Sitzung am 21. Februar 1917 ſultate des Jahres 1918 lann ich in voller Höhe des⸗ wegen nicht anerkennen, weil 1918 nach dem drei⸗ jährigen Durchſchnitt das Jahr 1914, das für viele Berufsſtände, insbeſondere für ſämtliche Bankiers, die bei uns ſtark vertreten ſind, außerondentlich ſchlecht war, wegfällt. Ich glaube alſo, daß wir uns aus Furcht vor 1918 nicht abhalten laſſen ſollten, das zu tun, was wir für 1917/8 als richtig befinden. (Sehr gut.) Meine Herren, ich ſpreche das aus mit aller Reſerve. Es iſt keiner unter uns, der mit poſitiver Sicherheit ſagen wird: nur dieſes oder jenes iſt das Richtige. Aber eine reifliche Prüfung erſcheint mir in jeder Weiſe ausſichtsvoll; es iſt ſehr leicht möglich, daß der Gtat in anderer Geſtalt Den Ausſchuß ver⸗ läßt, als er in ihn hineingegangen iſt. Ich ſpreche das aus mit vollem Bewußtſein der Dinge, die in unſerm Haushalt mangelhaft und dunkel ſind. Es genügt nämlich, wenn wir die 100% des Ein⸗ kommenſteuerſolls um ½ Million erhöhen, um den etwaigen Ausfall der 10% Aufſchlag zu decken. Wir dürfen uns ja mit dem Gefühl. daß wir den Steuerſatz nicht erhöhen, nicht beruhigen. Das könnten wir tun, wenn wir 100 oder vielleicht 110% nehmen. Nachdem wir jedoch einmal auf 170 % gegangen ſind, müſſen wir uns die Frage ernſtlich vorlegen: haben wir es nicht vielleicht in guter Ab⸗ ſicht und geſtützt auf die damals vorliegenden Zahlen etwas zu weit getrieben? Ich ſpreche dies aus, ob⸗ gleich ich, wie der Herr Kämmerer, ganz genau weiß, daß in unſerm Etat Poſten ſind, die vielleicht nicht eingehen werden, z. B. die Theaterpoſten, obwohl uns der vorhin gefaßte Beſchluß in dieſer Beziehung eine Beſſerung bringen wird. Ich ſpreche dies aus, ob⸗ gleich ich mir vollkommen darüber klar bin, daß an den Ausgaben weſentliche Abſtriche nicht gemacht werden können, es ſei denn beim Dispoſitionsfonds. Und ich ſpreche dies aus, obgleich ich weiß, daß wir die Tilgungsrate vorläufig noch nicht bewilligt be⸗ kommen haben. Aber ich ſollte glauben, daß ein Etat, der mit 160 % die Bedürfniſſe deckt, von der Regierung doch auch als ein durchaus ſolider und vor⸗ ſichtiger angeſehen werden wird. Man wird uns nicht des Vorwurfs der leichtſinnigen Verſtopfung von Einkommensquellen zeihen können. Damit könnte ich meine Betrachtungen über den Etat abſchließen. Ich muß jedoch auch noch, ebenſo wie der Herr Kämmerer, mit einigen Worten auf den Beſchluß wegen des Ausgleichsfonds zurückkommen, der ja zu dem Etat in gewiſſer Beziehung ſteht. Ich weiß nicht, warum man dieſen Beſchluß gerade jetzt eingebracht hat; vielleicht deswegen, weil augenblick⸗ lich in unſerm Reſervefonds nichts vorhanden iſt und es ſcheinen könnte, als ob die Erörterung über dieſen Punkt rein akademiſcher Natur wäre. Es könnte aber auch ſein — und es ſind vielleicht nicht alle Leute ſtark genug, um Vermutungen in dieſer Be⸗ ziehung zurückzudrängen , daß der Herr Kämmerer jetzt dieſe Vorlage einbringt, weil er im Hirtergrund ſeiner Gedanken glaubt, daß ſie bald zu einer ge⸗ wiſſen poſitiven Bedeutung und Wirkſamkeit ge⸗ langen wird, (Zuruf des Kämmerers Scholtz: Abſolut nicht!) mit anderen Worten, weil er glaubt, daß ſich unſer Ausgleichsfonds ſehr bald wieder auffüllen wird. (Widerſpruch des Kämmerers Schol tz.) 35 Nun, meine Herren, mag dem ſein, wie ihm wolle; wir ſind durchaus