80 enthalts, daß einigermaßen für Unterricht geſorgt wird. Wie dieſe Aufgaben zu löſen ſind, iſt freilich durch die Vorlage allerdings noch nicht in klaren Umriſſen vorgezeichnet. Sie ſpricht ſelbſt davon, daß man „noch nicht annähernd überſehen“ könne, ob und an welchen Orten die Kinder unterzubringen ſein werden. Da wird es denn auch beſonders ſchwie⸗ rig ſein, eine Aufſicht an den betreffenden Orten herbeizuführen und vor allen Dingen auch für eini⸗ gen Unterricht in der langen Zeit Sorge zu tragen. Das ſind Löſung wir vor der Hand noch keinen Anhalt haben. Ich weiß durch eine gütige private Mitteilung des Herrn Oberbürgermeiſters, daß namentlich ſei⸗ tens der oſtelbiſchen Provinzen in großem Umfange Anerbietungen über die Aufnahme von Stadtkindern gemacht ſind, und es iſt zu hoffen, daß von den 6000 Kindern, die wir zu entſenden die Abſich haben, in der Tat der größte Teil wird unterge⸗ bracht werden können. Eine Aeußerung darüber wieviel ſolcher Angebote ſeitens der Landgemeinden ſpeziell für die Stadt Charlottenburg nutzbar ge⸗ macht werden können, können wir vielleicht heut. noch vom Magiſtratstiſch erwarten. Jedenfalls wäre es wünſchenswert, zu erfahren, wieviel Kinder wir in Familien und wieviel wir wohl in Gruppen unterzubringen gedenken; denn durch die Unter⸗ bringung in Gruppen wird die Möglichkeit der Er teilung des Unterrichts, die, wie geſagt, bei der Dauer des Aufenthaltes beſonders dringend er, wünſcht iſt, doch mehr gewährleiſtet werden, als wenn die Beſchulung der Kinder nur, wie es im Miniſterialerlaß vom 12. März geſagt iſt, wem irgend möglich am Orte der Unterbringung erfolgt.“ Es wird gewiß häufig ſeine Schwieriakeiten haben, die Beſchulung dort in einer unſeren Wünſchen ent⸗ ſprechenden Weiſe durchgeführt zu ſehen. Dabei verdient noch ein anderer Geſichtsvunk: Berückſichtigung. Ich möchte nicht gern, daß der Vorlage der Gedanke anhaftet, als wenn es ſich lediglich um die Entſendung von unbe⸗ mittelten Kindern handelt, ſondern ich alaube, daß der Nutren der Entſendung größerer Mengen von Kindern auf das Land auch denjenigen Ständen zu teil werden ſollte, die einige Mittel aufzubringen vermögen. Dem jetzt keſonders ſchwer bedrängten Mittelſtande iſt es zu gönnen, daß auch ſeinen Kindern die Wohltat eines längeren Aufenthaltes auf dem Lande verſchafft wird. Wenn auch die Stadt aus eigenen NRittel⸗ direkt nicht zu viel für dieſe Schichten wird bei⸗ ſtenern können, ſo wäre es doch wünſchenswert, daß ihnen erſtens die Sorge für die Unterbrinaung ſelbſt abgenommen, alſo die Vermittlung der Stellen ſei⸗ tens der Stadt gewährt wird. — zweitens die Sorae für die Kleidung und die Ausſtattung, die für den längeren Aufenthalt erforderlich iſt und heute ja ſeine beſonderen Schwieriak⸗iten bereitet, und end⸗ lich, daß auch für die unterrich liche Ver „nauna dieſer Kinder die nötigen Maßnahmen getroffen werden. Ebenſo were es wünſchenswert, daß nicht bloß den unhemittelten, ſondern auch amderen, die darauf Anſnruch in machen berechtigt erſcheinen die Reiſe⸗ preisermäßigung verſchafft werden könnte oder eventuell ſogar die Reiſekoſten überhaupt aus der Summe von 140 000 ℳm mit beſtritten werden. Der Maaiſtrat ſchlägt vor und erwartet, daß der Verein für Ferienkolonien, der ſich ſchon ſonſt immer in dankenswerter Weiſe der Aufgabe ge⸗ zweifellos