60 Nun, lieber Herr Kollege, führe ich Sie erneut in das Amt ein, das nunmehr faſt durch ein Men⸗ ſchenalter unlöslich mit Ihrer Perſönlichkeit ver⸗ bunden erſcheint. Ich bitte Sie, mir erneut durch 1.1. treue und gewiſſenhafte Führung Ihres mtes geloben zu wollen, und darf Ihnen Ihre An⸗ ſtellungsurkunde und die Beſtätigungsverfügung des Herrn Regierungspräſidenten überreichen. Ich tue das, meine Herren, mit dem herzlichen Wunſche und in der Hoffnung, daß unſer lieber, verehrter Kollege Bredtſchneider ſeines Amtes noch lange Jahre in Geſundheit walten möge, zum Segen unſerer lieben Stadt, der wir all e gern und freudig dienen, die aber keinen treueren Diener beſitzt, als ihn. (Lebhafter Beifall.) Vorſteher Dr Frentzel: Sehr verehrter Herr Stadtbaurat und Stadtälteſter! Geſtatten Sie mir, daß ich nach den warmen, ſchönen Ausführungen des Herrn Oberbürgermeiſters auch im Namen dieſer Verſammlung einige Worte des Glückwunſches und des Dankes an Sie richte; und wenn es wenige ſind, ſo glauben Sie mir, daß ſie trotzdem aus einem aufrichtigen und warmer Empfindung vollen Herzen kammen. Bedenken Sie bitte, daß ſich zwiſchen Ihnen, verehrter Herr Stadtbaurat, und den Mit⸗ gliedern der Verſammlung in der langen Zeit Ihrer Tätigkeit ein ſo gutes, warmes, freundſchaftliches Verhältnis herausgebildet hat, daß es nicht mehr pieler Worte bedarf, um dieſe Tatſache noch beſon⸗ ders zu beſtätigen. Ich möchte Sie bitten, Ihre Wiederwahl als Stadtbaurat, Ihre Ernennung zum Stadtälteſten ſeitens dieſer Verſammlung als einen Ausdruck des wärmſten Dankes für die geleiſteten Dienſte aufzufaſſen, als den Ausdruck der Hoffnung, daß Sie noch recht lange Jahre in alter Friſche und in alter Schaffenskraft die Obliegenheiten, die Ihr Amt Ihnen auferlegt, weiterführen werden, zu Nutz und Frommen dieſer Stadt. (Lebhaftes Bravo.) Stadtbaurat Bredtſchneider: Verehrter Herr Oberbürgermeiſter! Ich ſpreche Ihnen meinen innigſten Dank aus für Ihre überaus freundlichen Worte der Begrüßung und der Anerkennung; ſie gereichen mir zur hohen Ehre. Ich werde mich be⸗ mühen, ein nützliches Mitglied des Magiſtrats zu ſein und ſeine Beratungen und Beſtrebungen nach beſten Kräften zu fördern zum Wohle unſerer guten Stadt. Die ſchönen Worte, hochverehrter Herr Stadt⸗ verordnetenvorſteher, die Sie an mich bei meiner Einführung gerichtet haben, waren getragen von viel Wärme, Freundlichkeit und Wohlwollen. Ich bin für ſolche Geſinnung beſonders empfänglich und dankbar, um ſo mehr, als, wie Sie es ja auch aus⸗ gedrückt haben, gleiche Geſinnungen mir gegenüber bei der Stadwerordnetenverſammlung beſtehen. Ich danke Ihnen. (Bravo!) Nun, meine ſehr geehrten Herren Stadtverord⸗ neten, heißen Dank für das Vertrauen, das Sie mir durch die wiederholte Wiederwahl zum Stadtbaurat entgegengebracht haben! Ich werde beſtrebt ſein, es zu rechtfertigen. Vor allem aber ſchönſten Dank Sitzung am 28 März 1917 dafür, daß Sie mir die Würde eines Stadtälteſten verliehen haben; ich werde ſie in Ehren tragen. Meine Herren, als ich im Frühjahr 1888 meine kommunale Tätigkeit in