topf der Maſſenſpeiſung vorgezogen hat. 1 dem Magiſtrat dankbar, wenn er uns bei der Be⸗ xratung dieſes jetzt vorliegenden Antrages über den Perſonal liegt, der nachgerade wirklich bedenk⸗ lich zu werden anfängt. Das ſind Schwierigkeiten, die wir ſelbſtverſtändlich mit allen Kräften zu über⸗ winden verſuchen werden, von denen ich aber gleich ſagen muß, daß ich nicht überzeugt bin, daß wir ſie ganz überwinden können. Ich möchte „— deshalb auch von dieſer Stelle aus heute an Sie, meine Herren, und an die Bevölkerung die Bitte richten, in dieſer Beziehung eine gewiſſe Nachſicht zu üben. Die Bevölkerung verlangt von uns gerne, daß wir ſie bedienen wie im tiefſten Frieden. Meine Herren, das geht leider nicht. Wir haben die Leute nicht, wir haben die Transportmittel nicht, und wir ſind aus dieſen beiden Hauptgründen nicht in der Lage, die Organiſation ſo einwandfrei durchzu⸗ führen, wie ſie vielleicht im Frieden durchzuführen wäre. Das führt mich zum Schluß und zu einer Bitte, die ich an Sie und auch an die Geſamtbevölkerung richte. Sie und die geſamte Bevölkerung dürfen ehrlich überzeugt ſein, daß wir nach wie vor ſei⸗ tens des Magiſtrats und ſeitens der ja auch von Ihnen mitgewählten Nahrungsmitteldeputation alles tun werden, um die Bevölkerung in dieſer wirklich nicht leichten Zeit in ihren Lebensmittelbe⸗ dürfniſſen zu unterſtützen und zu fördern, wo und wie wir können. Wir erbitten aber auch von der Bevölkerung die Rückſichtnahme, die nun einmal durch die Kriegsverhältniſſe geboten iſt. Wenn wir aber dieſe Rückſichtnahme erfahren, und wenn wir auf der anderen Seite den Geiſt der Einigkeit, der ſich auch heute wieder, wie ich wohl ſagen darf, in der Stadtverordnetenverſammlung in dieſem Punkte gezeigt hat, aufrecht erhalten können, dann, meine Herren, können wir, glaube ich, nach wie vor mit Vertrauen auch in die Zukunft dieſes Kriegs⸗ winters ſehen. (Lebhaftes Bravo). Stadtu. Erdmannsdörffer: Meine Herren! Nach⸗ dem der Herr Oberbürgermeiſter ſoeben in ſo liebens⸗ würdigem Optimismus (Heiterkeit) den erſten Teil des ſozialdemokratiſchen Antrages in⸗ terpretiert hat, ſind wir ja nach der Richtung hin alle, wie es ſcheint, einig, und dieſer Einigkeit können wir uns namentlich auch mit Rückſicht auf die eben ge⸗ hörten Schlußworte des Herrn Oberbürgermeiſters alle von Herzen freuen. Herr Kollege Katzenſtein hat der Frage der Mafſſenſpeiſung nur eine nebenſächliche Be⸗ leuchtung angedeihen laſſen, und es war recht inter⸗ eſſant, zu ſehen, daß ſich der Sozialiſt Katzenſtein in dieſer Frage eigentlich auf einen etwas indivi⸗ dualiſtiſchen Standpunkt geſtellt hat, daß er im Grunde genommen den individuellen Kochtopf der einzelnen Hausfrau dem gemeinwirtſchaftlichen Koch⸗ 8 Stand und die Erfolge der Maſſenſpeiſung und auch darüber Auskunft geben könnte, ob und in welchem Umfange etwa eine Erweiterung dieſes Unternehmens 97 4 den Winter geplant iſt. Sitzung am 4. Ottober 1916 ganz weſentlich an den Transportſchwieri g⸗ keiten und an dem Mangel an geſchultem Ich wäre 159 Meine Herren, niemand wird die Schwierig⸗ keiten der Maſſenſpeiſung verkennen, die namentlich in der Frage der Gewöhnung des Publikums an dieſes Syſtem liegen werden. man anerkennen müſſen, daß unter den Maßnahmen auf