ſchwierige Aufgaben, für deren Sitzung am 18. April 1917 wachſen gezeigt hat, unſere Kinder als Ferienkoloni⸗ ſten aufs Land zu bringen, auch für die diesmalige beſondere Aufgabe die notwendigen Vorarbeiten über⸗ nehmen wird. Ich hoffe und vertraue, daß der Ver⸗ ein dieſe weit größere Aufgabe, die ſeine ſeitherigen um ein Vielfaches überſteigt, wird leiſten können, dank den großen Erfahrungen, die er auf dieſen Gebiete hat. Eine Rückſprache, die ich mit den maß⸗ gebenden Herren aus dem Verein für Ferienkolo⸗ nien genommen habe, hat mich in dieſem Zutrauen beſtärkt. Immerhin wird es wünſchenswert ſein, daß unſer Herr Oberbürgermeiſter, der ſo warmherzig einen neuen Verein leitet, der für die Transvortie rung von Stadtkindern aufs Land gegründet iſt, mit dieſem Verein dafür eintritt, daß die verſchiedenen grundſätzlichen Aufgaben, die ſich ſpeziell ergeben und die ich zum Teil ſfizziert habe, auch gut gelöſt wer⸗ den. Hoffentlich ſehen wir am Schluſſe dieſes Som⸗ mers, daß die Sache gelungen iſt und daß ſowohl den entſandten Kindern als auch dem Ganzen ein ſchöner und bleibender Gewinn daraus erwachſen iſt. Es bleibt noch zu erwägen, ob wir nicht den Kindern, die einen beſſeren oder weiter fortgeſchrit⸗ tenen Unterricht genoſſen haben, als er in den Ge⸗ meindeſchulen gewährt werden kann, während des Landaufenthalts die Möglichkeit eines Unterrichts zu verſchaffen in der Lage ſind, der ihrer bisherigen Ausbildung entſpricht. Und mit einem Worte laſſen Sie mich auch be⸗ rühren, daß die ärztliche Verſorgung der Kin⸗ der an den Orten, wohin ſie gelangen, einigermaßen aeſichert ſein muß. Das hat, wie uns allen bekann. iſt, auf dem Lande ſeine große Schwierigkeit. Um ſo mehr muß darauf geachtet werden, daß gewiſſ⸗ Vorſichtsmaßregeln getroffen werden. Sollen auch, wie ich eingangs ſagte, lediglich geſunde Kinder ent⸗ ſandt werden, ſo können immerhin natürlich auch dieſe erkranken, und ärztliche Hilfe muß deshalb jedenfalls erreichbar ſein. Ich zweifle nicht, meine Herren, daß der Herr Oberbürgermeiſter mit dem von ihm geleiteten Ver⸗ ein alle die Geſichtspunkte bei der Verwirklichun der Vorlage berückſichtigen wird, die ihren Erfolg auch verbürgen. Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Meine Herren! Nach den freundlich empfehlenden Worten des Herrn Vorredners kann ich mir erſparen, für die Vorlag an ſich beſonders einzutreten. Ich möchte von vorn herein nicht unerwähnt laſſen, daß in der ganzen Frage eine große Zahl von Schwierigkeiten ſchlum⸗ mert, von denen der Herr Vorredner einige nu erwähnt hat, daß aber dieſe Schwierigkeiten uns⸗ den Begründern des Vereins, nicht groß genug er ſchienen, um die geſamte Sache daran ſcheitern zu laſſen, die zweifellos im allgemeinen nationaler Intereſſe und insbeſondere im Intereſſe unſere minderbemittelten Volksſchichten liegt. Ich möcht⸗ mir nur erlauben, wenige Punkte heranszuareifen, über die der Herr Vorredner Auskunft verlangte. Was die verhältnismäßig hoch erſcheinende Summe von 140 000 ℳ betrifft, ſo möchte ich zu nächſt feſtſtellen, daß ſie ein Höch ſt betrag iſt, von dem wir nicht nur hoffen, ſondern ſogar mit ziem⸗ licher Sicherheit annehmen dürfen, daß er nicht an⸗ nähernd verbraucht werden wird. Was die Frage des Mittelſtandes betrifft. die der Herr Vorredner angeſchnitten hat, ſo iſt auch