86 Sitzung am Anders ſteht es mit den Monumentalbauten, die ja in gewiſſer Beziehung einen öffentlichen Schutz gegen Verunſtaltung genießen müſſen. Ich fann mir nicht gut denken, daß man die Kupferbe⸗ deckung vom Dom entfernen und ſie durch Ruberoid erſetzen könnte. Andererſeits wäre es ein wahrer Segen, wenn all die Spitzen und Dachluken, die ſich auf dem Dom ſehr häufen, entfernt werden könnten; auch könnte z. B. der Hedwigskirche die Fortnahme der übergroßen Laterne nur zum Vorteil gereichen. Sehr wünſchenswert wäre es auch, wenn wir bei dieſer Gelegenheit von den vielen Denkmälern befreit werden könnten, die nach 1870 entſtanden ſind und von denen viele, wie man wohl ohne weite⸗ res ſagen kann, von ſehr zweifelhaftem künſtleriſchen Wert ſind. Aber daran iſt wahrſcheinlich nicht zu denken. Es iſt ja ſchon der Vorſchlag gemacht wor⸗ den, ſie durch Stein zu erſetzen, ein Gedanke, der nicht ganz von der Hand zu weiſen iſt. Ich kann nicht finden, daß die Bronze ein ſehr gutes Mate⸗ rial namentlich für großſtädtiſche Denkmäler iſt, denn die Bronze wird mit der Zeit ſo ſchwarz, daß der künſtleriſche Eindruck darunter leidetr. J möchte daran erinnern, daß unſer Bildhauer Lederer vorzugsweiſe Denkmäler aus Stein herſtellt. Auch die Figuren, die wir für Witzleben bei ihm beſtellt haben, werden nicht in Bronze, ſondern in Stein ausgeführt. Wir möchten nun den Magiſtrat bitten, bei der betreffenden Kriegsſtelle folgendes zu erreichen zu ver⸗ ſuchen: erſtens möglichſte Freigabe von Erſatz⸗ metallen; zweitens Befreiung von der Beſchlag⸗ nahme einzelner Teile wie Dachrinnen, Abfallröhren uſw. in geringeren Mengen, etwa bis zu 20 am; drittens Hinzuziehung von Beiräten als Sachver⸗ tändige zur möglichſten Verhinderung von Verun⸗ altungen, wobei die einzelne Frage von Fall zu Fall zu entſcheiden wäre; denn es ſcheint durch ms notwendig, daß man vom grünen Tiſch aus nicht alles über einen Kamm ſchert, ſondern jeden ein⸗ zelnen Fall namentlich im Hinblick auf eine even⸗ tuelle Verunſtaltung genau prüft; viertens die Stellung der nötigen Facharbeiter. Nur auf dieſe Weiſe wird es möglich ſein, namentlich wenn uns das Kriegsamt in irgendeiner Weiſe entgegenkommt, einerſeits die großen Schäden und Verunſtaltungen zu verhüten, andererſeits aber dem Heere die Kupfermengen zu liefern, die es zur Bewältigung ſeiner ſchwierigen Aufgabe notwen ig braucht. Stadtbaurat Seeling: Meine Herren! Ehe mir der Wortlaut dieſes Antrags heute früh durch den Herrn Oberbürgermeiſter bekannt gegeben wurde, hatte ich bereits geſtern Gelegenheit genommen, bei der Metallprüfungsſtelle vorzuſprechen, um mich dort näher zu informieren. Die ganze Angelegenheit iſt jedenfalls ſehr dringend und wichtig. Wir können nicht darauf rechnen, was der Herr Vorredner betonte, daß keſondere Rückſicht auf die Verunſtaltung genom⸗ men wird. Die Stelle wird die vorhandenen Beſtände ſo ſcharf erfaſſen, wie das überhaupt nur möglich iſt. Es iſt uns nur inſofern entgegengekom⸗ men worden, als wir zunächſt anmelden ſollen, wie⸗ viel Erſazmetall wir brauchen. Zink kann nicht zur Verfügung geſtellt werden; es kann aber verbleites bezw. verzinktes Eiſenblech in den Fällen geliefert werden, wo keine Pappe und dergleichen verwendet werden kann. Auch kleine Mengen werden unter allen Umſtänden in Anſpruch genommen werden. 