110 Sitzung am auszubauen. Wir bedauern das lebhaft⸗ Wir hatten es ſeinerzeit ja gewünſcht, ſind aber leider in der Minderheit geblieben. Wie geſagt, die Frage der Arbeitsloſenfürſorge iſt außerordentlich wichtig, wir vermiſſen ſie in dieſer Vorlage, ſie. gehört aber unbe⸗ dingt hier mit hinein. Wenn nun Herr Kollege Dr Rothholz ſagt, daß die Sammlung des Materials und die Errichtung eines Archivs ſo außerordentlich ſchwierig ſei, ſo glaube ich nicht, daß das zutrifft. Wir haben hier in Charlottenburg genügend Einrichtungen, die ſich befleißigen würden, das notwendige Material zu ſammeln. Wir haben die Arbeitgeberorganiſationen, wir haben die Arbeitnehmerorganiſationen, wir haben die Krankenkaſſen, und alle dieſe Inſtitutionen und Vereinigungen pflegen ſeit Jahren eine ein⸗ gehende Statiſtik, die dem Magiſtrat ohne weiteres zur Verfügung geſtellt werden könnte. Alſo die Sammlung des Materials betrachte ich nicht als ſo ſchwierig. Wenn die Einrichtungen der Fürſorge für die Kriegsinvaliden hier in Charlottenburg, wie ich aus den Ausführungen des Herrn Kollegen Dr Rothholz entnommen hale, noch nichts beſonderes geleiſtet haben, ſo weiß ich nicht, auf welche Urſachen das zurückzuführen iſt. Aber eins trifft zu: die Fürſorge für die Kriegsinvaliden liegt im allgemeinen in ganz Deutſchland im argen, und ganz kürzlich hat ſich eine Gruppe von Arbeitervertretern mit dieſer Frage beſchäftigt. Man hat verlangt, daß von den betreffenden Reichsſtellen aus endlich einmal eine andere Organiſation auf dem Gebiete geſchaffen werden möchte. Dann iſt darauf hingewieſen worden, es ſolle dafür geſorgt werden, daß jeder ſeinen Fähigkeiten entſprechend auf den richtigen Platz kommen ſoll, daß derjenige, der noch genügend Arbeitskraft in ſich hat, dieſe Arbeitskraft dem allgemeinen Wohl zur Ver⸗ fügung ſtellen muß. Hierbei kommt aber eine ſehr wichtige Frage in Betracht, nämlich die Entlohnung dieſer Arbeiter. Dem muß unbedingt vorgebeugt werden, daß ſie durch Vermittlung des Arbeitsnach⸗ weiſes als willfähriges Ausbeutungsobjekt dem Unternehmer überliefert werden. Auf dieſem Gebiete haben wir große Aufgaben zu erfüllen, um die hier in Frage kommenden Perſönlichkeiten zu ſchützen. Auch das wird Aufgabe des Arbeitsamtes ſein müſſen. Meine Herren, ich will nicht tiefer in die Ma⸗ terie ſelbſt hineinſteigen. Sehen Sie ſich doch das Wirtſchaftsgebiet von Groß⸗Berlin an! Herr Kol⸗ lege Dr Rothholz hat ſchon angeführt, daß unſer Arbeitsnachweis für Groß⸗Berlin nur eine ganz leine Bedeutung hat. In der Hauptſache ſind nur ungelernte Arbeiter vermittelt worden. Die größte Irbeitervermittlung liegt doch im Innern von Ber⸗ ſin, und wir ſind doch nun einmal ein Glied dieſes großen Wirtſchaftsgebietes. Wir würden hier eine Sinrichtung ſchaffen, die nachher genau ſo ausſehen wird, wie alle die Einrichtungen, die wir bereits geſchaffen haben, weil wir dabei aus der Reihe ge⸗ zanzt ſind, und das Endreſultat iſt, daß wir doch nicht das große Gebiet treffen, das wir erſaſſen wollen. Meine Herren, auch ich bin der Ueberzengung, daß die ganze Materie, die uns der Magiſtrat heute zur Beratung vorgelegt hat, in einen Ausſchuß hii eingehört und dort eingehend beraten werden muß. Verſchiedene Abteilunnen, die unbedingt emgcführt 13. Juni 1917 werden müſſen, fehlen in dieſer Vorlage; es muß verſucht werden, ſie