was uns die Ernte gebracht hat. 0 ſollten ſich doch das Eſſen ſelbſt kochen, ſie brauchten den armen Leuten dort das Eſſen nicht wegzuholen. Es iſt darüber nichts zu ſagen, daß eine ſolche Auf⸗ faſſung vollkommen abwegig iſt. Aber es ſpricht bei dieſen Dingen immer die Aufſaſſung des Publikums mit und das iſt das Bedenkliche bei der ganzen Angelegenheit —, als ob es ſich bei der Maſſenſpei⸗ ſung um eine Art Wohltätigteitspflege, ja ſogar u m eine Art verbeſſerter Armenpflege handle. Ich glaube, dieſer gefährlichen Auf⸗ faſſung müßte ganz entſchieden durch Auftlärung des Publikums entgegengetreten werden. Im übrigen, meine Herren vom Magiſtrat, möchte ich hier eine ganz kleine Anregung geben, daß nämlich die Speiſenfolge bei der Maſſenſpeiſung vielleicht für die Woche angekündigt werden könnte, damit ſich die Hausfrauen nach der Richtung hin ein⸗ richten und ſich entſcheiden können, ob und wann ſie dieſe Einrichtung benutzen wollen oder nicht. Meine Herren, ich faſſe mich dahin zuſammen: ich wäre dankbar, wenn uns der Magiſtrat Mittei⸗ lungen über den Stand der Frage machen könnte, und würde wunſchen, daß der Magiſtrat der Frage der Maſſenſpeiſung auch in Zukunft in wohlwollender „und energiſcher Weiſe ſein Augenmerk zuwenden möchte. Stadtv. Gebert: Nach den erſchöpfenden Aus⸗ führungen des Herrn Referenten und der nachfolgen⸗ den Reoner kann man ſich ja darauf beſchränken, nur die praktiſche Wirkung dieſer Anträge zu beleuchten. Iedoch ſehe ich mich veranlaßt, trotzdem zu mehreren hier vorgeſchlagenen Punkten einige Ausführungen zu machen. Herr Kollege Zielenziger ſagte, dank der beſſeren Ernte würden wir den Winter über bis zur nächſten Ernte hin glatt, vielleicht auch ſehr gut durchkommen. Meine Herren, bis jetzt wiſſen wir noch nicht ſicher, Im vergangenen Jahre haben wir genau dasſelbe gehört, haben aber erleben müſſen, daß in der Berechnung der Korn⸗ ernte ein ganz gewaltiger Fehler unterlaufen war. Genau ſo liegt es auch jetzt mit den Kartoffeln. Es ſtellt ſich heraus, daß die Herbſtkartoffelernte aller Wahrſcheinlichkeit nach nicht ſo ausfällt, wie wir es uns gedacht haben, und deshalb iſt es um ſo norwen⸗ diger, daß die Städte frühzeitig und rechtzeitig ein⸗ greifen, um eine Nahrungsmittelknappheit unter allen Umſtänden zu vermeiden, d. h. alle erdentlichen mMittel in Anwendung bringen, damit, wenn die ſchwierigen Zeiten heranrücken, die Bevölkerung vor Hunger bewahrt wird. Alſo ſo ganz roſig ſehe ich der Zutunft doch nicht entgegen. (Stadtv. Zielenziger: „Roſig“ hat keiner . geſagt!) — Es klang aber ſo, als wenn wir unter allen Um⸗ ſtänden nunmehr gewiſſermaßen gut der Zukunft ent⸗ gegenſehen können. Meine Herren, wenn Herr Kollege Erdmanns⸗ pdörffer gewünſcht hat, man möge ein Loblieb auf die Maſſenſpeiſung ſingen und die breiten Schichten der Bevölkerung auf dieſe Einrichtung hinweiſen, ſo daß die ganze Organiſation weiter ausgebaut werden könnie, dann iſt es auch notwendig, auf einzelne unſerer Maſſenſpeiſung aufmerkſam zu machen. Ich empfinde es beiſpielsweiſe als Härte, daß derſenige, der an der Maſſenſpeiſung teilnehmen will, bezahlen muß, bevor er ſeine Ware hat. (Widerſpru ch.) Sitzung am 4. Oktover 1916 — Es iſt doch ſo, und weil es eben ſo iſt, deshalb empfinden wir es als