dem Gebiete der Lebensmittelverſorgung während eines Krieges die Frage der Maſſenſpeiſung einen hervorragenden Platz einnehmen wird. In erſter Linie iſt die Maſſenſpeiſung dazu be⸗ rufen, einem großen Teil der Bevölkerung die Sorge um die tägliche Lebensmittelbeſchaffung ſelbſt abzu⸗ nehmen; zweitens wird die Ernährung mit geſunden Lebensmitteln dadurch bis zu einem gewiſſen Grade gewährleiſtet, und drittens endlich wird durch die Maſſenſpeiſung auch, bis zu einem gewiſſen Giade wenigſtens, dafür geſorgt, daß die Ernährung der Bevölkerung möglichſt billig geſtaltet werden kann. Alle dieſe drei Momente bedeuten unzweifelhaft eine Entlaſtung des Publikums während des Krieges von den Sorgen des täglichen Lebens. Wir wiſſen alle, wie ſehr dieſe kleinen Haushaltungsſorgen des täg⸗ lichen Lebens auf die Stimmung der Bevölkerung mit einwirken. Es iſt daher von außerordentlicher Wichtigkeit und Bedeutung, durch eine Entlaſtung auf dieſem Gebiete auch zu einer Hebung der Stimmung mit beizutragen oder doch wenigſtens eine Herabdrückung der Stimmung zu verhüten. Meine Herren, im Kriege iſt die Uniformierung eine Sache, die in hohem Maße auch auf das bürger⸗ liche Leben übertragen wird und übertragen werden muß. Der Krieg iſt der Todfeind des Individualis⸗ mus, und im Kriege iſt bei den knappen Lebens⸗ mitteln und bei der Schwierigkeit der Beſchaffung der Lebensmittel für die einzelnen Perſönlichkeiten, für den einzelnen Haushalt der Uebergang der Koch⸗ topfherrſchaft von der Hausfrau auf die Allgemein⸗ wirtſchaft, in unſerm Falle alſo im weſentlichen auf den Magiſtrat, eine erhebliche Erleichterung. Ja, meine Herren, wir werden uns vor die Frage ge⸗ ſtellt ſehen müſſen, ob nicht vielleicht in Zukunft bei einer längeren Dauer des Krieges, — vor der uns Gott behüten möge wenn ſie aber eintreten ſollte, dann die Frage der Maſſenſpeiſung das Problem der Ernährungsfragen überhaupt werden wird. Nun, meine Herren, habe ich den Eindruck, als wenn unſer Magiſtrat bei all ſeiner intenſiven Arbeit auf dem Gebiete der Ernährungsfragen, die wir an⸗ erkennen, der großen Bedeutung der Maſſenſpeiſung für die Gegenwart und vor allen Dingen für die Zukunft nicht in dem Maße gerecht wird, wie es vielleicht wünſchenswert wäre. Die Maßnahmen des Magiſtrats ſind nach meiner Auffaſſung nicht ſo in⸗ tenſiv geweſen, wie es ſich hätte machen laſſen, und die Benutzung der Einrichtung iſt daher auch nicht ſo groß, wie man ſich das hätte vorſtellen können, obwohl, wie ich perſönlich beſtätigen möchte, das dort gelieferte Eſſen fa ſt durſchweg gut, ſchmack⸗ haft und ausreichen d ſärtigend iſt. Der Magiſtrat kündigt, glaube ich, die Maſſenſpeiſungen nicht genug an. es wird nicht genug für ſie getan. Die Maſſenſpeiſung iſt bei uns immer noch eine Art 1 Veilchen, das im Verborgenen blüht, und daher kommt es denn auch, daß über den Charakter und dass Weſen der Maſſenſpeiſung noch immer ganz falſche Aufſaſſungen im Publikum verbreitet ſind. Es iſt mir leiſpielsweiſe verſichert worden, daß Dienſt⸗ mädchen von beſſer geſtellten Leuten, die dort hinge⸗ kommen ſind, um Eſſen zu holen, mit wenig liebens⸗ würdigen Redensarten empfangen worden ſind, in⸗ 2 dem man ihnen geſagt hat, die beſſer geſtellten Leute Aber anderſeits wird