Sitzung am wohl alle gehört haben, daß es ſich nur um eine Frage des Transportes handle, Brennmaterialien, Koks uſw. ſeien genug da, infolge der Witterung, des Schnees uſw. könne nur nicht genügend Brennmate⸗ rial den Verbrauchern zugeführt werden. So lag es auch tatſächlich in den Monaten Januar und Februar, dank der großen Läger, die wir in Berlin hatten. Nun müſſen wir uns aber unbedingt mit der Frage befaſſen, wie es im nächſten Winter ausſehen wird. Die Läger können nur in den Sommer⸗ monaten, d. h. in den Monaten Mai bis Sep⸗ tember, angeſammelt werden. Später iſt erfahrungs⸗ gemäß immer mit einem Mangel an Waggons zu rechnen, die Feldfrüchte müſſen transportiert wer⸗ den, und wir können uns in dieſen Monaten nicht mehr auf ſo große Transportmöglichkeiten verlaſſen. Deswegen iſt es notwendig, daß wir uns heute ſchon die Frage vorlegen: wie iſt es einzurichten, welche Organiſation iſt notwendig, damit rechtzeitig die erforderlichen Mengen von Brennmaterial ange⸗ ſammelt werden und es vermieden wird, daß es zu Verhältniſſen kommt, wie ſie nur in verhältnismäßig geringem Umfange im vergangenen Jahr eintraten, wie ſie uns aber eventuell in weit größerem Um⸗ fange bevorſtehen, wenn wir nicht rechtzeitig ein⸗ ſchreiten. 8 Nun hat ja das Reich eine Stelle für die Kohlenverſorgung eingerichtet mit einem Reichs⸗ kommiſſar an der Spitze; dieſe Stelle, die die Kohlen⸗ verſorgung in die Hand nehmen ſoll, iſt dem Kriegs⸗ amt beigeordnet. Wenn wir uns aber darauf allein verlaſſen, daß das Reich durch dieſe Amts⸗ ſtelle für uns ſorgen wird, ſo glaube ich, daß wir bei der Fülle der Anforderungen, die an dieſe Stelle herantreten, doch vielleicht nicht in der Weiſe berück⸗ ſichtigt werden, wie es notwendig iſt. Die einzelnen Verbraucherkategerien müſſen ſich immer und immer wieder Gehör verſchaffen, immer wieder und wieder den betreffenden Behörden vor Augen führen, in welchem Imfaenge ein Bedarf beſteht und daß für recht etige Vereitſtellung und vor allem für den Transport des Bedarfs Sorge getragen wird. Des⸗ wegen halte ich es für richtig, daß die Lieferanten von Kols, das heißt die Händler und die in Betracht kommenden Organiſationen, durch die Magiſtrate, eventuell gemeinſchaftlich durch ſämtliche Magiſtrate Groß⸗Berlins, in ihren Bemühungen, Brennmaterial zu erhalten, unterſtützt werden, und daß wir uns über die Maßnahmen, die deswegen getroffen werden müſſen, unbedingt rechtzeitig klar werden. Der Magiſtrat wird außer der Sorge für die Heran⸗ ſchaffung des Brennmaterials von außerhalb auch noch andere Aufgaben zu erfüllen haben, wie den Transport des Materials innerhalb der Stadt, die zur Verfügungſtellung von Lagerplätzen, die Auf⸗ ſtellung der erforderlichen Statiſtik uſw. Deswegen iſt es notwendig, daß rechtzeitig Klarheit darüber herrſcht, wie die Sache anzufangen iſt. Es hat ſich nämlich in den letzten Jahren in roß-Berlin eine vollſtändige Veränderung nament⸗ lich in bezug auf die Verſorgung mit Koks heraus⸗ geſtellt. Während früher die Gasanſtalten nahezu vollſtändig mit ihrer Produktion den Koksbedarf zu decken vermochten, iſt das in den letzten Jabren nicht mehr der Fall. Die Gasanſtalten gemi nen aus ihren Kohlen eine ganze Anzahl von Neben⸗ produkten, ſie brauchen auch fjſelbſt, ſodaß ſich die Kotsmengen, die an die Ver⸗ 