Sitzung am 28. Juni 1916 lange nicht die Erweiterung des Krankenhäuſes ſelbſt vorgenommen wird und keine Belegung von neu zu errichtenden Krankenräumen ſtattfindet. Alſo dieſe Erweiterung des Pathologiſchen Inſtituts liegt noch in weiter Ferne, und es beſteht keine Notwendigkeit, ſie mit der heutigen Vorlage zu verquicken. Ferner möchte ich die Ausführungen des Herrn Profeſſors Umber ergänzen. Jeder Platz, den wir innerhalb der Mauern des Krankenhauſes Weſtend zur Verfügung behalten können — ich ſehe ganz da⸗ von ab, ob die einzelnen Pläne, die Ihnen Herr Profeſſor Umber vorgetragen hat, im Augenblick ſchon erwogen werden oder nicht —, iſt für die Zu⸗ kunftspolitit des Krankenhauſes wichtig und ſollte nicht durch Bauten, die wir jetzt vornehmen, dieſen Zwecken entzogen werden. Endlich das Wichtigſte! Ich ſagte ſchon in meinen einleitenden Worten vorhin: dieſes Unter⸗ ſuchungsamt erfüllt eine der wichtigſten hygieniſchen Aufgaben, die überhaupt eine Stadt haben kann. Das Bedürfnis der Bevölkerung, die Sorge für ihren Geſundheitszuſtand ſtellt täalich wachſende Anforderungen; die Fortſchritte der Wiſſenſchaft be⸗ dingen, daß die Unterſuchungen ſtets wachſende Aus⸗ dehnung annehmen, ſo daß mit der Erweite⸗ rungsmöglichkeit des Unterſuchungsamtes immer gerechnet werden muß. Wenn es nach dem Plane, der Ihnen vorliegt, heute ausreicht, ſo wird es vielleicht in weiteren fünf Jahren den Anforde⸗ rungen nicht mehr genügen, und auch dann müſſen Sie eine Erweiterung ins Auge faſſen. Dieſe Er⸗ weiterungsmöglichkeit aber würden Sie, wenn Sie in den Winkel bauen, um mich dieſes Ausdrucks zu bedienen, niemals haben; dagegen iſt auf dem Platz neben den Leichtbauten, die wir für Krankenhaus⸗ zwecke eingerichtet haben, jede Erweiterungsmöglich⸗ keit gegeben. Die frühe Erkennung der Infektions⸗ krankheiten iſt eine der wichtigſten Aufgaben der Ge⸗ ſundheitspflege. Verſchieben Sie nicht einen Bau, der auf alle Fälle notwendig und dringlich iſt und deſſen Ausdehnungsmöglichkeit jedem vor Augen ſtehen muß. Deshalb bitte ich Sie, der Vorlage des Magiſtrats zuzuſtimmen. (Bravo!) (Die Verſammlung lehnt den Antrag Pan⸗ ſchow⸗Heidenreich auf Zurückverweiſung der Vorlage an den Ausſchuß ab und beſchließt mit großer Mehr⸗ heit nach dem Antrage des Ausſchuſſes, wie folgt: 1. Dem Neubau eines Unterſuchungsamts für an⸗ ſteckende Krankheiten auf dem Gelände am Neuen Fürſtenbrunner Wege wird nach den vorgelegten Entwürfen zugeſtimmt. 2. Die Koſten im geſchätzten Betrage von 180 000 ℳ ſind aus Anleihemitteln zu ent⸗ nehmen.) 7 1 Vorſteher Dr Frentzel: Damit iſt dieſe Ange⸗ legenheit erledigt. Wir kommen nunmehr zu Punkt 4 der Tages⸗ ordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Darlage betr. Kriegs⸗ teuerungszulage. — Druckſache 69. Berichterſiatter iſt Herr Keollege Meper. Che ich Herrn Kollegen Meyer das Wort gebe, möchte ich 139 mitteilen, daß folgender Antrag zu dieſer Vorlage eingegangen iſt: Wir beantragen, die Sätze der Vorlage, wie folgt, abzuändern: 1I. für Verheiratete ohne Kinder bei einem jährlichen Dienſteinkommen 918 1800 ℳ. 18 % (ſonſt unverändert.) 