1 oder anderen Geſellſchaften, die unter Reichskontrolle 4. bewirtſchaftet werden. Dieſe Konkurrenz auf m Markte hat naturgemäß zu einer außerordent⸗ lichen Preisſteigerei geführt, unter der nicht nur die Städte ſelbſt gelitten haben, ſondern unter der auch die übrige Bevölkerung gelitten hat, indem der ge⸗ ſamte Handel dadurch in die Preistreiberei hinein⸗ gezogen wurde, ſeinerſeits auch wieder die Preiſe in die Höhe ſtellen mußte, um für ſeine Zwecke, meinet⸗ wegen für ein großes Werk, Ware zu bekommen. Ich habe daher dieſen Antrag mit Zuſtimmung von Kollegen aus allen Fraktionen, nicht nur aus meiner Frakrion, wie der Herr Vorſteher vorhin be⸗ merkte, geſtellt, nicht erwa, um eine neue bureaukra⸗ tiſche Einrichtung zu ſchaffen. Nichts liegt mir ferner als das. Aber ich glaube, daß es auf Grund der vor⸗ handenen Einrichtung oder auf anderm Wege möglich ſein müßte, hier zu einer Einheitlichkeit zu kommen. Es gibt verſchiedene Wege, um die jetzigen Uebel⸗ ſtände auf dieſem Gebiete zu beſeitigen. Man könnte daran denken, das Syſtem der Einkaufsgeſellſchaft, wie es in den Bezirkszentralen über ganz Deutſch⸗ land ausgebaut iſt, in Anwendung zu bringen. Da⸗ durch würde eine Verbindung mit den Aufkäufen, die für den übrigen Handel vorgenommen werden, er⸗ folgen, und es würden weſentliche Preisminderungen auf dem Markte eintreten können. Wer dieſen Weg nicht beſchreiten will — und ich verhehle mir keinen Augenblick, daß viele Momente dagegen ſprechen , der kann daran denken, das Syſtem der Einkaufs⸗ genoſſenſchaften der Städte, wie es in der Weſtdeut⸗ ſchen Städtevereinigung, in der Mannheimer Städte⸗ vereinigung uſw. mehrfach ſchon zur Anwendung ge⸗ kommen iſt, weiter auszubilden und über ganz Deutſchland zu organiſieren. Man braucht nur dieſe Städtevereinigungen mit einem Kopfe zu verſehen, der gewiſſe Anweiſungen gibt, damit einheitlich bei dem Einkauf vorgegangen wird. Dann gibt es einen Weg, der am wenigſten in das jetzt beſtehende Syſtem eingreift, vollkommen frei durch Aufkäufer, oder wer ſonſt für die Städte ſorgen will, zu kaufen, aber von einer Zentrale aus die Preiſe zu begrenzen. Eine kleine Zentrale iſt natürlich in ſolchen Fällen immer nötig. Von dieſer Zentrale müßte angegeben werden: z. B. für Weißkohl dürfen die Aufkäufer, die für Städte kaufen, nicht mehr als ſo und ſo viel etwa an⸗ legen, nicht mehr als 3 % — nicht, wie es jetzt ſt, daß 3z. B. etwa Düſſeldorf ſagt: ich bezahle 3.75 %ß, nachdem Cöln 3,50 abgemacht hatte; Cöln be⸗ kommt dann die Ware nicht, Düſſeldorf erhält ſie. Glauben Sie, daß Düſſeldorf davon einen aroßen Vorteil hat? In dieſem einen Falle allerdings hat es die Ware, bei anderen Waren geht es ihm aber genau ſo wie im erſten Falle Cöln, es fällt aus und bekommt nichts. In allen dieſen Fällen hat die be⸗ treffende Stadt einen höheren Preis zu zahlen, als ſie gezahlt haben würde, wenn Aufkäufer der anderen Städte nicht konkurriert hätten. Gewöhnlich iſt nicht ein Aufkäufer da, ſondern eine ganze Reihe. Alſo die Möalichkeit wäre auch hier, an dem jetzi⸗ gen Syſtem der Vermittlung der Ware vollkommen feſtzuhalten, nur