138 welche Erweiterungen hat das Krankenhaus ſagt: 5 allen Richtungen hin Weſtend nötig, damit es nach tadellos funktionieren kann. Da fehlt es in Weſtend noch an außerordentlich wichtigen Dingen, die wir nicht beſitzen. Wir beſitzen 3. B. keine Station, ua unruhige Geiſteskranke ſchnell zu iſolieren. Wenn heute ein Kranker anfängt zu toben, zu delirieren, dann ſtört er den gunzen Pavil⸗ Ion und bringt alles durcheinander. Wir ſind nicht in der Lage, ihn ſo unterzubringen, daß er nicht ſtört und in richtiger Weiſe für ſein Leiden geſorgt wird. Weiter ſind wir nicht imſtande, die ſchwer Tuberku⸗ löſen in geeigneter Weiſe unterzubringen. Sommer⸗ feld nimmt uns die leichten Tuberkulöſen ab; für die ſchweren haben wir zurzeit keine Unterbringungsmög⸗ lichkeit; wir behelfen uns da mit den dürftigſten Im⸗ proviſationen. Auch dafür haben wir alſo keine Station. Wir haben weiter keine Station im Kran⸗ kenhaus Weſtend, in der wir ſolche Kranke, die an⸗ ſteckende Krankheiten durchgemacht haben, vor ihrer Entlaſſung eine Zeitlang der Quarantäne unterwerfen können, alſo eine Rekonvaleszentenſtation. Sie wiſſen aus Ihren eigenen Kreiſen, daß wir uns oft ge⸗ zwungen ſehen, ſagen wir, ein Kindermädchen, das an Diphtherie oder Scharlach erkrankt war, nach ſechs Wochen in ihr härsliches Milien zu entlaſſen, was wir vermeiden möchten, um ſie erſt in eine Quaran⸗ täneſtation zu bringen, ehe wir ſie entlaſſen. Eine ſolche fehlt uns uch: wir ſind heute nicht in der Lage, eine Quarantäneſtation bereitzuſtellen. Dafür muß auch geſorat werden. Weiter ſind wir nicht imſtande, die infektiöſen Halsentzündungen zu iſolieren, auch nicht die Säuglinge ſpäter in ausreichender Weiſe unterzubringen, wie es wohl im Intereſſe der Stadt Charlottenburg liegt. Schließlich haben wir nicht die Möglichkeit, wenn erſt einmal die eigentlichen Infek⸗ tionspavillons ihrer urſprünglichen Beſtimmung au⸗ geführt, d. h. zu einer gemeinſchaftlichen Infektions⸗ abteilung zuſammengefaßt ſind, die ſeptiſchen chirur⸗ giſchen Fälle in geeigneter Weiſe unterzubringen. Das ſind die dringenden Bedürfniſſe, die wir, Beſſel⸗Hagen und ich, uns klargemacht haben und für die wir in zukünftigen Erweiterungsbauten Platz zu ſchaffen haben. Wenn man dieſe Bedürfniſſe und anderſeits das noch ſonſt auf dem alten Gelände zur Verfügung ſtehende Terrain anſieht, ſo muß man ohne weiteres anerkennen, daß es der allergrößten Geſchicklichkeit bedarf, um für dieſe Erforderniſſe auf dem lten Gelände den nötigen Platz zu finden. Nach dem Programm, das wir in Gemeinſchaft mit dem Stadtbauamt entworfen haben, wird es gerade eben gehen; aber es iſt dann auch, wie der Herr Stadtbau⸗ rat vorhin ganz mit Recht geſagt hat, nicht ein Zenti⸗ meter Platz vorhanden, um noch irgend etwas hinein⸗ zubringen. Das Unterſuchungsamt iſt nun ein Organ des Krankenhauſes, das nicht in der feſten Verbindung mit den anderen Stationen ſteht wie die eben ge⸗ nannten wichtigen Ergänzungen. Das Unterſuchungs⸗ amt kann ſehr wohl etwas abſeits von dem alten Ge⸗ lände liegen; es iſt ſogar von Vorteil, wenn es für das Heranbringen von Material leichter zugänglich und hinſichtlich der Infektioſität der Arbeitsſtätten etwas mehr nach der Peripherie geſchoben iſt. Noch eine Frage, die auch geſtern im Ausſchuf an mich herangetreten iſt, möchte ich hier noch