2. Mai 1917 97 braucher abgegeben werden können, weſentlich ver⸗ ringert haben. Dagegen hat ſich der Verbrauch durch die zunehmende Zentralheizung weſentlich erhöht. Deswegen ſind wir darauf angewieſen, große Mengen aus Schleſien und Weſtfalen heranzuziehen, und es iſt deshalb notwendig, namentlich die Rege⸗ lung der Transportfrage jetzt mit aller Energie in die Hand zu nehmen. Aus dieſen Erwägungen habe ich daher mit Unterſtützung meiner Freunde den Antrag geſtellt, den der Herr Vorſteher bereits ver⸗ leſen hat. Oberbürgermeiſter Dr Scholz: Meine Herren! Der Magiſtrat begrüßt es lebhaft, daß auch aus Ihrer Mitte die Klagen hier ertönen, die wir, wie ich feſtſtellen darf, ſchon längſt an zuſtändiger Stelle erhoben haben. Wir begrüßen dieſe Unterſtützung unſerer bisherigen Tätigkeit und würden auch gern bereit jein — ich weiß nicht, ob der Herr Vor⸗ redner das beantragt hat —, die Sache mit Ihnen in einem Ausſchuß zu behandeln. Es empfiehlt ſich das vielleicht deshalb, weil immerhin Dinge zur Spiache kommen könnten, die man in der Oeffent⸗ lichkeit beſſer nicht erwähnt. Im übrigen darf ich feſtſtellen, daß der Magiſtrat beieits lange vor dieſem ſchweren Winter verſucht hat, die Kohlenverſorgung von Charlotten⸗ burg erträglich zu geſtalteu. Ich habe bereits im September vorigen Jahres, alſo ziemlich weit vor⸗ ausſchauend, wie die Herren wohl anerkennen werden, mit Ihrem Kollegen Rackwitz und Herrn Magiſtratsbaurat Meyer darüber Belatungen ge⸗ pflogen, wie wohl eine Sicherſtellung des Kohlenbe⸗ darfs für die Stadt erreicht werden rönnte. Wir haben uns damals auf den zur Zeit zweifellos allein möglichen Standpunkt geſtellt, daß es darauf an⸗ kommen müſſe, dem Handel die Herbeiſchaffung der erforderlichen Mengen zur Belieferung der Char⸗ lottenburger Bürgerſchaft zu ermöglichen. Wir haben dahingehende Verhandlungen gepflogen ſowohl mit Grubenbeſitzern, die im weſentlichen hier für die Be⸗ lieferung in Frage kommen, wie mit dem Mini⸗ ſterium der öfſentlichen Arbeiten. Damals, aller⸗ dings im September bezw. Anfang Oktober vorigen Jahres, wurden uns die lebhafteſten Zuſicherungen nach beiden Seiten gemacht, und wir konnten darauf⸗ hin annehmen, daß ſich weſentliche Schwierigkeiten in der Belieferung nicht zeigen würden. Sie wiſſen, daß ſich die Verhältniſſe anders ge⸗ ſtaltet haben, und die Erlebniſſe dieſes Winters müſſen uns ja, wie der Herr Vorredner mit Recht ausgeführt hat, erneut dazu bringen, daß wir recht⸗ zeitig für den nächſten Winter, ſoweit das überhaupt in unſerer Macht liegt, verſuchen, Vorkehrungen zu treffen. Ich darf Ihnen mitteilen, daß der Magiſtrat bereits im Februar beſchloſſen hat, 300 Waggons Preßkohlen anzukaufen, auf ſtädtiſchen Lagerplätzen zu lagern und ſie eventuell im Notfall während des nächſten Winters der minderbemittelten Bevölkerung zugänglich zu machen. Die Beſchaffung dieſer ver⸗ ſältnismäßig großen Menge iſt allerdings bisher nicht gelungen; es war nicht möglich, einen Abſchluß auf dieſer Baſis zuſtande zu bringen. Es wird des⸗ balb ſchon ans dieſem Grunde für uns ein dringen⸗ des Intereſſe vorliegen, bei den Reichs⸗ und Staats⸗ ſtellen dahin vorſtellig zu werden, daß es uns über⸗ einen Teil des Kokſes haupt ermöglicht wird, jetzt ſchon Abſchlüfſe zu machen. Des weiteren muß aber natürlich gewähr⸗ 1,