34 ſtellen, daß Werke, die ſelbſt an der Verbrauchsſtelle liegen, nicht mehr mit dieſen Preiſen konkurrieren fönnen. 4 (Zuſtimmung.) Dieſe Entwicklung hat ſich im Laufe des Krieges weſentlich verſchärft und verſtärkt. Auch wir haben uns hier ſchon mit einem derartigen Plane beſchäf⸗ tigt, und jetzt haben die Kriegsereigniſſe dazu ge⸗ führt, daß dieſe Frage, die ja eigentlich nichts anderes darſtellt als den Kampf der Steinkohle gegen die Braunkohle, in ein viel ſchärferes Stadium getreten iſt, — der Kampf der ſchleſiſchen oder engliſchen Steinkohle, die zu uns gebracht wurde, gegen die Braunkohle, die in ewa 100 km Entfernung von unſerer Verbrauchsſtelle anſteht. Die Steinkohle hatte den Vorteil, daß ſie wegen ihres höheren Wertes zum Verbrauchsort transportiert werden konnte. Bei der Braunkohle war es umgekehrt; das Werk mußte dorthin gehen, wo ſich Bmaunohle findet. Der Prozeß iſt aber jetzt in großem Maßſtabe durch⸗ geführt. Sie wiſſen alle, daß bedeutende Werke in dem Braunkohlengebiet an der Elbe entſtanden find, die heute allerdings noch für die Verſorgung unſeres Heeres mit Munitionsbedarf und für die Verforgung unſerer Landwirtſchaft zur Herſtellung des aus der Luft gewonnenen Stickſtoffs voll in Anſpruch ge⸗ nommen werden. Aber dieſe Quellen werden zum Teil fortfallen. Eines dieſer Werke, bei Piſteritz, gehört ja dem Reich, und es iſt ſehr wohl anzu⸗ nehmen, daß bei den außerordentlich billigen Prei⸗ ſen, zu denen gewaltige Stremmengen hier und in den neu im Bau begriffenen und projektierten Werken erzeugt werden, elektriſcher Strom ſehr billig an Betriebe wird abgegeben werden können. Dieſen Gedanken hatte ich mir ſchon notiert, bevor im Ab⸗ georonetenhauſe vorgeſtern der Miniſter von Brei⸗ tenbuch ungefähr in dem gleichen Sinne ihn ausge⸗ ſprochen und ausgeführt hat, daß die Gemeinden von Staat und Reichs wegen ſich wahrſcheinlich eine einſchneidende Aenderung in Bezug auf ihre Elek⸗ trizitätsverſorgung werden gefallen laſſen müſſen, bei denen ihnen nach Möglichkeit ihre alten Ein⸗ nahmen geſichert werden ſollen. Die Entwicklung wird es jedenfalls dahin bringen, daß wir auch in Zukunft aus dem Elektrizitätswerk und, wie ich vor⸗ hin ausführte, aus dem Gaswerk nicht mehr die⸗ jenigen Ueberſchüſſe werden erzielen können, die wir in früheren Jahren und Jahrzehnten einzuſtellen vermochten. Es iſt mir geſagt worden, daß ich früher einmal in einer Etatrede ausgeführt habe — das war jedenfalls auch damals richtig —, daß die Einnahmen aus unſeren Werken das Rückgrat unſerer ſtädtiſchen Finanzgebarung bilden. Ich habe damit ausführen wollen, wie notwendig es iſt, dieſe Ein⸗ nahmen möalichſt auf gleicher Höhe zu erhalten, nicht durch Schwankungen der Preiſe zu variieren. Aber die Entwicklung der Zeit hat es anders gefügt; wir werden uns an dieſen Gedanken gewöhnen müſſen. Zu dieſer Frage, die ja der Zukunft zu über⸗ laſſen iſt und über die zu ſprechen beinahe als ein Abſchweifen vom Thema anzuſehen iſt, kommt noch eine zweite, die wir uns heute vorlegen müſſen und auch im Ausſchuß vorzulegen haben, das iſt die Frage: iſt denn mit dem gegenwärtig vorliegenden Plan das Verhältnis zwiſchen Einnahmen aus dem Steuerkapitel und Einnahmen aus den