bereit, mit dem Manſmn dieſe Vorlage in Erwägung zu ziehen, und ich kann auch ſagen, daß meine Freunde im weſentlichen der Grundtendenz der Vorlage zuſtimmen. Wir müſſen uns klar machen, wie die Sache ſeinerzeit entſtanden iſt. Genau ſo, wie der Herr Kämmerer es geſchil⸗ dert hat, iſt es geweſen. Man hat damals die Ueberſchüſſe, die zwiſchen 200 000 und 2 Millionen ſchwankten, eingeſtellt und es 1—4. furchtbar ſchwer gemacht, den Etat bei gleichen Steuerſätzen zu bilanzieren. Später, als man nämlich annahm, daß die Sätze immer zwiſchen 1 und 2 Millionen ſchwanken würden, hat man einen Mittelweg einge⸗ ſchlagen und geſagt: nur 1 Million in den neuen Etat und nur den Ueberſchuß über 1 Million in den Ausgleichsfonds! Vielleicht iſt man mit dieſen Zahlen nicht richtig vorgegangen, hätte vielleicht eine andere Zahl wählen und auf dieſe Weiſe es verhüten ſollen, daß immer ein Jahr von dem an⸗ dern in ſolcher finanziellen Abhängigkeit ſtand. Denn darüber müſſen wir uns doch klar ſein, daß bei dem früheren Syſtem ein ſcheinbarer Ueberſchuß von 800 000 ℳ z. B. eigentlich ein Defizit von 200 000 ℳ bedeutete. Das ſoll nun abgeändert werden, und inſoweit ſtimmen wir mit dem Magi⸗ ſtrat vollkommen überein. Wir glauben aber, daß die Vorlage in dieſer Form, in ihrer Kürze nicht angenommen werden kann. Wir müſſen wiſſen, was eigentlich dieſer Fonds ſein und wie er an⸗ gewendet werden ſoll. Wenn der Herr Kämmerer glaubt, daß ſchon aus der Definition, aus dem Worte Ausgleichsfonds ſeine Beſtimmung hervor⸗ geht, ſo mag das ſein. Es kann aber auch einmal ein anderer Kämmerer und ein anderer Magiſtrat kommen, der nichts von Jakob und ſeinen Brüdern wußte, und die können nachher vielleicht glauben, daß dieſer Fonds nichts weiter ſein ſoll als ein Sparfonds, in den immer etwas hineingetan und nichts herausgenommen wird. Wir möchten doch auch künftige Diskuſſionen hierüber vermeiden. Nun heißt es: er ſoll nur in Ausnahmefällen verwandt werden, wenn bei der Aufſtellung des Haushalts⸗ planes der Ausgleich infolge vorübergehender Schwankung der Finanzlage Schwierigkeiten bereitet. Meine Herren, darüber kann man ſehr verſchiedener Meinung ſein, was Schwierigkeiten ſind und was vorübergehende Verhältniſſe ſind. Eigentlich kann der Ausgleich niemals Schwierigkeiten bereiten, ſo⸗ lange wir mit den Steuern ſo hoch gehen können, wie wir wollen, vielleicht unſerm Gewiſſen, aber nicht den Beſchlüſſen und nicht dem Papier. Es ſind doch hier in der Verſammlung immer Herren aufgetreten, die jedesmal, wenn irgendwelche Schwie⸗ rigkeiten vorlagen, oder wenn für einige Leute Schwierigkeiten vorlagen, bereit waren, die Steuer⸗ ſätze entſprechend zu erhöhen und außerdem noch ſo und ſo viele Mehrausgaben zu bewilligen. Wir müſſen alſo in dieſer Beziehung im Ausſchuß mehr Klarheit ſchaffen, müſſen verſuchen, den Beſchluß in eine Form zu bringen, die weniaſtens einigermaßen feſtlegt, was aus dem Fonds geſchehen ſoll, und vor allen Dingen, wann er in Anſpruch genommen werden ſoll. Ich verkenne nicht, daß wir hier bei der Feſtlegung beſtimmter Zahlen in dieſelbe Schwierigkeit verfallen ſind, aus der wir eben her⸗ ausgegangen ſind; aber vielleicht gelingt es, einen Weg zu finden, auf dem man die Verwendung und Inanſpruchnahme des Fonds in Zuſammenhang bringt mit den Steuerzuſchlägen und auf dieſe Weiſe 4