114 daß uns der Magiſtrat in der Ausſchußberatung die Gründe angeben wird, weshalb er ſich in der Mehr⸗ zahl der Deputationen zunächſt nur auf ein weib⸗ liches Mitglied beſchränkt hat. Wir werden dann im einzelnen Fall unſere Gegengründe anführen, und ich zweifle nicht daran, daß es uns gelingen wird, ſowohl mit dem Magiſtrat als auch unterein⸗ ander im Ausſchuß zu einer Verſtändigung zu kom⸗ men. Ich hoffe, daß dieſe Verſtändigung auch vor⸗ läufig die volle Billigung der weiblichen Organiſa⸗ tionen finden wird. Ich glaube, dieſe weiblichen Organiſationen er⸗ kennen an, daß das Wichtigſte in der ganzen An⸗ gelegenheit der erſte Schritt iſt. Dieſer erſte Schritt wird auch durch die Magiſtratsvorlage, ſelbſt, wenn ſie unverändert bleiben ſollte, im weſentlichen Maße bereits getan. Meine Freunde ſind aber bereit, wei⸗ ter in entgegenkommendſter Weiſe zu prüfen, wie wir den Wünſchen der peiblichen Organiſationen entſprechen können, und wir laſſen uns dabei von dem Gedanken leiten, daß die ganze Frage damit zur Entwicklung gekommen iſt und daß es in Zu⸗ kunft nur einen Weg geben kann, nämlich den, der den weiblichen Einfluß immer mehr ſtärkt und nicht etwa ſchwächt. Von dieſem Geſichtspunkte geleitet, werden meine Freunde in die Ausſchußberatung eintreten, und wir geben der Hoffnung Ausdruck, daß wir zu einem zufriedenſtellenden Ergebnis kommen. Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren! Meine Freunde haben ja bei verſchiedenen Anläſſen ihrer grundſätzlichen Auffaſſung Ausdruck gegeben, daß wir wünſchen, die Frauen in politiſcher Hinſicht in jeder Weiſe den Münnern als aleichberechtigt anerkannt zu ſehen. Aus dieſem Geſichtsvunkte her⸗ aus wünſchen wir eine Teilnahme der Frauen an allen öffentlichen, alſo auch allen kommunalen An⸗ gelegenheiten in möalichſt weitem Umfange. Die Frauen nur als ſachkundige und ſachverſtändige, nicht als ſtimmberechtigte Mitglieder in den ſtädti⸗ ſchen Deputationen zuzulaſſen, iſt natürlich nur ein annz ſchwächlicher Anfang in bezug auf dieſes Ziel. Aber da wir ja nach Lage der Geſetzgebung nicht rr 4 Sitzung am 13. Juni 1917 einmal imſtande ſind, die Frauen als ſtimmberech⸗ tigte Mitglieder zuzulaſſen, müſſen wir uns eben damit abfinden, daß wir ſie in weitherziger Aus⸗ legung der geſetzlichen Beſtimmungen, wie die Vor⸗ lage mit Recht ſagt, als ſachkundige und ſachver⸗ ſtändige Mitglieder zuziehen. Bei dieſer unſerer grundſätzlichen Stellung iſt es natürlich ſelbſtverſtändlich, daß wir die Frauen überall vertreten ſehen möchten, wo es irgend an⸗ gängig iſt, d. h. alſo in allen Deputationen, und meine Freunde würden den Wünſchen des Herrn Kollegen Dr Stadthagen, die in dieſer Richtung über die Vorlage hinausgehen, durchaus entgegen⸗ kommen. Aber auch abaeſehen von dieſem grund⸗ ſätzlichen Standpunkte ſind meine Freunde der Meinung, daß wir doch in einem Ausſchuß die Aus⸗ wahl der Deputationen, die der Magiſtrat getroffen hat, etwas näher prüfen müſſen, und daß wir auch prüfen müſſen, ob nicht abgeſehen von ſolchen grund⸗ ſätzlichen Erwägungen aus in der Sache liegenden Gründen noch einige andere Deputationen hinzuzu⸗ wählen ſind. Ebenſo ſind wir geneigt, die Frage in einem Ausſchuß zu prüfen, ob nicht mindeſtens in einigen der vorgeſchlagenen Deputationen die Zahl der weiblichen Mitglieder verſtärkt werden muß. Aus dieſen Gründen ſchließen ſich meine Freunde dem Antrage an, die Vorlage in einem Ausſchuß näher zu beraten. (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit die Ueberweiſung der Vorlage an einen Aus⸗ ſchuß von 13 Mitgliedern und wählt zu Ausſchuß⸗ mitgliedern die Stadtv. Dr Borchardt, Dr. Damm, Dr Eyck, Dr Feilchenfeld, Guttmann, Jachmann, Jaſtrow, Katzenſtein, Dr Landsberger, Leyſer, Dr Liepmann, Otto und Or Stadthagen.) Vorſteher Dr Frentzel: Damit iſt die Tages⸗ ordnung unſerer Sitzung erſchöpft. Ich ſchließe die Sitzung. (Schluß 7 Uhr 38 Minuten.)