Härte; denn es verkehren dort Perſonen mit einem Wochenlohn von 12 ℳ, die unter den heutigen Verhältniſſen 40 „ für ein Mittagbrot ausgeben müſſen, die aber, wenn ſie durch r⸗beliebige Vorkommniſſe behindert ſind, das Eſſen in Empfang zu nehmen, dieſe 40 „ nicht zu⸗ rückbekommen, die ſie vorher bezahlt haben. Alſo in der Beziehung muß eine Aenderung eintreten, wenn die Maſſenſpeiſung in den breiten Schichten der Bevölkerung ihren Siegeszug halten ſoll. Wenn uns Herr Kollege Dr Stadthagen mit einem Antrage beglückte, der den Städtetag in Be⸗ wegung ſetzen ſoll, ſo befürchte ich, Herr Kollege Stadthagen, daß ehe etwas Greifbares dort geſchaffen wird, der Winter vielleicht ſchon längſt weit vorge⸗ ſchritten iſt und der Frieden ernſthaft beſprochen wird, ſo daß es dann heißt: nun erübrigt ſich die Sache, jetzt brauchen wir weiter nichts zu unternehmen. Wie geſagt, ich verſpreche mir nicht den Erfolg von einem Eingreifen des Städtetages, den ſich Herr Dr Stadt⸗ hagen vielleicht vorſtellt. Ich muß mich deshalb nach der Richtung ohne weiteres den Ausführungen des Herrn Oberbürgermeiſters anſchließen. Nun ſagte der Herr Oberbürgermeiſter, wir ſollten praktiſche Arbeit verrichten. Gut! Wir haben ſeinerzeit eine Kommiſſton eingeſetzt, die die Lebens⸗ mittel ihrer Qualität und auch ihrer Quantität nach prüfen ſollte. Bis zum heutigen Tage haben wir aber noch nichts darüber erfahren, was denn eigentlich auf dieſem Gebiete er⸗ reicht worden iſt. Was die Quantität anbetrifft, ſo möchte ich Ihnen empfehlen, doch dem einzelnen De⸗ tailhändler etwas beſſer auf die Finger zu ſehen. Ich habe kürzlich ſelber Butter geholt und mußte erleben, daß in einen einzigen Bogen Papier Margarine und die Butter von ſogenannter Ia⸗Qualität zuſammen⸗ gewickelt wurde, d. h. das Kleckschen Margarine wurde durch einen Streifen Papier von der guten Butter ferngehalten, aber das Ganze war ein Paket. Bei der ſchnellen Abwicklung des Konſumenten wer⸗ den unter Umſtänden von den paar Gramm Butter, die uns verabfolgt werden, noch etliche Gramm Papier in Abzug gebracht. (Es muß deshalb darauf geachtet werden, daß mindeſtens das uns zuſtehende Quan⸗ tum voll geliefert wird. Nun zur Qualität! Nicht nur Butter und Mehl, nein, alle Arten und Sorten von Lebens⸗ mitteln dedürfen einer außerordentlich ſcharfen Kon⸗ trolle. Vor ungefähr einem halben Jahr — es mögen auch drei Vierteljahre her ſein, genan weiß ich das nicht — übergab ich dem Herrn Magiſtratsvertreter ein Stückchen Brot zwecks Unterſuchung der Qualitäb desſelben. Ich bin bis zum heutigen Tage ohne jeg⸗ liche Nachricht darüber, aus welchem Mehl und in melcher Backart das Brot eigentlich hergeſtellt war; ich weiß auch nicht, ob der Bäckermeiſter, der dieſes Brot hergeſtellt hat, jemals beſtraft worden iſt. Es handelte ſich ſeinerzeit um das ſogenannte Streumehl⸗ brot; andere ſagten, es könne auch Brot aus Säge⸗ ſpänen ſein, je nachdem. (Zuruf.) — Ich ſoll Namen nennen und werde es tun. Es handelte ſich um den Bäckermeiſter Michler, der unter dem Verdacht ſtand, derartiges Brot gebacken 0 haben. Inwieweit dieſer Fall unterſucht worden iſt, entzieht ſich meiner Kenntnis. Ich habe dem Ma⸗ giſtrat ſeinerzeit das Stück Brot übergeben, und was ſuun damit angefangen worden iſt, weiß ich nicht; das