Sitzung am 7. liberale Stadtverordnetenverſammlung, ob das ein liberaler Standpunkt jetzt im Kriege iſt, ob es Ihren Wünſchen entſprochen hätte, koſte es, was es wolle, einfach eine Firma zu ruinieren, (Zurufe) ganz abgeſehen davon, daß Sie gar nicht einmal wiſſen, ob Sie überhaupt eine Firma gefunden hätten, die Ihnen dann ſchließlich auch noch den Etat in einer ganz anderen Form gedruckt hätte, (Zurufe: Aber wir hätten ihn dochl) — Meine Herren, laſſen Sie mich doch auch reden, ich muß doch auch das Wort haben, ich kann mich ja gar nicht verſtändlich machen —, ganz abgeſehen davon, daß zu einem Etat ein Satz gehört und daß ſich gerade dieſer Satz im Beſitze der Firma befindet, wir ihn alſo nicht zu unſerer Verfügung haben. Hätten wir einen ſolchen Satz zu unſerer Verfügung, dann hätten wir vielleicht noch eine andere Firma in Anſpruch nehmen können. Nun weiß ich aber auch wirklich nicht, ob die ganze Angelegenheit von dem Wert iſt, daß man ſie uls ſo ſchwierig hinſtellt, wie es den Anſchein hat. Zu⸗ nächſt erkläre ich Ihnen, daß innerhalb von 14 Tagen jeder der Herren bekommen wird: zunächſt einen Erlänterungsbericht zum Etat — neben den Vorlagen ſelbſtverſtändlich —, ferner die Zuſammenſtellung, aus der Sie den Geſamtabſchluß des Etats erſehen, ferner das wichtige Kapitel I, Allgemeine Verwal⸗ tung, mit dem Abſchluß der Werke, ferner das Ka⸗ pitel XV, Steuerverwaltung, die außerordentliche Verwaltung und wahrſcheinlich Kapitel XIV, die Sonſtigen Gemeindeeinrichtungen, neben dem kleinen Kapitel XI, das keine Rolle ſpielt. Sie werden ferner reichlich vor der Ausſchußſitzung, und zwar jedes Mitglied des Ausſchuſſes, ſämtliche Kapitel, teils handſchriftlich, teils gedruckt hergeſtellt, bis auf Kapitel XII und XIII — das ſind die Kapitel Kapitalvermögen und Schuldendienſt — bekommen können. Nun, meine Herren, rufe ich Sie ſelbſt zu Zeugen dafür auf, wann über dieſe beiden Kapitel in früheren Beratungen debattiert worden iſt. Dieſe Kapitel ſind faſt ſtets — ich habe die Ehre, den Etat 14 Jahre mit Ihnen zuſammen zu beraten — en bloc angenommen worden: es ſind aber gerade ſehr ſchwierige Druck⸗ bzw. Schreibkapitel, weil ſich jede Poſition planmäßig ändert. Bis auf dieſe beiden Kapitel wind dem Ausſchuß ſämtliches Material zur Verfügung ſtehen, und daneben werden wahrſcheinlich noch einzelne andere Kapitel allgemein zur Ver⸗ teilung gelangen. Meine Herren, wenn Sie damit nicht zufrieden ſind, dann können wir vom Magiſtratstiſch aus Sie nur bitten, den ganzen Etat zu vertagen und ledig⸗ lich — worum wir Sie ſchon häufiger gebeten haben — eine Vorlage bezüglich der Gebühren anzunehmen, damit dieſe feſtgeſetzt und vom Bezirksausſchuß ge⸗ nehmigt werden. Dann können wir ſo lange warten, bis der Etat gedruckt ſein wird. Wann das aber ſein wird, dafür kann ich keine Verbindlichkeit über⸗ nehmen. Aber wenn jeder der Herren im Ausſchuß der Stadtwerordnetenverſammlung bis auf dieſe hat, dürfte es, ſollte ich meinen, bei gutem Willen wirklich genügen. Denn ich bemerke, daß außerdem 6 vollſtändige Eremplare zur 1 . ſtehen, von denen doch gewiß eins ſtändig im Büro der Stadt⸗ Februar 1917 19 verordnetenverſammlung ausliegen kann, ſo daß die⸗ jenigen