorgeſehen, ſo daß alſo eine Ueberſchreitung von annähernd 500 000