Werken rich⸗ Sitzung am 21. Februar 1917 tig verteilt worden? Zur Beurteilung dieſer Frage nehme ich zunächſt einmal an, daß die Einnahme aus den Werken vorſichtig und richtig aufgeſtellt iſt. Es wiid ſich ann nur fragen, ob nicht doch vielleicht die Einnahme aus dem Steuerkapitel trotz aller Vorſicht und trotz des Schleiers, den der Herr Kämmerer um dieſe Zahlen mit Abſicht gewoben hat, eine gewiſſe Aufbeſſerung erfahren dürfte. Die Berrachtung führt ohne weiteres zu der Diskuſſion, die wir im vorigen Senn gehabt haben. Ich habe Hamals abſolut auf Seiten des Magiſtrats und des Kämmerers geſtanden und habe dieſen Standpunkt auch meinen Freunden gegenüber vertreten, auch hier in der Verſammlung, im Hinblick auf die Zahlen, die uns der Kämmerer damals gab, Zahlen, die er aus eigener Kenntnis ſchöpfte, aus den Nachrichten, die ihm vom Finanzminiſterium und der Steuer⸗ direltion zugegangen waren. Heute, wo er uns zwar nicht geſagt hat, auch nicht einmal angedeutet hat, wie hoch denn nun eigentlich das Steuereinkommen oes Jahres 1916“/17 ſein wird, wo wir uns aber doch berechtigt glauben, aus ſeinem Voranſchlag ſeine Ge⸗ danken über den Abſchluß des Jahres 1916/,17 zu erraten, (Stadtv. Bernhard: Sehr gut!) heute müſſen wir uns die Frage vorlegen: haben wir denn im vorigen Jahre richtig geurteilt? Der Herr Kämmerer hat dieſe Frage ſehr ſcharf und ſehr prazis beantwortet; er meinte, es wäre der glücklichſte Be⸗ ſchluß, den wir je gefaßt haben. So weit gehe ich nicht. Anderſeits: ſollte vielleicht ein Fehler damals untergelaufen ſein, ſollten wir es nicht nötig gehabt haben, gleich auf 170% hinaufzugehen, bin ich be⸗ reit, mir wenigſtens für meine Perſon Idemnität für dieſes Vorgehen zuzuſprechen. (Heiterkeit.) Denn ich kann es unter keinen Umſtänden für einen Fehler betrachten, ſelbſt auf einen Ueberſchuß hin⸗ zuarbeiten in einer Zeit, wo wir noch Fehlbetr⸗ge zu decken haben. Es würde auch nicht in Ueberein⸗ ſtimmung mit der Tradition unſerer ſtädtiſchen Fi⸗ nanzwirtſchaft ſein, die doch im weſentlichen immer darauf hinausgegangen iſt, zwar nicht Anſammlungs⸗ politik, wohl aber, ſoweit es ſich irgendwie verant⸗ worten läßt, eine gewiſſe Ueberſchußpolitik zu treiben. Anders liegt die Frage heute. Die Idemnität, die ich für mich für das vorige Jahr beanſpruche, könnte ich für mich nicht in Anſpruch nehmen, wenn ich nicht die Frage, ob 170 oder 160 %, noch einmal einer ſehr reiflichen und ſehr ernſten Erwägung unterzogen hätte. Ich muß ſagen, daß es mir nach allem, was wir hier gehört haben, faſt leicht erſcheint, dieſe Deckung auch bei 160 % zu finden. Die Nach⸗ richten, die uns der Herr Kämmerer über das Steuereinkommen nicht gegeben hat, die wir aber indirekt trotzdem als vorhanden anſehen, die Mit⸗ teilungen, die er uns über den Stand der Sparkaſſe gemacht hat, die Zahlen, die in der letzten Zeit von einer in wirtſchaftlicher Hinſicht ſehr bedeutenden Zeitung über das Ergebnis von faſt 500 Aktienge⸗ ſellſchaften aus den verſchiedenſten Erwerbskreiſen gemacht worden ſind, laſſen den erfreulichen Schluß zu, daß ſich tatſächlich die Einkommen in ganz Deutſchland in wieder aufſteigender Linie befinden. Auch den Hinweis auf die vielleicht ſchlechteren Re⸗