— Sitzung am 7. Stutt deſſen hat er uns bis heute warten laſſen. Und nicht nur das, ſondern in der Mitteilung, die er un⸗ unterbreitet hat, gibt er uns davon Kenntnis, daß er beabſichtigt, die zuſtändige Deputation bald, vor⸗ ausſichtlich in nächſter Zeit, einzuberufen. Dieſe Mitteilung datiert vom 3. Januar, heute haben wir bereits den 7. Februar; es ſind inzwiſchen alſo wie⸗ der 5 weitere Wochen verfloſſen, ohne daß der Magi⸗ ſtrat Veranlaſſung genommen hat, die zuſtändige Deputation mit der Angelegenheit zu beſchäftigen. Ich meine, ſo viel Zeit können wir uns doch hier, wo es ſich um ein ſo wichtiges Problem und meines m um eine ſo brennende Frage handelt, nicht aſſen. darin Recht, daß vorbereitende Schritte erforderlich ſind; aber es geht mit dieſen Vorbereitungen viel zu langſam. auszuholen, wie es ſcheinbar in der Abſicht des Herrn Stadtſyndikus liegt. Wenn wir darauf warten wollen, bis es uns möglich iſt, andere Baupläne auf⸗ zuſtellen oder Ländereien zu erſchließen, ja, meine Herren, dann wird wahrſcheinlich noch eine große Reihe von Jahren darüber vergehen. Darum handelt es ſich aber nicht, ſondern es kommt darauf an, einmal genau zu prüfen, ob wir nach dem Kriege mit einer Kleinwohnungsnot in Charlottenburg rechnen müſſen und ob es Mittel gibt, die bereits heute die Stadtverwaltung von Charlottenburg in Stand ſetzen, dieſer akuten Wohnungsnot ent⸗ gegenzutreten. Das iſt die Frage, um die es ſich dreht. Einzig und allein von dieſem Standpunkt aus haben wir im vorigen Jahre den Antrag ge⸗ ſtellt. Wir haben arch nicht nötia, auf die übrigen Groß⸗Berliner Gemeinden Rückſicht zu nehmen, ſondern wir haben unſere eigenen Verhältniſſe zu prüfen, und wenn wir nach gewiſſenhafter Prüfung zu der Anſchauung kommen, daß eine Wohnungs⸗ not zu erwarten iſt, dann iſt es unſere verdammte Pflicht und Schuldigkeit, bei Zeiten einzugreifen. Es wird ja den Herren, die länger in der Stadt⸗ verordnetenverſammlung ſitzen, bekannt ſein, daß wir uns ſchon einmal, vor mehr als einem Jahrzehnt, mit der Frage beſchäftiat haben, und ich muß ſagen, wie diesmal die Sache daß mich die Art und Weiſe, behandelt wird, lebhaft an die damalige Behandlung erinnert. Damals beſtand hier in Charlottenburg eine ganz koloſſale Wohnungsnot. Es war ſoweit gekommen, daß Leute, die eine große Anzahl von Kindern hatten, überhaupt keine Wohnungen mehr hekamen. Wir waren gezwungen, Baracken aufzu⸗ ſtellen, in denen wir Leute unterbrachten, die 10 Jahre und länger in einem Hauſe gewohnt und pünktlich ihre Miete gezahlt hatten, aber wegen ihrer hohen Kinderzahl gekündigt und auf die Straße ge⸗ worfen waren. Es kam dann auch ein Antrag, der uns in der Stadtverordnetenverſammlung beſchäftigt hat. Es wurde ein Ausſchuß eingeſetzt und ſpäter eine Deputation damit befaßt. Die Sache hat ſich jahrelang hingezogen und iſt ſchließlich völlig im ande verlaufen, bis ſich die Wohnungsnot wieder ue ½ 4 4. hatte. Auf mich, das muß ich ffen geſtehen, machen — Heren Kollegen Wöllmer, maligen Verhältniſſe aus eigener Anſchauung kennt, den Eindruck, als ob er ſich auch jetzt wieder ſagt: wir wollen lieber ruhig warten, bis die Sache wie⸗ der ins richtige Gleiſe kommt. . (Zuruf: Dann iſt es ja gut!) Gewiß gebe ich dem Herrn Stadtſyndikus Wir brauchen wirklich nicht ſo weit namentlich die Ausführungen der ja wohl die da⸗ Februar 1917 15 — Dann iſt es nicht gut, Herr Kollege Crüger, dann haben wir jahrelang eire Wohnnnasnot mit allen ſittlichen und geſundheitlichen Schäden, die in der Zeit nach dem Kriege in doppelt verheerendem Maße ihre Wirkung ausüben. Wir dürfen uns doch nicht damit tröſten. 