24 Wir wollen im Ausſchuß erwägen, ob die bis⸗ herige Art der Erhebung von Marktſtandgeldern bei⸗ zubehalten iſt oder ob es nicht richtiger wäre, dieſe Erhebung der ſtädtiſchen Verwaltung zu übertragen. Wenn auch ein finanzieller Vorteil in größerem Maße hierdurch allein nicht entſtände, ſo würden wir doch vielfach geäußerten Wünſchen der Marktſtandsver⸗ käufer nachkommen. Der finanzielle Vorteil würde ſich allerdings erheblich vergrößern, wenn wir dazu übergingen, einen Ausgleich zwiſchen unſeren Tarifen und den Tarifen auf den Märkten zu ſchaffen, wie ſie in Groß⸗Berlin überall beſtehen. Eine Schwierig⸗ keit würden wir dabei nicht zu gewärtigen haben ſeitens der Beteiligten. Ich würde mir weiter im Ausſchuß geſtatten, an den Magiſtrat die Anfrage zu richten, ob er gewillt wäre, falls ſich eine Notwendig⸗ keit dazu ergeben ſollte, alſo aus dem Kreiſe der Beteiligten, von ſeiten der Frauen der Wunſch ge⸗ äàußert würde, daß wiederum in einer beſtimmten Gegend ein Markt eröffnet werden möchte, dieſem Verlangen nachzukommen. Ich begnüge mich für heute mit dieſen kurzen Andeutungen mit Rückſicht auf die bevorſtehende wich⸗ tige Beratung des Haushalts. Meine Freunde wün⸗ ſchen keinen beſondern Ausſchuß für die Vorlage, ſon⸗ dern haben den Wunſch, daß ſie dem Haushalts⸗ ausſchuß überwieſen werde. Ich bitte um Ihre Zu⸗ ſtimmung und bemerke, daß ich mir vorbehalte, in dem Haushaltsausſchuß weitere eingehende Erklä⸗ rungen über die Angelegenheit abzugeben. Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Meine Herren! Der Kernpunkt der Ausführungen des Herrn Vor⸗ redners bewegt ſich eigentlich auf einem Gebiete, das mit der Vorlage direkt nicht zuſammenhängt; er be⸗ trifft nämlich die Frage einer andern Geſtaltung der Marktſtandgelder. Darüber hat der Magiſtrat einen Beſchluß nicht gefaßt, weil er — das darf ich wohl ſagen — den Zeitpunkt jetzt zu einer Erhöhung der Marktſtandgelder nicht für geeignet hielt. Eine Er⸗ örterung dieſer Frage würde auch nach meiner Anſicht den Haushaltsausſchuß zu beſchäftigen haben, weil die Einnahmen aus den Marktſtandgeldern einen Poſten des Haushalts darſtellen. Wir können uns alſo mit einer Beratung im Haushaltsausſchuß einverſtanden erklären. Vorſteher Dr Frentzel: Das Wort iſt weiter nicht verlangt: ich ſchließe die Ausſprache. Herr Kollege Bergmann hat beantragt, die Vor⸗ lage dem bereits gewählten Haushaltsausſchuſſe zu überweiſen. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Wir kommen zu Punkt 3 der Tagesordnung: Vorlage betr. Aenderung der Eintrittspreiſe im Deut⸗ ſchen Opernhauſe.— Druckſache 12. Stadtv. Panſchow: Meine Herren! Die Vor⸗ lage des Magiſtrats hat in der Bürgerſchaft ganz eigenartig berührt. Als ſeinerzeit das Opernhaus gegründet wurde und die Stadt Charlottenburg er⸗ hebliche Mittel hergab, um die Sache in Gang zu bringen, da wurde geſagt: wir gründen ein Volks⸗ opernhaus. Nachdem wir beſchloſſen hatten, das Opernhaus zu bauen, hat ſich die Aktiengeſellſchaft gegründet und hat den Betrieb des Opernhauſes in Sitzung am 21. Februar 1917 die Hand genommen. Die Geſch ifte ſind während der Zeit nicht hervorragend geweſen, Seide hat die Geſellſchaft dabei nicht geſponnen. Aber