Charlottenburg auf⸗ nahm, war die Stadt nicht allzu groß; ſie beſaß etwa 50 000 Einwohner. Mit Berlin beſtand eine bauliche Verbindung nicht; zwiſchen Charlottenburg und ſeinen angrenzenden Gebieten befand ſich eine unbebaute Zone von Wieſen, Heide, Aeckern und Gärten, und es iſt vielleicht intereſſant, zu erwäh⸗ nen, daß noch viele Jahre darauf dieſe unbebaute Zone vorhanden war und auf ihr bei Gelegenheit Jer Grundſteinlegung zur Kaiſer⸗Wilhelm⸗Gedächt⸗ niskirche die Artillerie aufgefahren war, um von hier aus den feierlichen Akt mit ihrem Donner zu beurkunden. Beim Beginn meiner kommunalen Tätigkeit war in Charlottenburg eine Kanaliſation noch nicht vorhanden. Die Waſſerleitung befand ſich in den Händen einer privaten Geſellſchaft, Waſſerröhren lagen noch keineswegs in allen Straßen, und dort, wo eine Waſſerleitung vorhanden war, waren keines⸗ wegs alle Häuſer an ſie angeſchloſſen. Die Straßen⸗ beleuchtung war ſehr rückſtändig, die Straßen waren noch finſterer als jetzt, wo uns der Krieg zu einer weſentlichen Einſchränkung in der Beleuchtung ge⸗ zwungen hat. Das Straßenpflaſter beſtand durch⸗ weg aus ſogenannten Katzenköpfen. Sie waren aus Findlingen geſchlagen, die in der Umgebung von Charlottenburg gegraben wurden, und es iſt ſehr ſpaßig, in den Akten zu leſen, daß zeitweiſe in Char⸗ lottenburg Pflaſterungen nicht haben ausgeführt werden können, weil der Unternehmer die notwen⸗ dige Menge von Findlingen nicht hatte graben können. Auf den Bürgerſteigen war Pflaſter nur dort vorhanden, wo Gebäude errichtet waren; vor den unbebauten Grundſtücken fehlte es zum großen Teil. Die Straßenreinigung war nach meiner Auf⸗ faſſung nicht auf dem Poſten. In der Berliner Straße, deren Fahrweg mit Chauſſierung befeſtigt war und auf dem zeitweiſe ein verhältnismäßig großer Wagenausflugverkehr ſtattfand, entwickelte ſich ein ſolcher Staub, daß die Blätter an den Straßenbäumen und an den Bäumen und Sträuchern in den Vorgärten mit einer dicken Mehlſchicht überzogen wurden, wodurch auch das Aeußere der Straße einen unfreundlichen Eindruck erhielt. Dem allen aber ſetzte der Schwarze Graben die Krone auf. Er ergoß ſich aus dem Wilmersdorfer See, durchfloß einige Teile von Schöneberg und Wilmersdorf und befand ſich in Charlottenburg etwa an der Stelle, wo heute die Kaiſer⸗Friedrichſtraße vorhanden iſt. Mehrere Grundſtücke, die an den Schwarzen Graben angrenzten, hatten widerrecht⸗ lich ihre Abwäſſer in ihn geleitet. Dieſe fingen an zu ſtinken und verpeſteten die Umgegend in ganz unerträglicher Weiſe. Die Mißſtände waren ſo ſtark, daß ſich die Polizei wiederholt ins Zeug legen mußte, und zwar zuletzt mit dem Erfolg, daß das Oberverwaltungsgericht die Stadt verurteilte, den Schwarzen Graben zu überbauen und ſeine Ab⸗ wäſſer vor ihrem Einlauf in die Spree durch eine Anlage zu reinigen. Die Koſten für dieſe Anlage waren ſogar auf 300 000 ℳ geſchätzt. Meine verehrten Herren, als ich im Herbſt des Jahres 1887 vor meiner Baumeiſterprüfung ſtand, erging an mich die 22 ob ich wohl 8 ie 40. nach Charlottenburg zu kommen, um hier die Ka⸗