30 ganze Gebäude des Haushaltsplans ins Wanten ge⸗ raten lönnte, wenn man jedesmal die Uelerſchüſſe des letzten Jahres vollſtändig in den übernächſten Etat einſtellt. Wir beſchloſſen damals, zurückzugehen und diejenigen Beträge in einen Ausgleichsfonds einzu⸗ ſtellen, die ſich beim Jahresabſchluß über 1 Million Mark belaufen würden; es ſollte dann auch niemals mehr vorgebucht werden als dieſe 1 Million . Meine Herren, das war ein Beſchluß der Not; wir fonnten nicht ohne weiteres den Abſtrich machen und ſagen: von nun ab wird gar nichts mehr eingeſtellt. Die reservatio mentalis iſt bei dem Beſchluß da⸗ mals die geweſen — wenigſtens kann ich das für den Magiſtrat mitteilen —, daß wir hofften, in den nächſten Jahren allmählich immer weiter herunter⸗ gehen zu können, nämlich von 1 Million % auf 750 000 ℳ uſw., um ſchließlich auf Null anzu⸗ kommen, und ſo allmählich den richtigen Standpumkt zu erreichen, nämlich daß die Ueberſchüſſe zunächſt überhaupt in einen Fonds kommen ſollten und von da aus weiter über ſie verfügt werden würde. Die Verhältniſſe waren ſtärker als wir; wir brauchten unſere Geldmittel und fonnten infolgedeſſen nicht anders handeln, als wir es getan haben; wir mußten es immer bei dem Beſchluß mit dem Ueberſchuß bei 1 Million ℳ laſſen. Nunmehr ſind die Verhältmiſſe aber grundlegend geändert. Wir haben keine Ueber⸗ ſchüſſe mehr einzuſtellen, weil wir zwei Defizitjahre gehabt haben, und jietzt iſt der richtige Moment, für alle Zukunft feſtzulegen, daß wir nach der Richtung hin unſern Haushaltsplan auf eine geſündere finan⸗ zielle Baſis ſtellen wollen, indem wir jetzt feſtlegen, daß etwaige Ueberſchüſſe, die ſich in ſpäteren Jahren ſche einmal ergeben, zunächſt in einen Fonds hinein⸗ fommen ſollen, und daß dann die ſtädtiſchen Körper⸗ ſchaften von dieſem Fonds aus durch einen Gemeinde⸗ beſchluß über ſeine Mittel verfügen, ſo daß eine Un⸗ gewißheit und Schwankung nicht mehr eintreten kann. Sie wiſſen — wir haben es alle zuſammen er⸗ lebt —, wie unangenehm es uns geweſen iſt, in einem der letzten Jahre 800 000 %ℳ Ueberſchuß, im näch⸗ ſten bereits eine Unterbilanz von 1 Million ℳ zu haben. Wir glauben deshalb, daß wir ganz in Ihrem Sinne und im Sinne der Redner der Stadtverord⸗ netenverſammlung handeln, wenn wir Ihnen die Aenderung, die wir in der Vorlage vorgeſehen haben, hier vorſchlagen. Meine Herren, das wäre wohl von den Ein⸗ nahmen das Wichtigſte. Bezüglich der Ausgaben kann ich mich ſehr kurz faſſen. Im Erläuterungsbericht ſind die Ausgaben von allen Kapiteln zuſammengeſtellt. Sie haben dort auch einen ganz kurzen Vergleich bekommen, und ich ſagte ſchon, daß faſt alle Verwaltungszweige mehr verlangen, was durch die Teuerung verurſacht iſt. Im übrigen werden Sie auf den erſten Blick erkennen, daß, wie es ja in der heutigen Zeit ſelbſtverſtändlich iſt, eine ſehr ſtarke Sparſamkeit gewaltet hat; nach jeder Richtung hin ſind Einſchränkungen vorgeſehen. Ich erwähne als beſonders mehr verbrauchende Abteilung unſeres Haushaltsplans die Krankenhaus⸗ verwaltung. Es iſt naturgemäß, daß bei der Steige⸗ rung der Lebensmittelpreiſe, der Preiſe für anderen Dinge, Medikamente uſw. hier ein ſtarker Mehrverbrauch eintritt. Erwähnen möchte ich aber ferner noch das Kapitel der Armenverwaltung, die ſcheinbar aünſtiger abſchneidet. daß hier Rückeinnahmen vom Lieferungsverbande — d. 9. von uns ſelbſt — eintreten, Einnahmen, die auf ſämtliche Das kommt daher, der