Herren, die dem Ausſchuß der Stadtwerord⸗ netenverſammlung nicht angehören und nicht Ge⸗ legenheit haben, an den Ausſchußberatungen teilzu⸗ nehmen, reichlich Muße finden, den Etat, wenn ſie ihn wirklich ſtudieren wollen, dort noch einzuſehen. Ich möchte bemerken, daß dem Magiſtrat die Sache ſelbſtverſtändlich auch ſehr unangenehm war. Der Magiſtrat hat ebenfalls ein Exemplar auslegen müſſen, und gewiſſe Etats, die auch bei ſeiner Be⸗ ratung bisher nicht zur Verfügung ſtanden, ſind ganz einfach vorgetragen worden, und wir haben uns mit der ſchwierigen Lage abgefunden. Denn in der Not, ſagten wir uns, geht es nicht anders, man muß ſich hineinfinden, und in der Tat haben wir den Notfall gelten laſſen. Meine Herren, ich möchte Sie ſehr bitten, dieſer Sache wohlwollend gegenüberzutreten und zu glauben, daß tatſächlich die Verhandlungen nicht ſo ſchwierig ſein werden. Im übrigen iſt mir ſehr intereſſant, was Herr Stadtw. Bernhard ſagt, daß gerade dieſer Etat ſo koloſſal wichtig iſt. Wir im Magiſtrat haben gefunden, daß gerade dieſer Etat faſt nichts Neues bringt. Er bringt eine Veränderung, die Herr Stadtv. Bernhard anzudeuten ſchien, auf dem Steuergebiet. Das iſt aber auch das einzig intereſſante Materielle, und ich glaube daher ſchon heute ſagen zu können, daß die Ausſchußberatungen ſo kurz ſein werden, wie ſie noch nie geweſen ſind. Die Magiſtratsberatungen wenigſtens konnten in dieſem Jahre mit Rückſicht auf die geringen Aenderungen, die der Etat brachte, die kürzeſten ſein, die ich je in meinem Leben kennen ge⸗ lernt habe. Stadtv. Bernhard: Meine Herren! Der Herr Kämmerer ſagte, die ganze Angelegenheit ſchiene ihm nicht die Wichtigkeit zu beſitzen. Ich möchte dem Herrn Kämmerer erwidern, daß an und für ſich dieſe Angelegenheit gewiß nicht wichtig iſt; aber man darf nicht vergeſſen, daß ſie im Rahmen einer ganzen Reihe von anderen Angelegenheiten erſcheint, die bei mir perſönlich den Eindruck erweckt haben — ich weiß nicht, inwieweit meine Freunde dieſen Eindruck teilen —, als wenn manchmal im Magiſtrat die Stadtverordnetenverſammlung ſo etwas en bagatelle behandelt wird. Die Beratungen des Magiſtrats ſieht der Mugiſtrat wohl als wichtig an; aber die Frage, wie die Stadtverordnetenverſammlung, die doch etwas zahlreicher iſt, ſich mit der Beratung ohne Druckexemplare abfindet, hat dem Magiſtrat zwar gewiſſe Sorgen bereitet, er hat es aber doch nicht für nötig befunden, ſeinen Handlungen den dieſer Sorge entſprechenden Nachdruck zu verleihen. Ich kann nach wie vor die Sache nicht verſtehen. Wenn es nämlich möglich iſt, den Ausſchußmitglie⸗ dern 15 oder 30 Exemplare zu geben — ich nehme an, daß die Stellvertreter ſie auch bekommen —, (Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Das iſt zweifelhaft!) dann möchte ich Ihnen aus meinen Erfahrungen im Druckereibetrieb ſagen, daß, wenn ich 15 Exemplare drucken kann, ich auch 50 Eremplare herzuſtellen ver⸗ mag; das iſt eine Stunde Arbeit mehr. Die Schwie⸗ rigkeit liegt allein im Satz und im Einrichten der Maſchine. Wenn dieſe einmal eingerichtet iſt, dann handelt es ſich bei einem Mehrdruck nur um eine Zeitdifferenz, die nach Minuten zu berechnen iſt. Die Sache verſtehe ich alſo nicht.