Ergebnis der weiteren Maßnahmen kenne ich nicht. Wir ſehen alſo auch nach der Richtung, wie die Ver⸗ gaältniſſe liegen. Nun über die Preiſe einige Ausführungen! Ich habe für den Monat September eine Aufſtellung ge⸗ macht, aus der hervorgeht, daß für Lebensmittel, die im Monat September 1913 gekauft werden konnten, insgeſamt 86,86 %ℳ ausgegeben werden mußten, wäh⸗ rend für dasſelbe Quantum in dem gleichen Monat dieſes Jahres 182,91 ℳ aufgebracht werden müſſen. Meine Herren, das iſt doch ein ungeheurer Unter⸗ ſchied! Ich will aus dieſer Aufſtellung nur ein paar kleine Beiſpiele anführen, ſo die berühmte Frucht, die alles erſetzt, die Fleiſch, Gewürz, Käſe, Butter uſw. erſetzt, die Tomate. Tomaten haben früher 10 bis 15 pro Pfund gekoſtet, während heute dafür 50, 60, auch 80 § von den Straßenhändlern gefordert werden. Für gewöhnliche Aepfel, die früher mit 10 und 15 § das Pfund verkauft wurden, verlangt man heute ſchlangweg 80 §. Wenn die Preistreiberei ſo weiter geht und Regierung und Kommune hier nicht eingreifen, dann, Herr Kollege Zielenziger, nutzt uns das Durchhalten nichts. Wenn Sie in die ärmere Be⸗ pölkerung hineingehen, ſo werden Sie finden, daß dort ſchon lange nicht mehr das Gefühl dafür vor⸗ handen iſt, durchhalten zu müſſen, ſondern die brei⸗ ten Maſſen verlangen, daß endlich einmal die Lebens⸗ mittelfrage ſo geregelt wird, daß tatſächlich von einem Durchhalten die Rede ſein kann und man ſich ſatt zu eſſen vermag. Ich will nicht auf die einzelnen Zahlen eingehen, die mir hier zur Verfügung ſtehen; ich bin aber gern bereit, ſie dem Magiſtrat zur Verfügung zu ſtellen. Es ſind in der Aufſtellung die einzelnen Lebens⸗ mittelarten und ſorten der Quantität nach aufge⸗ führt, und daraus wird der Magiſtrat erſehen, wie ge⸗ waltig die gewöhnlichſten Nahrungsmittel im Preiſe geſtiegen ſind. Ich will nur noch hervorheben, daß ſich darunter Nahrungsmittel befinden, die wir früher gar nicht im Handel kannten, die wir nicht wagten, auf den Mittagstiſch zu ſtellen, daß alſo die minder⸗ 40 Waren ſo ungeheuer im Preiſe geſtiegen ind. 2 Nun noch ein paar Worte zu unſerm Antrag! Meine Herren, unſer Antrag will, daß von der Stadt⸗ verwaltung die in Frage kommenden Regierungs⸗ kreiſe dazu gedrängt werden, nicht mehr mit einander ſich jagenden Verordnungen zu kommen, ſondern end⸗ lich den Hebel dort anzuſetzen, wo es notwendig iſt, die Lebensmittelpreiſe auf alle Fälle herunterzuſetzen und die Produkte einfach zu konfiszieren, wenn ſie der Produzent nicht auf den Markt wirft. Wenn man ſagt, man habe keine Leute, um die notwendigen Aemter zu beſetzen, ſo trifft das nicht zu; es ſind Leute vorhanden, ſie müſſen allerdings bezahlt wer⸗ den. Wenn auf der einen Seite die Regierung un⸗ geheure Summen wegwerfen muß, ſo können doch auf der andern Seite dieſe weggeworfenen Gelder dazu benutzt werden, um die Arbeitskräfte zu beſolden, die dieſe notwendigen Arbeiten verrichten. Dann möchte ich auch noch auf einen Puntt hin⸗ weiſen, den der Herr Oberbürgarmeiſter angeführt hat, nämlich auf das gemeinſame Zuſammenarbeiten der einzelnen Groß⸗Berliner Gemeinden. Ich bedaure, daß es nicht möglich iſt, für Groß⸗Berlin auf allen Ge⸗ bieten Einheitlichkeit zu ſchaffen. Das iſt eben ein Krebsſchaden, der die einzelnen Kommunen