1 nach 10 Jahren, wenn die wirt⸗ ſchaftlichen Verhältniſſe anders geworden ſind, die Wohnungsnot überwunden iſt, und etwa deshalb jetzt die traurigen Zuſtände, die uns bevorſtehen, in Kauf nehmen. Ich muß überhaupt ſagen, daß ich über die Ausführungen des Herrn Kollegen Wöllmer er⸗ ſtaunt war; er iſt magiſtratlicher als der Magiſtrat. Der Magiſtrat iſt gar nicht auf den Gedanken ge⸗ kommen, uns mitzuteilen, daß er zu dem Antrag noch keine Stellung hat nehmen können, weil er den aanzen Tag und die halbe Nacht hindurch mit anderen Dingen beſchäftigt iſt. Das wiſſen wir alle, daß jeder von uns jetzt während des Krieges doppelt und dreifach in Anſpruch genommen iſt. Das hat der Magiſtrof aber gar nicht zu ſeiner Entſchuldi⸗ gung angeführt. Trotzdem ſtellt ſich Herr Kollege Wöllmer hin und dankt dem Magiſtrat. Ja, wofür eigentlic? Daß er nichts getan hat? Ich muß ſagen, daß mir das doch das ſtärkſte Stück iſt, das mir in dieſer Verſammlung vorgekommen iſt. Der Magiſtrat führt ganz andere Gründe an, Gründe ſichlicher Natur; aber er kommt nicht mit der Aus⸗ rede, daß er bisher keine Zeit gehabt hat, ſich mit der Sache zu beſchäftigen. Nun iſt die Frage die, ob wir nach dem Kriege vorausſichtlich mit einer Wohnungsnot zu rechnen haben. Gewiß gehen die Anſichten darüber ausein⸗ ander: wir haben ja gehört, daß Herr Stobv. Dr Byk ſich ſogar auf den Standpunkt ſtellt, daß wir einen Ueberfluß an Wohnungen haben. Aber, Herr Kollege Dr Byk, man darf dieſe Frage nicht von dem einſeitigen Intereſſenſtandpunkt des Haus⸗ beſitzers aus betrachten. (Zuruf des Stadtv. Dr Byk.) — Das haben Sie nicht getan? Aber ich hatte den Eindruck. Man darf dieſe Frage nicht vom einſeiti⸗ gen Intereſſenſtandpunkt des Hausbeſitzers aus be⸗ trachten, ſondern man muß ſie ganz objektiv prü⸗ fen, und da werden Sie mir zugeben, daß faſt alle Kenner der Verhältniſſe der Anſicht ſind, daß eine Wohnungsnot bevorſteht. Herr Kollege Wöllmer meint allerdings — das habe ich, offen geſagt, nicht recht verſtanden —, von einer Wohnunasnot ſei ietzt nicht die Rede, ſondern nur von einem gewiſſen Mangel an Wohnungen; der ſei aber immer vor⸗ handen. Ja, Herr Kollege Wöllmer, wir wiſſen ja, daß immer ein gewiſſer Mangel an Kleinwohnungen vorhanden iſt; aber aus der Statiſtik erſehen Sie doch, daß gerade für Charlottenburg der Mangel an Kleinwohnungen ſo gewaltig iſt wie ſelten vorher. Die Statiſtik rechnet damit, daß normale Verhält⸗ niſſe dann eingetreten ſind, wenn 3/% Wohnungen jeder Art leer ſtehen. Wir ſehen aber aus den Mit⸗ teilungen des Statiſtiſchen Amts, daß die Zahl der leer ſtehenden Zweizimmerwohnungen bis auf 1,27 % und die der leer ſtehenden Einzimmerwohnnnaen ſo⸗ gar bis auf 0,82% zurückgegangen iſt. Die Woh⸗ nungsnot iſt alſo tatſächlich heute ſchon weit größer als in früheren Zeiten, und daß die Wohnungsnot nach dem Kriege zunehm 1 ten wird, 4 rechnet auch atg. 1 ſder Herr Vertreter des Magiſtr