158 Sitzung am 4. finden könnte, ſo beſchränkt, ja ſo minimal iſt, daß man ihn vorausſichtlich ſelbſt mit der Lupe kaum entdecken würde. Schon aus dieſem Grunde wird die praktiſche Wirkſamkeit des Antrags äußerſt be⸗ ſchränkt ſein. Ich darf aber weiter darauf hinweiſen, daß gerade bezügl. der ganz wenigen Waren, die für einen gemeinſchaftlichen Bezug überhaupt noch in Frage kämen, die örtlichen Verhältniſſe außeror⸗ dentlich verſchieden liegen. Sie werden ſelbſt ſchon auch in unſerer Stadt die Erfahrung gemacht haben, daß die Bevölterung nicht jedes Nahrungsmittel ohne weiteres aufnimmt; ihre ganze Gewöhnung ſpricht dabei außerordentlich viel mit. Das iſt natürlich an anderen Orten auch ſo. Schon daraus geht her⸗ vor, daß eine Zentraliſation der Beſchaffung etwa für alle deutſchen Städte doch ein ſehr ſchwieriges Unternehmen wäre. Endlich, meine Herren, darf ich darauf aufmerk⸗ ſam machen, daß einmal der Deutſche Städtetag nicht etwa alle Städte im Deutſchen Reiche umfaßt, ſon⸗ dern nur die mit mindeſtens 25 000 Einwohnern, ſodaß noch immer eine ganze Menge Außenſeiter vorhanden wäre, daß aber auch in den verſchiedenen Bundesſtaaten und Landesteilen längſt derartige Zentraleinkaufsorganiſationen beſtehen, in die nun wieder einzugreifen nach meiner Auffaſſung auch vom allgemeinen Standpunkt aus falſch wäre ganz abgeſehen davon, daß die Städte garnicht in der Lage wären, aus dieſen Zentraleinkaufsorganiſatio⸗ nen, in denen ſie ſich bereits befinden, auszuſcheiden. Ich darf z. B. darauf hinweiſen, daß für das Her⸗ zogtum Anhalt, das uns ja ziemlich nahe liegt, eine allgemeine Zentraleinkaufsgeſellſchaft beſteht, zu der ſelbſtverſtändlich auch die Stadt Deſſau, die größte Stadt, gehört, eine Stadt, deren Oberbürgermeiſter ſogar im Vorſtande des Deutſchen Städtetages ſitzt. Dieſer ſelbſt wäre alſo beiſpielsweiſe gar nicht in der Lage, ſich einer derartigen Aktion für ſeine Stadt anzuſchließen. Ich würde daraus die Kon⸗ ſequenz ziehen, daß ich nicht ſehr unglücklich wäre, wenn der Antrag zur Annahme käme: aber ich glaube nicht, daß er irgend welche greifbaren Erfolge er⸗ zielen würde. Wenn man auf dem Standpunkt ſteht, daß man nur das beſchließen ſoll, was prak⸗ tiſchen Effekt hat, ſo würde ich Ihnen von dieſem Standpunkt aus raten, den Antrag abzulehnen. Meine Herren, nur ganz allgemein ein paar Worte! Herr Zielenziger hat mit Recht darauf hin⸗ gewieſen, daß wir inſofern in dieſen dritten Kriegs⸗ winter mit einer gewiſſen Beruhigung hineingehen können, als auf zwei Gebieten jedenfalls die Ver⸗ ſorgung eine ungleich beſſere ſein wird, als im ver⸗ gangen Jahre, nämlich in Bezug auf das Brotge⸗ treide und die Futtermittel. Da von den Futter⸗ mitteln bekanntlich außerordentlich viel Sonſtiges abhängt, ſo iſt das ſicher ein ſtarker Faktor in unſe⸗ rer Zuverſicht. Was die Frage des Fleiſches betrifft, ſo wird ſie ja durch die Futtermittel — auf die Dauer wenig⸗ ſtens — beeinflußt werden. Im übrigen haben wir jetzt den Zuſtand erreicht, den dieſe Verſammlung und auch die Städte in ihrer Allgemeinheit ſtets gefordert haben, nämlich eine gleichmäßige Berück⸗ ſichtigung Aller in unſerm deutſchen Vaterlande. Damit müſſen die Klagen, die häufig daraus herge⸗ leitet wurden, daß einer mehr bekam als der andere, endlich