112 Das Inſtitut iſt ſchon ſeinerzeit ins Leben ge⸗ treten, die Dezernenten für die einzelnen Unterab⸗ teilungen ſind auch ſchon bekannt; z. B. iſt ein Dr. Albrecht für die nationalökonomiſch⸗ſtatiſtiſche Abteilung, ein Dr Weber für die experimentell⸗ pfychologiſche Abteilung ernannt; der Name des Dritten iſt mir entfallen. Das Amt hat ſchon ge⸗ arbeitet, aber während des Krieges iſt dieſe Tätig⸗ keit, wie wir ja auch nicht würden arbeiten können, nicht weiter gefördert worden. Ich glaube, daß wir uns die Ergebniſſe dieſer Arbeiten werden zunutze machen müſſen. Diejenigen, die ſich eingehender über die Sache informieren wollen, finden in Nr. 4 der Deutſchen Mediziniſchen Wochenſchrift vom Jahre 1914 genauere Angaben darüber. I kann auch ſagen, daß die Anregungen, die dort ge⸗ geben worden ſind, bereits Früchte tragen. Es ſind zum Zwecke der Berufsberatung in einer ganzen Reihe von Kriegslazaretten auch von Nervenärzten pſychologiſch⸗experimentelle Verſuche angeſtellt wor⸗ den, um in geeigneter Weiſe die Kriegsbeſchädigten für einen zu ergreifenden Beruf auszuſuchen und ſie in der richtigen Weiſe zu beraten. Alle dieſe Dinge werden natürlich unſerm Amt, wenn es zuſtande kommt, zugute kommen und geſammelt werden. Aber ein beſonderes Amt — das betone ich noch ein⸗ mal —für dieſen Teil, der ſehr weſentlich iſt, werden wir wohl kaum zu ſchaffen nötig haben. 4 Stadtv. Schwarz: Ich möchte für meine Per⸗ ſon jedenfalls dem Herrn Stadtrat Dr Spiegel vielen Dank für die ſehr intereſſante Arbeit aus⸗ ſprechen, und ich meine, daß es für alle Maßnahmen, die die Stadt zu treffen hat, ſehr bedeutungsvoll iſt, daß ihnen Statiſtiken zugrunde liegen. Ich hatte früher einmal Gelegenheit, in Schulſachen darauf hinzuweiſen, wie ſehr notwendig derartige Vor⸗ arbeiten ſind, damit man genau weiß, wie man zu disponieren hat. Auf der andern Seite verſchließe ich mich nicht der Einſicht, daß die in der Vorlage bezeichneten Aufgaben einen ungeheuren Umfang haben, und wie gerade der auf pſychologiſcher Grund⸗ lage ruhende Teil der Berufsberatung durch das Arbeitsamt erledigt werden ſoll, das iſt mir, ſo weit meine Kenntnis der Dinge reicht, nicht ganz klar. Ich möchte vor allem auf eins aufmerkſam machen. Wenn eine derartige Berufsberatung, von der Herr Stadtrat Dr. Spiegel ſagte, daß ſie nicht notwendig mit dem Amt zuſammenhängen muß, ins Leben gerufen wird, ſo lann ſie doch nur in Aus⸗ nahmefällen meiner Anſicht nach die Schüler aller möglichen Lehranſtalten, ſeien es Volksſchulen, ſeien es höhere Lehranſtalten, ſeien es Fortbildungs⸗ ſchulen, direkt beraten. Denn die Berufsberatung iſt meines Erachtens Sache der Geſamtlehrerſchaft, der Oberlehrerſchaft und der Volksſchullehrerſchaft. Es müßte dann vielmehr Gelegenheit gegeben werden, die geſamte Lehrerſchaft zu orientieren, und es wäre allerdings ſehr dankenswert, wenn wir ein Archiv beſäßen, durch das es für jeden Berater möglich wäre, alle die Fälle vor Augen zu haben, die er für ſeine verantwortliche Tätigkeit braucht. Es bleibt dann immer noch Sache des Taktes und der pſycho⸗ logiſchen Kenntnis des einzelnen, wie weit er das Richtige trifft. Aber für den Gedanken, eine Ma⸗ terialſammlung für Berufsberatung anzulegen, bin ich Herrn Stadtrat Dr Spiegel ſehr dankbar. (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit die Einſetzung eines Ausſchußes von 15 Mit⸗ Sitzung am 13. Juni 1917 gliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Bergmann, Dr Byk, Dr Crüger, Dr Damun, Dr. Frentzel, Gebert, Hirſch, Imberg, bem. Dr Perl, Rackwitz, Richter, Rieſenberg, Dr Roth⸗ holz und Schwarz.) Vorſteher Dr. Frentzel: Wir kommen zu Punkt 11 der Tagesordnung. Vorlage betr. Anſtellung von Schulärzten und Schulpflegern an der Fortbildungsſchule. — Druck⸗ ſache 79. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage ch des Magiſtrats, wie folgt: Der Anſtellung 1. je eines Schularztes für die Fortbildungsſchule für Männer und für Mädchen zu dem üblichen Honorarſatze von 1800 ℳ jährlich, 2. je eines Schulpflegers bezw. einer Schulpfle⸗ gerin für dieſelben Anſtalten, zu Bedingun⸗ mord die durch den Etat für 1918 beſtimmt werden, zum 1. April 1918 wird zugeſtimmt.) Punkt 12: Beſchlußfaſſung über die Dauer der Sommerferien. Meine Herren, ich ſchlage Ihnen wie üblich die Monate Juli und Auguſt vor. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Wir kommen nunmehr zu Punkt 8 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Zuwahl von Frauen in Deputa⸗ tionen. — Druckſache 76. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren! Es iſt erfreulich, daß der Magiſtrat dem Beſchluſſe der Stadtverordnetenverſammlung, den wir vor einiger Zeit gefaßt haben, mit ſolcher Schnelligkeit ent⸗ ſprochen hat. Die Vorlage, die uns heute beſchäf⸗ tigt, befriedigt allerdings meines Erachtens nicht alle Wünſche, die ich und, ich glaube, auch eine große Zahl der anderen Stadtwerordneten gehabt haben und haben. Zunächſt muß es Verwunderung erregen, daß einige Deputationen, die ich ſeinerzeit als wohl für die Zuwahl von Frauen geeignet bezeichnet habe, hier in der Vorlage des Magiſtrats überhaupt nicht erwähnt ſind. Ich betone dabei, daß es mir doch zweckmäßig zu ſein ſcheint, wenn in der Deputation für Kunſtzwecke und ebenſo in der Park⸗ deputation die Frauen auch vertreten wären. Das ſind zwei Deputationen, in denen wohl die Frauen ohne weiteres mit ſachverſtändigem Rate helfen können. Eine wichtigere Frage iſt noch die der Teil⸗ nahme der Frauen als Sachverſtändige, wenigſtens in dem jetzigen Sinne, bei den höheren Lehranſtal⸗ ten. Meine Herren, bei den höheren Lehranſtalten hat, glaube ich, die Frau als Mutter ohne weite⸗ res ein ganz weitgehendes Intereſſe, und ich würde es für ſehr bedauerlich halten, wenn etwa grundſätz⸗ lich daran feſtgehalten werden ſollte, daß in dieſe eine Frau nicht hineinzuwählen wäre.