18. April 1917 Es iſt in der Verfügung vom 9. März 1917 ausdrück⸗ lich darauf hingewieſen worden, daß auch große Verunſtaltungen in keiner Weiſe von der Beſchlag⸗ nahme entbinden. Die ganze Angelegenheit iſt, wie geſagt, ſehr ernſt, und die einzelnen Beſitzer werden ſich damit abfinden müſſen. um aler die Sache doch fachmänniſch anzufaſſen, habe ich dem Herrn Oberbürgermeiſter vorgeſchlagen⸗ die Enteignung von Kupfer nicht bei dem Statiſti⸗ ſchen Amte zu belaſſen, ſondern ſie der Hochbauwer⸗ waltung zu übertragen, damit von Fall zu Fall, wie der Herr Vorredner es wünſchte, in ſachverſtändiger Weiſe mit Rat und eventuell auch mit der Tat ein⸗ gegriffen werden kann. Ich will morgen dem Ma⸗ giſtrat darüter noch weitere Vorſchläge machen. Es ſoll vorgeſchlagen werden, daß wir von der Stadt aus ſowohl für die ſtädtiſchen Gebäude wie für die privaten Bauwerke der Kriegsmetall⸗Mobilmachungs⸗ ſtelle das nötige Erſatzquantum angeben und ihr auch mitteilen, wieviel Arbeiter etwa erforderlich ſind. gir haben ja bereits die nötigen Erhebungen vorge⸗ nommen, die uns liſtenmäßig vorliegen und aus denen ich Ihnen ein paar Daten nennen kann. Danach waren im September 1915 bei ſtädti⸗ ſchen Bauten etwa 100 000 kg, bei öffentlichen Bauten 33 000 kg und bei Privatbauten etwa 30 000 Kg anmeldepflichtiges Dachkupfer vorhanden. Nach der verſchärften Enteignung vom 9. März 1917 ſtellen ſich die einzelnen Summen folgendermaßen: bei den ſtädtiſchen Bauten etwa 120 000 1Kg, bei öffentlichen Bauten etwa 35 000 kg und bei Privat⸗ bauten auch etwa 30 000 kg. Ausgeſchloſſen von der Enteignung ſind nur die Bauten, die vor 1850 ent⸗ ſtanden ſind, und die phyſikaliſchen Inſtitute. Ein⸗ geſchloſſen ſind ſogar die ganz ſchmalen Kupfer⸗ ſtreifen, die zur Ausgleichung des Daches bei Brand⸗ giebeln genommen werden; alſo auch dieſe ſchmalen Streifen von etwa 20 em werden erfaßt werden. Für die zu enteignenden etwa 200 000 1g Kupfer werden wir rund 32 000 am Eiſenblech⸗ fläche, entweder verzinkt oder verbleit, als Erſatz⸗ material brauchen. Wir haben überſchläglich berech⸗ net, daß wir, um dieſe Kupfermenge auszukauen un) das Erſatzmetall oder anderes Deckungsmaterial ein⸗ zudecken, etwa 80 bis 100 Geſellen auf 4 Monate krauchen werden. Auch dieſe Geſellen werden wir, was uns in der Kriegsmetall⸗Mobilmachungsſtelle ebenfalls zugeſtanden iſt, anfordern. Wir wollen alſo verſuchen, vom Hochbauamt aus einheitlich die ganze Frage zu bearbeiten, den Privaten mit Rat und Tat zur Seite ſtehen und einheitlich für die ganze Stadt bei der Militärverwaltung ſowohl das Metall wie die Arbeiter anzufordern. Ich glaube, damit iſt die Sache auf einen Weg geleitet, der, ſoweit es überhaupt möglich iſt, Unge⸗ rechtigkeiten verhütet. Nochmals möchte ich aber hervorheben, daß die Militärverwaltung jedenfalls auf Verunſtaltungen keine Rückſicht mehr nimmt, und daß es, glaube ich, patriotiſche Pflicht iſt, es ruhig darauf ankommen zu laſſen. Vorſteher Dr Frentzel: Ich möchte in Ergänzung der Ausführungen des Herrn Antragſtellers hier noch betonen, daß es ſich nicht allein um eine Frage der Schönheit oder Unſchönheit und um Schwierigkeiten größerer oder kleinerer Natur, ſondern um eine Frage des öffentlichen Wohls inſofern handelt, als ja da geſorgt werden muß, daß die Privathäuſer den Cha⸗ rakter ihrer Bewohnbarkeit behalten. Ich lege Wert