Stadtverordnetenverſammlung. Sitzung am 21. Februar 1917 Kriegsvorſchußkento genommen werden, über deren Höhe man ja ſehr zweifelhaft ſein kann. Wir er⸗ fennen von Magiſtratsſeite aus ausdrücklich an, daß man zweifelhaft ſein kann, ob man überhaupt dieſe Einnahmen in der Höhe vorſehen darf, wie es ge⸗ ſchehen iſt. Aber auch darüber werden wir im Aus⸗ ſchuß jedenfalls zu ſprechen Gelegenheit haben. Erwähnen möchte ich dann noch die Schulden⸗ verwaltung. Wie faſt jedes Jahr, ſo zeigt auch dies⸗ mal natürlich die Schuldenverwaltung einen Mehr⸗ bedarf an Verzinſung und Tilgung; das ſind aber lediglich die normalen Steigerungen. Denn die Ver⸗ zinſung für die Kriegsausgaben kommt bei dieſer Be⸗ rechnung auch gar nicht in Frage. Die Tilgungen haben wir in dieſem Jahre, wie wir es während des Krieges überhaupt getan haben, eingeſtellt, d. h. die normalen Tilgungen. Wir haben, wie für 1915 und 1916 die außerondentliche Tilgung der Anleihe von 1912 mit 850 000 ℳ nicht vorgeſehen und von dem Einſatz dieſer außerordentlichen Tilgung Abſtand ge⸗ nommen. Der Dispoſitionsfonds iſt für 1916 woll⸗ ſtändig ungenügend geweſen; das haben wir bei der Feſtſtellung des Haushaltsplans gewußt. Die 200 000 , die wir haben, ſind natürlich mehr als doppelt verbraucht worden, und wir haben für 1917 wenigſtens eine Kleinigkeit nach der Richtung hin verbeſſert, indem wir 100 000 %] mehr vorgeſehen haben, obgleich wir glauben, daß trotz aller Sparſam⸗ keit auch dieſer Betrag kaum ausreichen wird. Ganz allgemein möchte ich noch eine Frage er⸗ wähnen, die nicht nur für uns, ſondern für alle deut⸗ n Städte immer brennender wird; das iſt die Zurzeit iſt Geld, wie ich ſagte, genügend vorhanden; das Geld iſt auch nicht teuer, und kurzfriſtig iſt es maſſenhaft zu haben. Aber, meine Herren, andererſeits wird die Geldbeſchaffung immer brennender, je näher wir dem Kriegsende kommen, und vor allen Dingen wird ſie bei der Uebergangszeit den Städten jedenfalls große Schwie⸗ rigkeiten bereiten. Auch da ſind die die Städte im allgemeinen vertretenden Organe ſelbſtverſtändlich bemüht, Erleichterungen zu ſchaffen; ob das gelingen wird, weiß ich nicht. Wie flüſſig der Geldmarkt zurzeit iſt und wie ſtark ſich die finanzielle Spannkraft unſeres Vater⸗ landes gezeigt hat, das können Sie ſehr gut an einer kurzen Statiſtik erkennen, die ich Ihnen bezüglich der Sparkaſſe geben möchte. Unſere Sparkaſſe hatte bei Ausbruch des Krieges eine Einlage von 68,6 Millionen ℳ. Sie hat auf dieſe 68,6 Millionen %1 bis heute 75 Millionen Kriegsanleibe gezeichnet. Abaebucht worden ſind davon für die Sparer ſelbſt 40 Millionen ℳ; den Reſt von 35 Millionen ℳ hat die Verwaltung übernommen, und trotzdem ſteht die Sparkaſſe heute ſtärker denn je da. Der Einlagen⸗ beſtand beläuft ſich zurzeit auf über 76 Millionen ℳ, hat alſo nach Abbuchung der gezeichneten Kriegs⸗ anleihe der Sparer noch ein Mehr von über 8,5 Millionen ℳH aufzuweiſen. Meine Herren, das iſt ſehr erfreulich, um ſo erfreulicher, da ſich auch jetzt der Geldzufluß in überaus ſtarkem Maße zeigt. Seit dem 1. Jannar 1917 ſind die Spareinlagen — nach Abzug der Ausgaben ſelbſtverſtändlich — um über 4 Millionen ℳ geſtiegen, und die Sparerzahl iſt ſeit Beginn des Krieges von 129 000 auf 158 000 geſtiegen. Was es heißt, daß bei einer Bevölkerung von 530 000 Köpfen 158 000 Sparbücher vorhanden ſind, das zu beurteilen, überlaſſe ich dem Ermeſſen Es iſt jedenfalls, Geldbeſchaffungsfrage.