es zu regeln. Man würde dadurch vielleicht an Aufkäufern ſparen und auch in einzelnen Städten an den dirigierenden Leuten, die dauernd mit den Anfragen zu tun haben. Die Städte könnten auch lediglich ihren Bedarf bei der Zentrale anmelden. Bei Knappheit an Ware würde naturgemäß die eine Stadt nicht in der Lage ſein, den ganzen angemeldeten Bedarf zu erhalten, Sitzung am 4. Ottober 1½16 ſie würde ſich darein ſchicken müſſen, daß ſie weni bekommt. Das iſt aber jetzt auch der Fall. Ich glaube, man wird bei einer dieſer Arten der Regelung im großen ganzen beſſer fahren, und wir werden alle dabei beſſer fahren, werden durchaus Das muß nicht etwa weniger Ware bekommen. natürlich vermieden werden. Es muß für die unbe⸗ mittelte und auch für die mittelſtändiſche Bevölkerung durchaus geſorgt werden. 1 Welchen Weg man gehen will, das wird der Deutſche Städtetag überlegen können. Es wird ſich fragen, ob nicht der Deutſche Städtetag auch den Reichsverband der Städte unter 25 000 Einwohnern zuziehen muß, weil in neuerer Zeit auch die Städte von 5 bis 25 000 Einwohnern außerordentlich ſtark auf dem Lebensmittolmarkt auftreten und auch wiederum durch ihre Aufkäufer preistreibend wirken. (Sehr richtig!) Ich möchte alſo den Wunſch hier ausſprechen, daß der Deutſche Städtetag auch die Frage eingehend behandle, ob ſich nicht ein Zuſammengehen mit dem Reichsverbande Deutſcher Städte empfehle. Ich habe dieſen Punkt nicht unmittelbar in den Antrag auf⸗ nehmen wollen, weil er ja Sache der Ausführung und der weiteren Ueberlegung iſt. 27 Ich möchte Sie bitten, meine Herren, möglichſt einmütig unſerm Antrag zuzuſtimmen. Ich hoffe, daß er dann auch die Wirkung auf den Deutſchen Städtetag und deſſen Vertreter nicht verfehlen wird. Das dürfte für die ganze Lebensmittelverſorgung, ſpeziell für die Preisregelung von nicht geringer Be⸗ deutung ſein. (Bravo!) Vorſteher Dr Frentzel: Ich möchte noch nach⸗ holen, daß der Antrag unterzeichnet iſt von den Herren Dr. Städthagen, Dr Liepmann, Rieſenberg, Jachmann, Dr Byk, Rackwitz, Wöllmer, Hirſch, Leupold, Marzahn, Meyer, Zielenziger. Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Meine Herren! Wenn wir heute in der angenehmen Lage wären, uns theoretiſch darüber zu unterhalten, wie wohl unſere ganze Kriegswirtſchaft am beſten geſtaltet worden wäre, dann würde ſich empfehlen, in dieſer Stunde längere Ausführungen zu machen. 3 wurde aber von ſämtlichen Herren Vorrednern mit Recht bereits darauf hingewieſen, daß die Stunde nicht dieſe theoretiſchen Erörterungen erfordert, die früher vielleicht möglich geweſen wären, ſondern daß wir uns hier nur darüber unterhalten können, was praktiſch getan werden kann und getan werden muß. In dieſer Beziehung iſt ſehr mit Recht, be⸗ ſonders von dem Herrn Redner der liberalen Fraktion, bemerkt worden, daß uns Städten der Aktionsradius außerordentlich beſchnitten iſt. (Sehr richtig!) Die Herren, die mit uns in der Nahrungsmittel⸗ deputation ſitzen, werden ſich davon überzeugt haben, daß wir eigentlich auf die Dauer nicht mehr viel f als Briefträger übergeordneter Behörden (Sehr richtig!) ,