dem Arbeitsamt mit einzuglie⸗ dern. Ich glaube doch, daß wir bei einer ruhigen und ſachlichen Ueberlegung und Beratung zu der Ueber⸗ zeugung kommen müſſen, daß ein derartiges Amt nicht allein Charlottenburg umfaſſen kann, ſondern für Groß⸗Berlin ins Leben gerufen werden muß, wenn es ſegensreich wirken ſoll. Ich bitte auch, dem Antrag, die Vorlage einem Ausſchuß von 15 Perſonen zu überweiſen, zuzuſtimmen. Stadtrat Dr. Spiegel: Meine Herren! Die Auf⸗ nahme, die die Vorlage hier geſunden hat, iſt nicht gerade eine begeiſterte; es tritt hier eine Zaghaftig⸗ keit gegenüber der Verbeſſerung beſtehender Zuſtande hervor, die man eigentlich in der Charlottenburger Stadtverordnetenverſammlung gar nicht gewöhnt iſt, und ich muß ſagen, daß ich die dagegen angeführten Gründe bisher noch nicht recht begreife. Ich erwarte ja, daß in den Ausſchußberatungen, die zweifellos ſtattfinden werden, dieſe Gegengründe ausführlicher dargelegt werden, und ich hoffe, dann in der Lage zu ſein, dieſe Gegengründe ebenſo eingehend zu be⸗ ſeitigen. Ich werde mich in Erwartung der Ausſchuß⸗ beratungen heute ganz kurz faſſen und nur auf einige irrige Behauptungen eingehen. Der Herr Berichterſtatter meinte, daß die Fach⸗ ausſchüſſe in der Kriegsbeſchädigtenfürſorge bisher überhaupt nicht gearbeitet hätten. Nun iſt es natür⸗ lich ganz unmöglich, daß der Herr Berichterſtatter das weiß, außer wenn ihm die Akten der Kriegs⸗ beſchädigtenfürſorge zu dieſem Zwecke zugänglich ge⸗ macht worden wären. Das wäre ſehr gern geſchehen, wenn er es verlangt hätte. Aber ich habe dem Herrn Berichterſtatter auf denſelben Einwand kereits in der Deputation das Gegenteil verſichert, daß die Kriegsbeſchädigtenfürſorge ſchon in einer ganzen Reihe von Fällen die Fachausſchüſſe in Anſpruch genommen hat, und daß die Ergebniſſe dieſer Inan⸗ ſpruchnahme in einer Reihe von Fällen durchaus befriedigend waren. Ich habe aber ferner in der Deputation ſchon ausgeführt, daß die Urſache, wes⸗ halb die Fachausſchüſſe bisher noch nicht zu ihrer vollen Tätigkeit gelangt wären, ganz klar läge. Dieſe Urſache liegt in den außerordentlich günſtigen Ver⸗ hältniſſen, die jeder, auch der minderwertigſte Arbeitſuchende, heute auf dem Arbeitsmarkt vor⸗ ſindet, in Verhältniſſen, die es ihm ermöglichen, ohne viel zu fragen, ein Unterkommen in der In⸗ duſtrie zu finden. Sie liegt ferner darin, daß eina Art erweiterter Fachausſchüſſe in Geſtalt der Ar⸗ beitsgemeinſchaften für verſchiedene Berufe beſteht, die für ganz Groß⸗Berlin ihre Tätigkeit ausüben. Dieſe Arbeitsgemeinſchaften ſind nichts anderes als Fachausſchüſſe, nur in etwas größerem Maßſtabe, als wir ſie hier haben, und in etwas größerem Maß⸗ ſtabe, als ſie vorausſichtlich während des FIriedens erhalten bleiben werden. Was wir in den Frieden aber hinüberretten müſſen, das ſind derartige Be⸗ ratungsinſtanzen, und wenn die Arbeitsgemeinſchaf⸗ ten für Groß⸗Berlin auf die Dauer ſo beſtehen ſollten, wie ſie jetzt beſtehen, und ſich auf diejenigen Berufe, wo ſie jetzt noch fehlen, ausdehnen ſollten, dann werden wir gar keinen Anſtand nehmen, dieſe Arbeitsgemeinſchaften ſelbſt als Fachausſchüſſe zu be⸗ nutzen. Ueberhaupt werden wir ſelbſtverſtändlich alle unſere Einrichtungen mit den Nachbargemeinden und ihren Einrichtungen in ſtändiger Verbindung zu halten haben. Das iſt etwas ſo Selbſtverſtänd⸗