während der ganzen Zeit haben die Aktionäre ihre 6% Di⸗ pidende bekommen, wenn auch nur in Geſtalt einer Sachdividende. In den letzten Jahren hat jedoch die Stadt Charlottenburg die Pachtſumme nicht er⸗ halten. Meine Herren, wo in der Welt iſt es mög⸗ lich und angängig, daß eine Erwerbsgeſellſchaft Dividende zieht und diejenigen, die Anſprüche auf die Pacht zu erheben haben, dieſe Pacht nicht be⸗ kommen? Das iſt ein Novum. Wenn ſich heraus⸗ geſtellt hat, daß die Aktiengeſellſchaft bei den bis⸗ her feſtgeſetzten Preiſen nicht beſtehen kann und daß eine Erhöhung der Preiſe notwendig iſt, ſo hätte man doch erwarten können, daß die Preiserhöhung gleichmäßig erfolgte. Aler ſonderbarerweiſe macht man einen Strich dort, wo die Aktionäre der Ge⸗ ſellſchaft ſitzen. Ich weiß nicht, ob man dabei die⸗ jenigen, die ihre Aktionärdividende in Geſtalt des Abonnements erhalten, ſchonen wollte. Eigenartig iſt es jedenfalls, daß die Preiserhöhung beim zweiten Rang z. B. 40 % bträgt, alſo ganz exorbitant iſt, daß man die Preiſe beim dritten Rang ſogar um etwa 100% erhöht hat, daß man aber bei den teuren Plätzen Halt gemacht hat. Wenn wirklich die Ak⸗ tiengeſellſchaft ſo ſchlecht ſteht, dann hätte ſie doch auch ſparen müſſen, als ſie ſich ſeinerzeit die teuren Direktoren zulegte. Es iſt in der Bürgerſchaft da⸗ von die Rede geweſen, daß der kaufmänniſche Di⸗ rektor 20 000 ℳ bezieht. Selbſt wenn in der Kriegs⸗ zeit von dieſem Gehalt etwas nachgelaſſen worden wäre, ſo müßte man der Aktengeſellſchaft doch klar machen, daß ſie an den Gehältern zu ſparen hat und nichf an die Allgemeinheit herantreten darf, damit die Aktionzre weiter ihre Dividende erhalten. Wenn ich dieſer Vorlage zuſtimmen ſoll, ſo iſt die erſte Bedingung für mich die Forderung, daß man die Aktionäre zwingt, auf ihre Dividende zu verzichten ſolange, wie die Stadt Charlottenburg keine Pucht bekommt. Es iſt nicht angängig, ſtädtiſche Mittel dazu zu benutzen, um anderen Leuten die Taſchen zu füllen. Ich bitte, die Vorlage des Magiſtrats abzulehnen. Meine Herren, ich habe ſeinerzeit, als das Opernhaus gebaut wurde, warm dafür geſprochen und bin dafür eingetreten, daß dieſes Unternehmen nach Charlottenburg kommt. Ich ſcheue mich durch⸗ aus nicht, heute zu erklären, daß wir jetzt, wo die Finanzen der Stadt Charlottenburg nicht ſo glän⸗ zend ſind, als ſie damals waren, daß bei 170% Steuern keine Veranlaſſung vorliegt, irgend etwas von dem nachzulaſſen, was der Stadt zukommt. Das Recht, die Pacht zu verlangen, haben wir unter allen Umſtänden. Ich ſcheue mich auch durchaus nicht, heute das zu ſagen, was ich damals geſagt habe, als ich gefragt worden bin: was werden Sie tun, wenn die Geſellſchaft nicht beſtehen kann, werden Sie die Konſequenzen ziehen und werden Sie ſie pleite gehen laſſen? — Wenn die Geſellſchaft nicht beſtehen kann, dann muß ſie elen pleite gehen. Aber die Stadt Charlottenburg, die Steuerzahler haben keine Veranlaſſung, irgend etwas beizutragen, um die Geſellſchaft am Leben zu erhalten. Stadtv. Dunck: Meine Herren! Ich kann den Ausführungen des Herrn Kollegen Panſchow nicht beipflichten. Ich habe bereits im Jahre 1913 in diefſem Saale ausgeführt, daß die Ausgaben auto⸗