1II. für Verheiratete mit Kindern bei einem jährlichen Dienſteinkommen a) bis 1800 ℳ für jedes Kind 8 % p) bis 3600 ℳ für jedes Kind 6 % (ſonſt unverändert.) Der Antrag iſt unterzeichnet von den Kollegen Katzenſtein, Vogel, Hirſch, Bade, Leupold und Scharnberg. Berichterſtatter Stadtv. Meyer: Meine Herren! Der Ausſchuß. den Sie eingeſetzt haben, war einig in der grundſätzlichen Zuſtimmung zu den weſentlichen Gedanken der Magiſtratsvorlage. Es herrſchte ledig⸗ lich der Wunſch, im einzelnen Verbeſſerungen und Ergänzungen vorzunehmen. Wir haben zunächſt die Frage erörtert, ob dieſe Vorlage mit denjenigen übereinſtimmt, die in gleicher Richtung von den übrigen Gemeinden Groß⸗Berlins geplant werden, und haben hierbei die Auskunft des Magiſtrats erhalten, daß Verhandlungen zwecks Erzielung einer ſolchen Ueber⸗ einſtimmung mit den Magiſtraten der benachbarten Städte geführt worden ſind. Dieſe Verhandlungen haben eine Uebereinſtimmung mit Berlin⸗Schöne⸗ berg, Berlin⸗Wilmersdorf und Berlin⸗Lichtenberg ergeben, während es der Magiſtrat von Berlin abge⸗ lehnt hat, ſich an den Verhandlungen zu beteiligen, weil er die Verhältniſſe der Beſoldungetats für ſo verſchieden hielt, daß er ſich von einer derartigen ge⸗ meinſamen Arbeit einen Erfolg nicht zu verſprechen vermochte. Wir müſſen uns damit abfinden, wenn⸗ gleich der Ausſchuß der Meinung war, daß die unter⸗ deſſen herausgekommene Vorlage Berlins keineswegs ſo große Unterſchiede vor der unſrigen aufweiſt, daß nicht durch gemeinſame Vorbereitung die Abweichun⸗ gen im einzelnen zumeiſt hätten vermieden werden können. Mit Schöneberg und Wilmersdorf iſt eine Verſtändigung erzielt, bei der nur wenige Ab⸗ weichungen geblieben ſind, die hiſtoriſch begründet ſind und deren Beſeitigung weitgehende Beſchlüſſe erfordert hätte, die bei der geringen Wichtigkeit dieſer Abweichungen nicht angezeigt erſchienen. Wir haben ſodann geprüft, inwieweit unſere Vorlage, verglichen mit den entſprechenden Vorlagen anderer Gemeinden, in denen die Lebensbedingungen ähnlich ſind wie bei uns, nämlich mit Berlin, Cöln und Frankfurt a. M., und verglichen mit der Rege⸗ lung des preußiſchen Staates, die Wünſche der Be⸗ amten⸗, Lehrer⸗ und Arbeiterſchaft berückſichtigt. Wir ſſind nicht von dem Geſichtspunkt ausgegangen, daß wir danach ſtreben ſollen, die anderen Gemeinden in jedem Punkte zu überflügeln; aber wir haben doch anerkennen müſſen, daß angeſichts der Preisgeſtal⸗ tung in Charlottenburg immerhin ein allgemeines Zurückbleiben hinter den Teuerungszulagen der ge⸗ nannten Gemeinden und erſt recht des preußiſchen Staates ausgeſchloſſen ſein muß. Wir haben nun feſtſtellen können, daß im großen und ganzen — un⸗ beſchadet vereinzelter Ausnahmen — die Teuerungs⸗ zulagen, die unſer Magiſtrat vorgeſchlagen hat, min⸗ deſtens ebenſo hoch, überwiegend höher ſind als die