kur⸗ berühren. Die Herren ſagten mir, es ſei ſchade, das Gartengelände der Leichtbauten zu verwenden; es Sitzung am 28. Iuni 1916 könnte für die Infektionskranken, die in die Leicht⸗ bauten kommen, zum Spazierengehen und zur Er⸗ holung verwendet werden. Das iſt abſolut abzu⸗ lehnen. Wir können die verſchiedenen Infektions⸗ kranken, die dort liegen, nicht in demſelben Garten pazieren gehen laſſen; dann würden ſie ſich gegen⸗ ſeitig infizieren. Alſo das Gartengelände, auf dem das Unterſuchungsamt errichtet werden ſoll, iſt zum Ergehen der Patienten, die in der kleinen Seuchen⸗ abteilung liegen, nicht brauchbar. Ich will beſonders darauf hinweiſen, daß wir beide, Beſſel⸗Hagen und ich, eingehend alle Mög⸗ lichkeiten erwogen haben, wie wir das Unterſuchungs⸗ amt unterbringen können. Ich glaube, es iſt nicht ohne Intereſſe für Sie, zu wiſſen, wie wir uns auch beide mit der Frage algequält haben und beide zu der einzig möglichen Löſung gekommen ſind, die Herr Stadtbaurat Seeling vorgetragen hat. (Bravol) Stadtbaurat Seeling: Ich möchte nur ein Miß⸗ verſtändnis aufklären. Ich habe den Ausdruck ge⸗ br ucht, daß wir ein Jahr an der Sache gearbeitet hätten. Wenn wir ein Jahr dazu gebraucht haben, 1o ſind in dieſer Zeit ſelbſtverſtändlich die Skizzen für ſämtliche Baulichkeiten bearbeitet worden, die Herr Profeſſor Umber eben erwähnt hat. Die Skizzen für das Unterſuchungsamt haben in verhältnismäßig ſehr kurzer Zeit hergeſtellt werden müſſen. und ſo iſt es auch gekommen, daß dieſe nicht zuerſt der Hochbau⸗ deputation vorgelegt wurden; wir hatten keine Zeit mehr dazu, wenn die Vorlage noch vor den Ferien erledigt werden ſollte. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Landsberger (Schlußwort): Meine Herren! Wenn ich die Stim⸗ mung der Mehrheit der Ausſchußmitglieder richtig beurteile, ſo muß ich ſagen, daß ſich dieſe Mehrheit von einer Zurückverweiſung der Angelegenheit an den Ausſchuß wenig oder gar nichts verſprechen kann. Dieſelben Erörterungen, die gegenſätzlichen Anſichten der Sachverſtändigen würden aufs neue vorgebracht werden, und die einzigen Erwägungen, die noch ſtattfinden könnten, können nur im Kreiſe der Sachverſtänidgen ſelbſt, alſo allenfalls im Schoße der Baudeputation erfolgen. Ich glaube, der Aus⸗ ſchuß könnte rein formell, wenn er jetzt nochmals zu⸗ ſammentritt, nur die Baudeputation erſuchen, ihrer⸗ ſeits die Angelegenheit nochmals techniſch zu prüfen. Deswegen würde ich mich, ſoweit ich die Stimmung des Ausſchuſſes Heurteilen kann — ich kann in meinem Schlußwort nur die Meinung des Aus⸗ ſchuſſes wiedergeben —, nur gegen die Zurück⸗ verweiſung ausſprechen können. Der Streit beſtand nie um die Notwendigkeit und Dringlichkeit, ſon⸗ dern nur darüber, wo der Erweiterungsbau hin⸗ kommen ſoll, und da muß ich zum Schluß zwei Ge⸗ ſichtspunkte beſonders hervorheben. Erſtens: der Erweiterungsbau des Patholo⸗ giſchen Inſtituts li⸗gt, wie Ihnen ſchon der Herr Magiſtratsdezernent geſagt hat und wie ich auch in meinem einleitenden Bericht ausgeführt habe, noch in großer Ferne. Wer weiß, wie viele Jahre die Sache noch hinauszuſchieben iſt! Wenn das Patho⸗ logiſche Inſtitut wieder ſämtlicher Räume habhaft werden kann, die es an das Unterſuchungsamt ab⸗ geben mußte, wird es wohl auch im Frieden noch eine Weile mit ihnen auskommen, wenigſtens ſo⸗