ganz ge⸗ waltig beeinträchtigt. Nach dieſer Richtung müſſen Aenderungen eintreten. Es wird doch immer, wenn wir etwas unternehmen, darauf hingewieſen: das können wir nicht durchführen, denn die Gemeinde ſoundſo iſt nur ſo weit vorgegangen, und dem müſſen wir uns anſchließen. Warum wäre das nicht auch in Fragen der Lebensmittelverſorgung möglich?: Ich meine, der Gemeinſchaft Groß⸗Berlin müßte es doch leichter ſein, auf dem Gebiete der Nahrungsmittelver⸗ ſorgung zu operieren, als der Gemeinde Charlotten⸗ burg allein. Meinung, daß, wenn wir innerhalb Groß⸗Berlins einheitlich vorgehen und ſo ein gewaltiges Abſatzgebiet darſtellen, dann für alle Gemeinden etwas Gutes da⸗ bei herauskommen wird. Wie ſich nun auch die Abſtimung geſtalten mag, ſo bin ich doch der felſenfeſten Ueberzeugung, daß die Ausſprache, die hier ſtattgefunden hat, dazu dienen wird, daß die in Frage kommenden Stellen endlich einmal einſehen werden, daß die Nahrungsmittel⸗ verſorgung der Städte nicht mehr ſo weiter gehen kann, wie es bisher der Fall geweſen iſt, ſo daß in Zukunft insbeſondere die Stadt Charlottenburg vo Nahrungsſorgen geſchützt iſt. Vorſteher Dr Frentzel: Von dem Herrn Kolle⸗ gen Dr Crüger iſt ein Antrag auf Schluß der De⸗ batte geſtellt. Zum Worte ſind noch gemeldet die Herren Kollegen Dr Stadthagen und Katzenſtein. (Der Antrag wird genügend unterſtützt und angenommen.) 7 „Damit iſt die Ausſprache geſchoſſen. Die Herren Antragſteller bekommen eventuell noch das Schluß⸗ wort. (Stadtv. Hir ſch: Nur die Hauptrantragſteller, alſo nur einer!) —Entſchicen Sie, dieſer Anſic bin ich nich. Antragſteller Stadtv. Katzenſtein (Schluß⸗ wort): Meine Herren! Ich möchte nur noch weniges nachtragen. Wenn der Herr Oberbürgermeiſter da⸗ rauf hingewieſen hat, daß die Anträge oder die ver⸗ ſchiedenen Antragſteller im weſentlichen das gleiche Ziel verfolgen, ſo iſt das ſelbſtverſtändlich richtig. Wenn er aber aus der Faſſung unſeres Antrags, dem die übrigen Fraktionen inſoweit zuſtimmen, den Schluß gezogen hat, daß damit nichts weiter als eine Anerkennung der bisherigen Tätigkeit des Magiſtrats ausgedrückt ſein ſoll, ſo trifft das nicht zu. Gewiß haben wir jederzeit den guten Willen und den regen Eifer der magiſtratlichen Arbeit auf dieſem Gebiete anerkannt; wir haben aber auch jeder⸗ zeit nicht bloß an Einzelheiten Kritik geübt, ſondern auch praktiſche Vorſchläge gemacht, die leider nur — zum kleinſten Teil berückſichtigt worden ſind. Eben⸗ ſo haben wir mit großer Entſchiedenheit an unſe⸗ rem Magiſtrat wie an den meiſten übrigen — nicht an allen — den Mangel an Energie den maß⸗ gebenden Stellen gegenüber rügen müſſen, der leider auch heute noch nicht abgeſtellt zu ſein ſcheint. Im übrigen will ich nur noch ganz weniges zu den ſachlichen Fragen, die wir beſprochen haben, be⸗ merken. Herr Kollege Erdmannsdörffer wird ja mohl auch zugeben, daß die Frage der Maſſen⸗ ſpeiſun g, wie wir ſie heute kennen, mit Sozia⸗ lismus nichts zu tun hat, daß es ſich um einen Not⸗ behelf handelt und weiter nichts. übrigen Vorzüge der Maſſenſpeiſung anerkenne, ſo lann ich das leider in bezug auf die Billigkeit, wo⸗ rüber ich aus eigener Erfahrung genaue Berech⸗ nungen habe anſtellen können, nicht tun. Wie geſagt, meine Herren, ich bin der Und wenn ich die