verſtummen. Oktober 1916 Was die übrigen Fragen betrifft, ſo möchte ich darauf nicht näher eingehen; nur bezügl. der Kar⸗ toffel, die ja eins der wichtigſten, wenn nicht das wichtigſte Volksnahrungsmittel darſtellt, geſtatten Sie mir ein paar Worte. Es iſt auch hier darauf hingewieſen worden — ich glaube, es war Herr 2 Stadtv. Katzenſtein —, daß ſich in dieſer Be⸗ ziehung in der letzten Zeit hier in Chariotten⸗ burg Schwierigkeiten herausgeſtellt haben. meine Herren, das kann und wird garnicht geleugnet werden; aber ich möchte feſtſtellen, daß dieſe Schwie⸗ rigkeiten nicht etwa in der ungenügenden Geſamtbelie⸗ ferung beruhten, ſondern daß ſie ihren Grund in anderen Tatſachen hatten. In erſter Linie darf ich — und ich knüpfe da an einen Gedankengang an, der ſeinerzeit auch dieſe Verſammlung viel be⸗ wegte —, darauf aufmerkſam machen, daß wir jetzt, wie wir früher eine Schattenſeite der Nicht⸗Kar⸗ toffelgemeinſchaft erlebten, hier eine ſtarke Schatten⸗ ſeite der Kartoffelgemeinſchaft Groß⸗Berlin zu erle⸗ ben genötigt ſind. Während nämlich die Kartof⸗ felverſorgung, wie ich ruhig feſtſtellen darf, in Char⸗ lottenburg bisher außerordentlich gut funktioniert hat, in Bezug auf die allgemeine Belieferung des Stadtkreiſes Charlottenburg, iſt das in anderen Stadtkreiſen Groß⸗Berlins nicht der Fall geweſen. Die Kartoffelgemeinſchaft hat nun gerade den für uns im Augenblick fühlbaren Nachteil gehabt, daß die nicht ſo gut belieferten Nachbarkreiſe bei uns in ganz großem Umfange und in immer ſich erweiterndem Radius eingekauft haben, ſodaß alſo tatſächlich die von unſerem Ueberſchußkreis uns als Bedarfsverband gelieferten Kartoffeln in nicht unerheblichem Umfange von unſeren lieben Brüdern in den Nachbargemein⸗ den aufgegeſſen worden ſind. Ich ziehe daraus ab⸗ ſolut nicht den Schluß, daß etwa die Kartoffelge⸗ meinſchaft vom Uebel und aufzuheben ſei; aber ic habe Ihnen dieſes Beiſpiel einmal gegeben, weil, wie Sie ſich erinnern, hier in dieſer Verſamlung im Anfang ein recht ſtarker Unmut gegen den Magi⸗ ſtrat deshalb herrſchte, daß er ſich der Kartoffelge⸗ meinſchaft zunächſt nicht angeſchloſſen hatte. Meine Herren, Sie ſehen daraus, daß dieſe Gemeinſchaft die Vorteile und Nachteile aller Ge⸗ meinſchaften hat. (Sehr richtig!) Das iſt ganz ſelbſtverſtändlich. Es geht im allge⸗ meinen gut; wenn aber einmal die Belieferung eines der Verbandsmitglieder ſchlecht wird, dann erſtreckt ſich dieſe ſchlechte Folge auch auf alle anderen, auch wenn ſie an ſich in der Lage wären, ihren eigenen Bedarf hinreichend zu decken. Der Grundfehler der ganzen Gemeinſchaft iſt natürlich der, daß ſie nicht eine Belieferungsgemeinſchaft in ſich ſchließt, ſondern daß die Belieferungskreiſe ebenſo wie bis⸗ her mit den einzelnen Gliedern dieſer Kartoffelge⸗ meinſchaft in Verbindung geſetzt worden ſind, wäh⸗ rend die Konſumtion einheitlich und allgemein iſt. Was im übrigen die Frage der Belieferung der einzelnen Geſchäfte und Haushalre mit Kartoffeln 2 betrifft, ſo möchte ich darauf aufmerkſam machen, daß wir, davon bin ich überzeugt, in dieſer Be⸗ ziehung auch noch gewiſſen Schwierigkeiten entge⸗ gengehen werden, ebenſo wie wir ſie zum Teil ſchon jetzt gehabt haben. Ich halte es für richtig, auch dem Publikum gegenüber darauf hinzuweiſen, daß das Run